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Kommentar

SPD-Beben
Verzicht auf bittere Abrechnung mit Kutschaty zeugt von politischem Anstand

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Lesezeit 2 Minuten
Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen, gibt ein Statement ab.

Thomas Kutschaty ist nicht mehr Parteichef – und will sich auch von der Spitze der Landtagsfraktion zurückziehen.

Die SPD-Fraktion lässt sich Zeit mit der Wahl eines Nachfolgers von Thomas Kutschaty. Das mag zögerlich wirken, ist aber politisch klug.

Die SPD-Landtagsfraktion lässt sich Zeit mit der Suche nach einem neuen Chef. Das liegt daran, dass es keinen gesetzten Nachfolger für Thomas Kutschaty gibt. Der hatte sein politisches Aus in der vergangenen Woche selbst verschuldet, als er im Präsidium mit einem unabgestimmten Personalvorschlag scheiterte. Das SPD-Beben kam völlig überraschend. Niemand hatte geahnt, dass es Sinn ergeben könnte, sich für eine Kandidatur in Stellung zu bringen.

Taktisch klug, die Neuwahl nicht über den Zaun zu brechen

Nach dem Rückzug vom Parteivorsitz war allerdings klar, dass Kutschaty auch den Fraktionsvorsitz abgeben würde. Die erste Sitzung nach dem Knall wurde aber nicht für eine bittere Abrechnung genutzt. Fünf Jahre lang hat der Politiker aus Essen die Fraktion geführt – und mit seinen Auftritten im Parlament oft auch Begeisterung ausgelöst. Dafür dankten ihm die Abgeordneten – das zeugt von politischem Anstand. Zudem ist es auch taktisch klug, die Neuwahl nicht über den Zaun zu brechen. Wenn die SPD wieder Wahlen gewinnen will, muss sie im Team erfolgreich sein. Das funktioniert nur, wenn die künftige Parteispitze und die nächste Fraktionsführung vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Solange aber nicht klar ist, wer die SPD anführt, macht es nur wenig Sinn, vorab schonmal den Chefsessel im Landtag zu vergeben. In der Osterpause haben die Sozialdemokraten jetzt viel Zeit, mögliche Personalmodelle durchzuspielen. Sie wissen, dass der nächste Schuss sitzen muss. Ein Team, dass sich gegenseitig belauert, wird die Bürger kaum überzeugen.