AboAbonnieren

Kölner Quereinsteigerin als Lehrerin„Vorbereitungsdienst mit über 50? Das kam für mich nicht infrage!“

Lesezeit 3 Minuten
Lehrerin Kathrin Deuper und Lehrer Jan Söntgerath sind Quereinsteiger in den Lehrerberuf

Kathrin Deuper arbeitete in der Forschung eines Lebensmittelkonzerns.

Kathrin Deuper, Lehrerin für Hauswirtschaftslehre an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln, hat schon viel Berufserfahrung hinter sich, als sie sich für den Quereinstieg entscheidet.

Ich bin studierte Ökotrophologin, was es mir ermöglichte, den Quereinstieg in das Schulfach Haushaltswirtschaftslehre zu vollziehen. Ich habe davor lange in der Forschung in einem internationalen Lebensmittelkonzern in Süddeutschland gearbeitet und bin dann aus privaten Gründen nach Köln gewechselt. Hier habe ich zunächst meinem Mann geholfen, seine Firma aufzubauen. Mehr oder weniger durch einen Zufall habe ich dann über acht Jahre hinweg ein eigenes Catering-Unternehmen betrieben, nicht in Vollzeit und mit Angestellten, sondern als Teilgewerbe.

Damals war mein zweitgeborenes Kind noch sehr klein, und ich dachte: Hm, Du hast doch schon ein Studium hinter Dir
Kathrin Deuper, Lehrerin für Hauswirtschaftslehre

Die Herausforderung als One-Woman-Show war einerseits toll, aber auch sehr fordernd, wie allgemein die Gastronomie. 2015 hat mich ein befreundeter Gesamtschulleiter angesprochen, weil ihm Hauswirtschaftskräfte fehlten: Ob ich mir nicht einen Quereinstieg in Vollzeit vorstellen könnte? Das würde voraussetzen, dass ich ein zweites Fach studieren müsste.

Damals war mein zweitgeborenes Kind noch sehr klein, und ich dachte: Hm, Du hast doch schon ein Studium hinter Dir und musst nicht beweisen, dass Du jetzt noch ein zweites hinterherschieben kannst – also habe ich den Gedanken erst einmal von mir gewiesen. Dann habe ich Hauswirtschaft als Dozentin für Pflegeberufe unterrichtet, und in dieser Tätigkeit habe ich meinen inneren Widerstand gegen die Lehre ablegen können – oder besser gegen die Selbsteinschätzung, dass ich nicht geeignet sei dafür.

Auch weil ich im Vergleich zum Catering das Gefühl hatte, ein nachhaltigeres Ergebnis zu erzielen. In einer Zwangspause durch einen Fußbruch hatte ich Gelegenheit zu intensivem Nachdenken, das dazu führte, dass ich unter anderen auch die Gesamtschule angeschrieben habe, an der ich heute arbeite.

Es gab die Möglichkeit einer pädagogischen Einführung

Ich habe zunächst eine Schwangerschaftsvertretung übernommen und bin in der Zeit zu der Überzeugung gekommen, dass der bekanntere Quereinstieg über das sogenannte OBAS inklusive zweitem Staatsexamen für mich nicht mehr infrage kommt – mich mit über 50 dem immensen Stress eines zweijährigen Vorbereitungsdienstes mit anschließender Staatsprüfung auszusetzen, kam nicht infrage.

Also habe ich mich mit der Bezirksregierung beraten, welche anderen Varianten es gibt. Und da gab es, was ich das „kleine OBAS“ nenne – die Möglichkeit, mit einer pädagogischen Einführung nur bei einem Fach zu bleiben, was sich jedoch negativ auf die Entlohnung auswirkt und mich grundständig ausgebildeten Lehrkräften nicht gleichstellt.

Ich bin heilfroh, dass ich diese Lösung gefunden habe. Zwar wird man auch geprüft und bekommt Unterrichtsbesuche, man geht auch ein Jahr noch mal zur Uni, einmal in der Woche für einen ganzen Tag, aber die Abschlussbeurteilung erfolgt durch die Schulleitung. Ansonsten arbeitet man bereits wie eine normale Lehrkraft.

Seither habe ich nicht einen Tag gedacht, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Bei mir hat sich durch Zufall und Glück vieles gefügt.