Malteser NRW warnenMehr als die Hälfte aller Notrufe aus Einsamkeit

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Eine ältere Frau telefoniert mit einem Festnetztelefon.

Mehr als die Hälfte der Hausnotrufe, die bei den Maltesern NRW zwischen Weihnachten und Neujahr eingingen, handelten von Einsamkeit.

Zwischen Heiligabend und 2. Januar verzeichneten die Malteser NRW 2500 Hausnotrufe wegen Einsamkeit. Die Menschen hatten einfach das Bedürfnis, mit jemandem zu reden.

Einsamkeit ist ein ernstzunehmendes, wachsendes Problem in der Gesellschaft. So beschreiben es die Malteser in NRW, die über den Jahreswechsel hohe Zahlen bei Hausnotrufen wegen Einsamkeit verzeichneten.

Zwischen Heiligabend und dem 2. Januar gab es beim Hausnotruf der Malteser NRW insgesamt 4.488 Mal Alarm, teilte der Hilfsdienst am Dienstagmorgen mit. Davon waren 2.500, also mehr als die Hälfte, Rufe aus Einsamkeit. Als „Soziale Hilferufe“ bezeichnen die Malteser das. Die Menschen, meist Seniorinnen und Senioren, wollten einfach mal wieder mit jemandem sprechen.

Einsamkeit ist kein neues Phänomen

Ein neues Problem sei das nicht, sagt Dieter Schlüter, Pressesprecher der Malteser NRW. „Corona hat das Phänomen vermutlich nicht verschärft. Eher ist die Sensibilität für das Thema Einsamkeit durch die Pandemie größer geworden, weil insgesamt mehr Menschen betroffen sind. So ist es sichtbarer in der Gesellschaft geworden.“

Der Malteser Hilfsdienst hält ein Handeln für dringend geboten. „Durch unter anderem den Menüservice und den Hausnotruf haben wir jeden Tag mit Menschen zu tun, die von Einsamkeit betroffen sind“, so Schlüter. „Mitarbeitende beim Hausnotruf, der 24 Stunden täglich erreichbar ist, erkennen inzwischen sogar schon teilweise Telefonnummern, weil einige Menschen so oft anrufen.“

Aus diesem Grund habe der Hilfsdienst auch ein Netzwerk aufgebaut, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. So sei mit der Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Projekt „Miteinander-Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter“ entstanden. Dabei werden insgesamt 112 Standorte in ganz Deutschland gefördert. „So werden die Stellen für hauptamtliche Ehrenamtskoordination finanziert, damit die Menschen vor Ort noch besser miteinander und mit sozialen Angeboten in Kontakt gebracht werden können“, sagt Schlüter.

Es gibt nicht mehr die klassische Großfamilie, die füreinander sorgt
Ruth Horn-Busch, Leiterin Hausnotruf der Malteser in NRW

40.000 Hausnotrufkunden betreuen die Malteser in Nordrhein-Westfalen laut eigener Aussage. Unter Einsamkeit litten besonders viele ältere Menschen. „Das ist ein ernstes gesellschaftliches Problem“, sagt Ruth Horn-Busch, Leiterin Hausnotruf der Malteser in NRW. „Die Menschen werden immer älter, und wir stellen fest, dass es nicht mehr die klassische Großfamilie gibt, die füreinander sorgt.“

Es sei damit zu rechnen, dass soziale Einsamkeit auch zukünftig weiter zunehmen werde. Das ist das Ergebnis des aktuellen Malteser Ehrenamtsmonitors auf Grundlage einer repräsentativen YouGov-Umfrage. Demnach gaben 75 Prozent der Befragten an, davon auszugehen, dass sich Menschen künftiger einsamer fühlen werden. Einsamkeit wird in der Gesellschaft laut Umfrage, so die Malteser, vor allem bei älteren Menschen vermutet.

Einsamkeit zieht sich durch weite Teile der Bevölkerung

Allerdings sind auch andere Bevölkerungsgruppen, darunter auch junge Menschen, betroffen, so der Malteser Hilfsdienst in der Auswertung des Ehrenamtsmonitors. Jeder Dritte fühle sich heute einsamer als vor der Pandemie, für knapp die Hälfte der Befragten habe sich das Gefühl von Einsamkeit allerdings nicht verändert.

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