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Kommentar

Parteitag in Münster
Die CDU jubelt, aber Friedrich Merz ist noch lange nicht durch

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Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender, spricht auf dem 46. Landesparteitag der CDU Nordrhein-Westfalen.

Friedrich Merz, CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender, spricht auf dem 46. Landesparteitag der CDU Nordrhein-Westfalen.

Die NRW-CDU versammelt sich hinter ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. Die Angst, der impulsive Sauerländer könnte sich noch selbst ein Bein stellen, bleibt aber groß.

CDU-Chef Friedrich Merz ist von den Delegierten beim CDU-Landesparteitag in Münster begeistert empfangen worden. Der gemeinsame Einzug sollte die Botschaft setzen, dass zwischen Merz und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst kein Blatt passt. Das Signal erschien umso wichtiger, da Wüst ja erst vor 14 Tagen kundgetan hatte, in der K-Frage keine eigenen Ambitionen zu verfolgen.

Nun steht der „Königsmacher“ fest an der Seite von Merz. Das Mantra, dass sich „2021 nicht wiederholen dürfe“, soll die Bedenken an der Merz-Kandidatur wegwischen. Damals war dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet die Kanzler-Kampagne durch den Konflikt mit CSU-Chef Markus Söder und CDU interne Störfeuer verhagelt worden.

CDU sieht sich in guter Ausgangslage für das Rennen um das Kanzleramt

Der Beifall der 670 CDU-Delegierten in der Halle Münsterland für Merz ist lang. Angesichts der schlechten Umfragewerte für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und des Führungschaos bei den Grünen sieht sich die CDU zurecht in einer guten Ausgangslage für das Rennen um die Kanzlerschaft.

Die Euphorie kann aber nicht den Blick darauf verstellen, dass es vor allem unter den weiblichen CDU-Funktionären Bedenken gibt, dass Merz der richtige Kandidat ist. Manche erinnern an den fatalen Lacher von Laschet bei einem Besuch im Flutgebiet nach der Hochwasserkatastrophe im Sommer vor drei Jahren – und befürchten, dass sich auch der impulsive Sauerländer selbst ein Bein stellen könnte. Andere halten die breitbeinige Art des Sauerländers für aus der Zeit gefallen – und befürchten, dass er die potenziellen CDU-Wählerinnen in den Großstadtmilieus abschreckt.

2017 war sich die NRW-SPD sicher, dass der „Schulz-Zug“ des Kanzlerkandidaten aus NRW nach Berlin rollen würde. Am Ende trug die Euphorie nicht, die SPD fand sich auf Platz zwei in einer GroKo wieder. Ursache für den Absturz war – Demoskopen zu Folge –, dass Schulz bei den Frauen im SPD-nahen Milieu zu wenig Zustimmung erhalten hatte. Der Vorgang sollte für Merz eine Warnung sein. Der Weg zur Scholz-Ablösung ist noch weit. In Münster hat für ihn jetzt der Bundestagswahlkampf begonnen.