Die meisten rechtsextremen Straftaten wurden im vergangenen Jahr NRW-weit in Köln verübt.
KriminalitätZahl der rechtsextremen Straftaten in Köln hat sich mehr als verdoppelt

Die Dortmunder Nordstadt gilt als Hochburg der Rechtsradikalen in NRW. Nun hat sich die Zahl der rechtsextremen Taten auch in Köln mehr als verdoppelt.
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Trauriger Rekord: Köln steht landesweit mit Abstand an der Spitze bei rechtsextremen Straftaten im Jahr 2024. Das geht aus Zahlen des NRW-Innenministeriums hervor, die die Grünen im Landtag angefordert haben. Demnach gab es in Köln im vergangenen Jahr 369 solcher Straftaten – weit mehr als in den Städten Dortmund (295), Düsseldorf (252) und Essen (238), die in der Rangfolge danach kommen.
Bei den Zahlen muss man beachten, dass Köln mit gut einer Million Einwohnern die größte Stadt in NRW ist und in Dortmund zum Beispiel nur rund 600.000 Menschen leben. Aber: Auch der Anstieg der rechtsextremen Straftaten ist in Köln eklatant: Im Vergleich zu 2023 wurden im vergangenen Jahr 139,6 Prozent mehr registriert. Eine Ursache dafür konnte die Kölner Polizei kurzfristig nicht nennen.
Auch in anderen Großstädten schnellten die Zahlen nach oben
Allerdings waren auch in anderen Großstädten wie Bochum, Bonn oder Aachen die Zahlen 2024 auffallend hoch. NRW-weit ist die Zahl der Straftaten der politisch motivierten Kriminalität im Bereich Rechtsextremismus im vergangenen Jahr um rund 59 Prozent gestiegen. Das geht aus dem neuen Lagebild Rechtsextremismus hervor, das Innenminister Herbert Reul (CDU) an diesem Mittwoch vorgestellt hatte.
Die Grünen im Landtag lassen sich – unabhängig von dem Lagebild - seit Jahren nach der Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) jeweils die Zahlen für rechte Straftaten in den einzelnen Städten in NRW runterbrechen. So kann man für die Stadt Köln aus den Zahlen des Ministeriums ablesen, dass es 2012 mit 111 die wenigsten und 2016 mit 455 die meisten Fälle gab. Die aktuelle Zahl für 2024 liegt im 13 Jahres-Vergleich auf dem 3. Platz.
Grüne halten Rechtsextremismus für die größte Gefahr der Demokratie
Grünen-Fraktionschefin Verena Schäffer sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zur landesweiten Statistik: „Seit 2001 das Erfassungssystem für politisch motivierte Kriminalität eingeführt wurde, hat es nie so dramatisch hohe Zahlen gegeben wie heute. Das zeigt: Der Rechtsextremismus ist weiterhin die größte und eine wachsende Gefahr für unsere Demokratie.“
Dorothea Deppermann, Sprecherin für Verfassungsschutz bei der Grünen-Fraktion ergänzte: „Die rechtsextreme Szene in Nordrhein-Westfalen hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt und versucht mit verschiedenen Formaten gerade bei jungen Menschen anschlussfähig zu sein. In den sozialen Medien bauen sie mit vermeintlich unpolitischen Inhalten wie Alltagsfragen, Sport oder auch – an weibliche Nutzerinnen adressiert – Back-Videos eine Community auf.“
Auch Innenminister Reul hatte bei der Vorstellung des Lagebilds zum Phänomen Rechtsextremismus gesagt: „Wir sehen, dass er sich modernisiert hat - heute weniger Glatze und Springerstiefel, dafür mehr Kurzvideos, Gaming und Active Clubs.“ Mit diesen Clubs meinte Reul ein Phänomen, das aus den USA nach NRW gekommen ist: Dort werden laut Reul junge Leute mit Spaß und Aktivitäten in eine rechtsextreme Erlebniswelt gezogen.