Jan Söntgerath, Lehrer für Biologie und Technik und Quereinsteiger, erzählt von seinem Werdegang.
Lehrer an GesamtschuleKölner Quereinsteiger: „Jetzt kann ich hier dauerhaft arbeiten“
Ich habe in Bonn Agrarwissenschaften studiert und mich nach dem Studium zunächst auch in diese Richtung orientiert. Ökologie und Aufklärung darüber standen in meinem Fokus, ich wollte gerne in die landwirtschaftliche Beratung zu diesen Themen einsteigen und dazu beitragen, dass mehr Höfe auf biologischen Anbau umstellen. Ich bin kein Quereinsteiger in den Lehrberuf im herkömmlichen Sinn, denn ich bin nie gezielt in diese Richtung gegangen – das hat sich eher ergeben.
Es begann mit Hofführungen für Kinder
Nach dem Studium habe ich zunächst auf verschiedenen Bauernhöfen Praxiserfahrungen gesammelt. Auf einem der Höfe habe ich Hofführungen gemacht, und wenn ich in diesem Rahmen Kindergruppen herumgeführt habe, war das eine derjenigen Tätigkeiten, die mir am meisten Spaß bereitet hat und die ich als sehr sinnstiftend erlebt habe. Das hat mir weitaus mehr gegeben als den ganzen Tag mit dem Trecker durch die Gegend zu fahren. Insofern war die Vorstellung, an einer Schule zu arbeiten, attraktiv und naheliegend.
Dann habe ich von einer offenen Vertretungsstelle hier an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln gehört – hier gibt es einen Schulgarten, was mich sehr überzeugt hat. Die meisten Beweggründe, diesen Job zu ergreifen, haben sich durch die konkreten Erfahrungen an dieser Schule ergeben, durch die Hilfe im Kollegium und die Stimmung, die dort herrscht, durch dieses große Areal mit vielen Grünflächen und eben dem Garten, durch den ich sofort eine AG bekam. Aufgrund des Schwerpunktes Naturschutz in meinem Studium habe ich die Betonung stark auf Biologie gelegt, und dieses Fach unterrichte ich auch in der Sekundarstufe 1, wobei das an der Gesamtschule interdisziplinär in das Fach Naturwissenschaften eingebunden ist. Mein zweites Fach ist Technik: Wir stellen Werkstücke aus verschiedenen Materialien her, aus Kunststoff, Holz oder Metall.
Grundständig Ausgebildete müssen bevorzugt werden
Grundsätzlich gibt es das Programm OBAS (Abkürzung für „Ordnung zur berufsbegleitenden Ausbildung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern und der Staatsprüfung“), das Leute, die nicht auf Lehramt studiert haben, auf den Lehrberuf vorbereiten soll. Leider hat es in meinem Fall nicht geklappt, über diesen Weg die Lehramtsbefähigung zu erlangen und eine feste Stelle zu bekommen.
Mein Studium kann ich mir nur für das Fach Biologie anrechnen lassen – allerdings müsste ich das Glück haben, dass sich dann niemand gleichzeitig auf die ausgeschriebene Bio-Stelle bewirbt, der auf Lehramt studiert hat. Grundständig Ausgebildete müssen in Bewerbungsverfahren verständlicherweise immer bevorzugt werden. Es gibt Fächer, für die es enormen Bedarf gibt – Bio-Lehrerinnen und Lehrer gibt es hingegen reichlich.
Mir ist es wichtig, hier an dieser Schule zu arbeiten. Mittlerweile bin ich hier seit über vier Jahren beschäftigt und Bildungsministerin Dorothee Feller hat im vergangenen Dezember ein Maßnahmenpaket gegen den Lehrkräftemangel vorgestellt, in dem ein Punkt vorkommt, der für mich entscheidend ist – wer nämlich über drei Jahre hinweg ohne Unterbrechung im Lehrberuf gearbeitet hat, kann einen Antrag auf Entfristung stellen. Bisher hatte ich immer nur Vertretungsstellen. Weil die Schulleitung alles in ihrer Macht Stehende tut, habe ich bisher stets Anschlussverträge bekommen – die aber befristet waren. Nun aber bekam ich die Nachricht, dass mein Antrag genehmigt wurde. Ich bin total happy! Jetzt habe ich die Gewissheit, dass ich hier dauerhaft arbeiten kann!