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Kommentar

Kommentar zur Inflation der Bestnoten in NRW
Die Unsicherheit muss ein Ende finden

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Lesezeit 2 Minuten
Eine Schülerin blickt bei der Abiturprüfung konzentriert auf ihre Aufgaben - seit 2007 gibt es eine stetige Zunahme besserer Abiturnoten.

Seit 2007 gibt es eine stetige Zunahme besserer Abiturnoten.

Bessere Noten auf vielen Abi-Zeugnissen entwerten den Abschluss nicht. Und doch muss er aussagekräftiger werden.

Eins steht fest: Wer sein Abiturzeugnis in Händen hält, kann stolz und glücklich sein – dieses Papier dokumentiert nicht allein eine erbrachte Leistung, es steht darüber hinaus am Ende eines erfolgreich bewältigten Lebensabschnitts. Auch die Tatsache, dass immer bessere Noten auf vielen dieser Zeugnisse stehen, entwertet den Abschluss nicht automatisch. Während frühere Generationen keine Gelegenheit hatten, sich gezielt auf die Prüfungen vorzubereiten, ermöglicht das Zentralabi die Punktladung. Das hat Vor- und Nachteile.

Zu letzteren zählt zweifellos die Frage, ob man selbst mit einem überdurchschnittlich guten Abitur das Wunschfach studieren kann, und das idealerweise auch noch in der Stadt der Wahl. Viele Universitäten reagieren auf die von vielen so benannte und beklagte Inflation der Supernoten pragmatisch, nämlich statt nur mit einem NC mit eigenen Eignungstests. Diese könnten genauer als das Abitur darüber Auskunft geben, ob die Studienanwärterinnen und -anwärter tatsächlich intellektuell für spezifische Aufgaben gerüstet sind.

Im angelsächsischen Raum ist diese Art der Studienzulassung viel verbreiteter als bei uns, doch soll man jungen Menschen wirklich beides zumuten: ein anspruchsvolles Abitur und gleich anschließend eine Aufnahmeprüfung?

Sollte der Trend dahin gehen, dass die Unis selbst ihre Auswahl treffen, müsste das Abitur in seiner Bedeutung auf längere Sicht relativiert werden. Das ärgert die Verfechter einer gymnasialen Ausbildung. Um die Dinge kurzfristig wieder mehr ins Lot zu bringen, wäre es deshalb notwendig, zumindest die Corona-Erleichterungen konsequent zu kassieren und damit der schulischen Hochschulreife wieder etwas von der früheren Würde zurückzugeben.


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