Der Kölner AfD-Politiker Sven Tritschler empört Abgeordnete und den namibischen Botschafter während einer Reise. Er wehrt sich gegen die Vorwürfe.
„Geschmacklosigkeit“Kölner AfD-Politiker verursacht Eklat in Namibia – Botschafter schaltet sich ein
Der Kölner AfD-Politiker Sven Tritschler steht wegen einer umstrittenen Kranzniederlegung in Namibia scharf in der Kritik. Tritschler hatte während einer Reise einer Landtagsdelegation einen Kranz am Grab eines deutschen Besatzungssoldaten niederlegt und für ein Video auf Instagram posiert.
Landtagspräsident André Kuper (CDU) kritisierte Tritschler in einem Brief und forderte diesen auf, „künftig jegliches Verhalten zu unterlassen, das die Würde des Parlaments weiter beschädigt“. Das Ansehen des nordrhein-westfälischen Landtags hätte durch Tritschlers Verhalten „schweren Schaden“ genommen.
Kölner AfD-Politiker Sven Tritscher löst politischen Eklat in Namibia aus – Botschafter schaltet sich ein
Zudem hätte sich der namibische Botschafter in Deutschland bei Kuper gemeldet und „erhebliche Kritik“ an Tritschlers Kranzniederlegung geäußert. Der 42-jährige Tritschler hatte als Teil einer Landtagsdelegation zunächst an einer Kranzniederlegung in Gedenken an den Völkermord an den Herero und Nama teilgenommen.
Wenige Tage später posierte Tritschler in der Küstenstadt Swakopmund ausgerechnet vor dem Grab eines solchen Besatzungssoldaten. „Wir haben im Rahmen der offiziellen Delegationsreise gleich zwei Friedhöfe besucht, auf denen Hereros und Deutsche bestattet sind. Während man der Hereros gedachte, ging man an den Gräbern der Deutschen achtlos vorbei. Das entspricht nicht meinem Verständnis von Versöhnung“, sagte Tritschler der Deutschen Presse-Agentur.
Völkermord in Namibia: Kölner AfD-Politiker legt Kranz an Grab von deutschem Besatzungssoldaten nieder
Kuper betonte ebenfalls, dass dieser Teil der Reise des Kölner AfD-Politikers privat gewesen sei, erklärte in seinem Brief aber auch: „Mit diesem Vorgang wurde bewusst die eigentliche Intention der Ausschussreise untergraben und konterkariert.“ Etwaige Konsequenzen würden vom Landtag noch geprüft.
Tritschler verteidigt sich damit, dass es für ihn als ehemaligen Soldaten eine Pflicht gewesen sei, „auch für die gefallenen Schutztruppensoldaten einen Kranz niederzulegen, die unter sehr schweren Bedingungen Dienst taten“. Den Völkermord an den Herero und Nama erwähnt Tritschler dabei mit keinem Wort.
„Geschmacklosigkeit“: Empörung über Kranzniederlegung von AfD-Politiker in Namibia
Die SPD-Landtagsabgeordnete Christina Kampmann, die ebenfalls mit nach Namibia gereist war, nannte Tritschlers Verhalten gegenüber der „taz“ „inakzeptabel“ und eine „Verhöhnung der Opfer“. Historiker Jürgen Zimmerer erklärte der Zeitung, die Kranzniederlegung sei im Kontext der deutsch-namibischen Geschichte „eine Geschmacklosigkeit und eine Provokation“.
Tritschler kündigte auf Instagram an, sich in dieser Woche nochmal „ausführlich“ zum Thema zu äußern. Er lebt in Köln und war bis 2018 Vorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative. Seit 2017 sitzt er für die Partei im nordrhein-westfälischen Landtag. (shh, mit dpa)