Nur eine Minderheit von 18 Prozent betrachtet AfD als eine normale demokratische Partei.
NRW-CheckZwei Drittel der NRW-Wähler betrachten die AfD als Gefahr für die Demokratie
Nur eine Minderheit von 18 Prozent der Wahlberechtigten in Nordrhein-Westfalen hält die AfD für eine normale demokratische Partei. Die große Mehrheit der Wahlberechtigten (77 Prozent) sieht sie stattdessen am rechtsradikalen Rand angesiedelt. Das ist das Ergebnis des aktuellen „NRW-Check“, einer repräsentativen Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und weiterer 37 NRW-Tageszeitungen. Diese Einschätzung teilen die Anhänger der Grünen, der SPD und der CDU zu 90 Prozent und mehr. Bei der FDP-Klientel sind es drei Viertel, beim BSW die Hälfte. Lediglich die Anhänger der AfD selbst sehen keinen Unterschied zu den anderen Parteien. Ganze sechs Prozent positionieren die AfD am rechtsradikalen Rand.
Die Haltung zu einem Verbot der AfD ist gespalten
Damit unterscheidet sich das Meinungsbild in NRW in dieser Frage nicht von dem im Bundesgebiet insgesamt, wo im „Trendbarometer“ von RTL/ntv Ende Januar 78 Prozent der Bürger die AfD am rechtsradikalen Rand ansiedelten.
Als Gefahr für das gesamte politische System sehen die AfD 68 Prozent der NRW-Bürger. Nur 27 Prozent glauben, es gehe keine solche Gefahr von ihr aus. Von den Anhängern der Grünen und der SPD stufen mehr als 90 Prozent die AfD als gefährlich ein. Bei der CDU-Klientel sind es drei Viertel, bei der FDP-Klientel noch gut die Hälfte, in der Anhängerschaft des BSW dagegen nur mehr 43. Prozent. Für völlig ungefährlich halten wiederum einzig die AfD-Anhänger selbst die eigene Partei (93 Prozent).
Trotz der klaren Positionierung zur Gefährlichkeit der AfD ist die Haltung zu einem Verbot der Partei in der NRW-Bevölkerung gespalten: 44 Prozent fänden es gut, 48 Prozent nicht. Die Befürworter eines Verbots sind nur in der Anhängerschaft der Grünen (67 Prozent) und der SPD (60 Prozent) in der Mehrheit.
Höheres Wählerpotenzial für AfD
Interessant ist vor diesem Hintergrund auch die verbreitete Einschätzung (54 Prozent), dass die politischen Vorstellungen der AfD „von einer recht großen Zahl der Deutschen für richtig gehalten“ würden. Dem stimmen nicht nur die AfD-Anhänger selbst zu (87 Prozent), sondern mehrheitlich auch die Klientel des BSW (74 Prozent), der SPD (54 Prozent), der CDU (52 Prozent) und der FDP (50 Prozent). Nur die Grünen-Anhänger glauben mehrheitlich (56 Prozent), dass die politischen Vorstellungen der AfD nur von einer Minderheit der Bundesbürger geteilt würden.
Das Wählerpotenzial der AfD in NRW liegt höher als der Rückhalt in den aktuellen Umfragen. Von den Wahlberechtigten, die derzeit die AfD nicht wählen würden, meinen 8 Prozent, es könnte Ereignisse oder Entwicklungen geben, die sie veranlassen könnten, die Partei bei der kommenden Bundestagwahl doch zu wählen. Ausschlaggebender Grund für diese Gruppe potenzieller AfD-Wähler wäre zwar hauptsächlich die Unzufriedenheit mit der Politik der Bundesregierung (66 Prozent). Allerdings gibt auch etwa jeder Achte die Übereinstimmung mit den politischen Vorstellungen der AfD und die Ablehnung des politischen Systems in Deutschland als mögliche Motive an.
Demonstrationen gegen Extremismus sind bedeutsam
Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, zu denen sich seit Jahresbeginn viele Hunderttausende überall in Deutschland versammelt haben, erachten 77 Prozent der Menschen in NRW als wichtig für unsere Demokratie. Der größte Rückhalt kommt hier von den Grünen-Anhängern (99 Prozent). Lediglich 18 Prozent der Gesamtbevölkerung halten solche Demonstrationen für weniger oder gar nicht bedeutsam. Ein völlig anderes Meinungsbild zeigt sich nur bei den Anhängern der AfD: Von ihnen halten 22 Prozent Demonstrationen gegen Rechtsextremismus für wichtig, 72 Prozent für unwichtig. Eher verhalten fällt auch die Zustimmung bei den BSW-Anhängern mit 49 Prozent positiver und 41 Prozent negativer Gewichtung aus.
Der NRW-Check ist eine Umfrage-Serie im Auftrag des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und 37 weiterer Zeitungstitel aus Nordrhein-Westfalen mit einer täglichen gedruckten Auflage von rund zwei Millionen Exemplaren und einer durchschnittlichen wöchentlichen Gesamtreichweite in gedruckten wie digitalen Angeboten von rund zehn Millionen Leserinnen und Lesern (b4p-Studie I/2021). Für die aktuelle Welle, die siebte seit Beginn der Erhebungen im Dezember 2021, befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa in der Zeit vom 5. bis 14. März insgesamt 1502 Wahlberechtigte im Rahmen des repräsentativen Panels forsa.omninet. Die Auswahl erfolgte nach einem systematischen Zufallsverfahren. Die Ergebnisse sind repräsentativ und bei einer Fehlertoleranz von plus/minus 2,5 Prozentpunkten auf alle Wahlberechtigten in NRW übertragbar. (jf)