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Nach Kranzniederlegungs-EklatAfD-Politiker Tritschler bestreitet Völkermord an Herero

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Sven W. Tritschler, AfD-Abgeordneter, spricht im Landtag

Der Kölner Abgeordnete Sven Tritschler sitzt für die AfD im Landtag.

Der Kölner AfD-Abgeordnete Sven Tritschler hatte zuvor in Namibia einen Kranz am Grab eines deutschen Besatzungssoldaten niederlegt.

Eine Kranzniederlegung durch den Kölner AfD-Landtagsabgeordneten Sven Tritschler in Namibia wächst sich zu einem geschichtspolitischen Grundsatzstreit aus. In einem Schreiben an Landtagspräsident André Kuper (CDU) bestreitet Tritschler den Völkermord deutscher Soldatenan den Volksgruppen der Herero und Nama.

Kupers „These“ von einem Genozid halte „einer differenzierten historischen und juristischen Betrachtung nicht stand“, so Tritschler in seinem Schreiben an Kuper, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Vielmehr stuften mehrere „namhafte Wissenschaftler“ das „Verhalten des deutschen Militärs gegen den Herero-Aufstand nicht als Völkermord, sondern in den entsprechend aufgetretenen Fällen als Kriegsverbrechen ein“, so der AfD-Abgeordnete. Tritschler argumentiert, dass es um 1900 formal noch gar nicht den Tatbestand des Völkermords gegeben habe.

Botschafter verlangt Termin im Auswärtigen Amt

Die Bundesregierung spricht stets von „Völkermord aus heutiger Sicht“ und erkannte das in Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904 und 1908 begangene koloniale Unrecht und die Tötung Tausender Herero und Nama 2021 offiziell als solchen an.

Tritschler geht nach Kupers Kritik an seinem Verhalten frontal auf den Landtagspräsidenten los.„Sie stören sich nicht an einem angeblich schweren Schaden für das Ansehen des Parlaments. Sie stören sich daran, dass ich ausschere“, so Tritschler. Und weiter: „Ich weigere mich als frei gewählter und nur seinem Gewissen verpflichteter Abgeordneter, Ihnen erinnerungspolitischen Gehorsam zu leisten.“

Tritschler hatte im Anschluss an eine Reise des Hauptausschusses des Landtags nach Namibia einen Kranz vor dem Grab eines Offiziers der deutschen Besatzungstruppe in dem afrikanischen Land niedergelegt. Die Aktion hatte breite Empörung bei anderen Politikern ausgelöst, die ebenfalls in Namibia waren.

Der Botschafter Namibias, Martin Andjaba, hatte dem Vorsitzenden des Hauptausschusses im Landtag sowie dem Auswärtigen Amt geschrieben. Andjaba zeigte sich dem Vernehmen nach empört über die Aktion des AfD-Politikers. Laut dem „Spiegel“ verlangte der Botschafter auch einen Gesprächstermin im Auswärtigen Amt.