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Schulen in NRWFDP fordert Verbot von Kopftüchern bei Kindern im Unterricht

Lesezeit 3 Minuten
Eine Schülerin mit Kopftuch sitzt in einer Schule bei einer Unterrichtsstunde zum Thema Islam vor einer Tafel.

Eine Schülerin mit Kopftuch sitzt in einer Schule bei einer Unterrichtsstunde zum Thema Islam vor einer Tafel.

Ministerin Paul verweist auf die „freie Entfaltung“ von Mädchen. Lehrer haben das Gefühl, die Kinder trügen das Tuch nicht freiwillig.

Einer Umfrage der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes (TDF) unter Lehrern zur Folge berichten 71 Prozent der Pädagogen davon, dass muslimische Mädchen im Alter von unter 14 Jahren ein Kopftuch im Unterricht tragen. Bislang ist das Tragen eines „Kinderkopftuchs“ in allen Bundesländern erlaubt. Auch die schwarz-grüne Landesregierung in NRW hält offenbar nichts von einem Verbot.

Es komme darauf an, die „Persönlichkeitsentwicklung und freie Entfaltung“ von Kindern und jungen Mädchen zu unterstützen, heißt es in der Antwort von NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) auf eine Kleine Anfrage der FDP. Es gelte, in allen Bereichen „die Interessen von Mädchen zu schützen und sie in ihrer Entwicklung zu stärken.“

Statistische Angaben zu der Frage, wie viele Kinder an NRWs Schulen Kopftücher tragen, liegen der Landesregierung danach nicht vor. Ministerin Paul verweist auf ein fünf Jahre altes Gutachten. Schwarz-Grün habe in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage gezeigt, dass sie „keine klare Haltung zur Problematik des Kinderkopftuchs“ habe, sagte FDP-Fraktionsgeschäftsführer Marcel Hafke dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Einschränkung von Entwicklungsmöglichkeiten, die damit einhergehe, werde nicht angemessen adressiert. „Statt aktiv zu handeln, versteckt sich die Landesregierung hinter vagen Floskeln und pauschalen Verweisen“, so Hafke.

Der FDP-Politiker Marcel Hafke.

Der FDP-Politiker Marcel Hafke lehnt es entschieden ab, wenn Mädchen unter 14 an Schulen Kopftücher tragen.

Die FDP lehne das Tragen von Kopftüchern bei Kindern „entschieden ab“, betonte der Liberale, der auch Sprecher für Kinder- und Jugendpolitik seiner Fraktion ist. „Kinder sollten frühestens mit 14 Jahren – wenn sie religionsmündig sind – eigenständig und ohne familiären Druck entscheiden dürfen, ob sie ein Kopftuch tragen wollen oder nicht“, so Hafke.

Kopftuch im Unterricht: Datenerhebung gefordert

Schwarz-Grün schiebe nun den Schulen und Kitas die Verantwortung zu. „Das ist eine verantwortungslose Haltung, die den Mädchen ihre Chancen nimmt“, kritisiert Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion. „Schulen sind Orte der freien Entfaltung – nicht der sozialen Kontrolle.“ Die FDP-Landtagsfraktion verlangt jetzt eine klare Haltung der Landesregierung gegen das Kinderkopftuch und fordert eine Datenerhebung.

2018 sah die FDP das noch anders. Damals hatte sich die schwarz-gelbe Vorgängerregierung aus verfassungsrechtlichen Gründen ebenfalls gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen. Dies könne als Eingriff in die Religionsfreiheit und in Elternrechte gewertet werden, hieß es damals.

Terre des Femmes hatte schon 2017 ein Positionspapier veröffentlicht und darin für ein Verbot von Kopftüchern bis zur Religionsmündigkeit mit 14 Jahren geworben. Es sei „schade“, dass viele Parteien die Diskussion im Keim erstickten aus Angst als musimfeindlich zu gelten, so die Frauenrechtsorganisation.

Der Umfrage zu Folge tragen 44 Prozent der muslimischen Mädchen bereits im Alter zwischen zehn und elf Jahren ein Kopftuch. Knapp jeder dritte Lehrer hatte das Gefühl, dass die Entscheidung von den Kindern nicht freiwillig getroffen worden sei. Mehr als die Hälfte der Pädagogen gaben an, dass die betroffenen Mädchen nicht an Sport- oder Schwimmunterricht und an Klassenfahrten teilnähmen.