AboAbonnieren

Schon wieder ein Foto-FakeSPD schickt für Schulpolitik KI-Kopie von Greta Thunberg ins Rennen

Lesezeit 3 Minuten
KI-Greta zu Meldung von Oliver Auster

Die SPD im Landtag nutzt dieses KI-generierte Bild für eine Aktuelle Stunde im NRW-Landtag. Vorlage war ein Motiv von Greta Thunberg zu Beginn ihrer Schulstreiks in Stockholm.

Nicht nur Prinzessin Kate, auch politische Parteien setzen auf Bilder, die durch künstliche Intelligenz generiert wurden. Die SPD hat für eine Aktuelle Stunde im Landtag ein Foto von Greta Thunberg verändert.

Ein Mädchen in gelbem Regenmantel und mit blauen Turnschuhen hockt im Schneidersitz vor einer Mauer, neben ihr das Schild „Schulstreik für Schule“. Wem das Motiv bekannt vorkommt: Auf dem Original sah man Greta Thunberg, damals 15 Jahre alt – vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm. Auf dem Schild von 2018 stand (übersetzt) „Schulstreik fürs Klima“. Aber: Das neue Protest-Mädchen ist nicht real, sondern die Schöpfung einer Künstlichen Intelligenz (KI). Gefüttert von der SPD im Landtag.

Im Gegensatz zur Landtags-FDP, die inzwischen bei Social Media voll auf KI-generierte Symbolbilder setzt, hatten die Sozialdemokraten sich damit bislang zurückgehalten. Vor fünf Wochen hatte ein Sprecher noch auf Anfrage mitgeteilt: „Die SPD-Fraktion im Landtag NRW nutzt keine KI-generierten Bilder oder Texte für die Politische Kommunikation.“ Der Sprecher sagte damals aber schon: „Wir wollen das für die Zukunft nicht generell ausschließen.“ Die Zukunft kam schneller als gedacht.

Schweden, Stockholm: Die damals 16-jährige Schwedin Greta Thunberg demonstriert vor dem Reichstag in Stockholm für mehr Klimaschutz mit einem Plakat «skolstrejk for klimatet» (Schulstreik für das Klima).

Die damals 16-jährige Schwedin Greta Thunberg demonstriert vor dem Reichstag in Stockholm für mehr Klimaschutz mit einem Plakat „skolstrejk for klimatet“ - Schulstreik für das Klima. So ähnlich sah auch die Vorlage für das Bild der SPD aus.

Das Ur-Bild von Greta wurde der Software „Adobe Firefly“ als Vorlage gegeben, dann legte die KI los. Für die SPD hat das den Vorteil, dass sie ein Foto ausgespuckt bekam, für das man weder Greta Thunberg, noch den damaligen Fotografen noch die Eltern eines „echten“ Mädchens fragen musste. Aber nun hat man eine Bebilderung für eine sogenannte Aktuelle Stunde im Landtag, die von der SPD am Donnerstag beantragt worden ist. Titel: „Schulstreik für Schule“.

Die FDP hatte ebenfalls eine Aktuelle Stunde zum gleichen Thema beantragt („Schülerinnen und Schüler demonstrieren gegen Bildungspolitik“), nun soll zu Beginn der Plenarsitzung eben darüber debattiert werden: Dass die Landeschülervertretung (LSV) vergangene Woche zu Protesten in elf Städten aufgerufen hatte. Die Forderungen der LSV könnten von der Opposition sein: Sofortmaßnahmen zur Renovierung und Modernisierung der Schulen, mehr Lehrer, kleinere Klassen und ein Sondervermögen von zehn Milliarden Euro.

SPD-Fraktionschef Jochen Ott sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger: „Landauf, landab gehen Schülerinnen und Schüler gerade für eine bessere Bildung auf die Straße. Eindrücklicher kann man gar nicht zum Ausdruck bringen, wie schlecht es um unser Schulsystem bestellt ist.“ Die jungen Leute würden von der Landesregierung zu Recht fordern, „endlich mit dem Kampf gegen die Bildungskatastrophe zu beginnen.“ Zu dem Greta-Klon sagte der Fraktionschef: „Wir brauchen eine breite Bewegung für bessere Bildung. Darauf wollen wir mit dem Motiv aufmerksam machen und eine Debatte darüber anstoßen.“

Die SPD will das Foto nur mit Kennzeichnung („KI generiert“) verwenden. So macht es die FDP auch, wenn sie Fotos von lachenden Kindern, einer jungen Frau am Laptop oder einer flippigen Seniorin bei Instagram benutzt. Die Parteien haben aus dem ersten KI-Fall gelernt: Damals hatte die FDP mittels KI Hendrik Wüst einen Fotografen umarmen lassen, um die angebliche Neigung des Ministerpräsidenten zu vielen Bildern von sich selbst zu illustrieren. Dass das Foto gar nicht echt war, wurde erst durch den „Kölner Stadt-Anzeiger“ publik gemacht.