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Streit um Fußball-EMMacht sich die reiche UEFA bei den freiwilligen Helfern einen schlanken Fuß?

Lesezeit 3 Minuten
Ein kleiner Bär ist das Maskottchen für die EM 2024 - hier zu sehen mit Ex-Nationalspieler Philipp Lahm.

Ein kleiner Bär ist das Maskottchen für die EM 2024 - hier mit Ex-Nationalspieler Philipp Lahm.

Im nächsten Jahr findet die Fußball-EM in Deutschland statt. Bei dem Event werden Milliarden umgesetzt – die fleißigen Helfer im Hintergrund bekommen keinen Cent. Ist das gerecht?

Die Schichten dauern zwischen sechs und neun Stunden, Anreise und Unterkunft sind selbst zu bezahlen. 16.000 Helfer sollen im nächsten Jahr dazu beitragen, dass die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im nächsten Jahr reibungslos abläuft. Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der Grünen in NRW, kritisiert, dass die Veranstalter die überwiegend jungen Unterstützer ausnutze.

„Die UEFA verbucht seit Jahren Rekord-Einnahmen in Milliarden-Höhe. Auch vor diesem Hintergrund ist es für mich nicht erklärbar, dass die Freiwilligen kein Gehalt und keine Aufwandsentschädigung bekommen“, sagte Achtermeyer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Ein Sprecher der UEFA bestätigte unserer Zeitung, dass die Teilnehmer am Volunteer-Programm der EM, die vom 14.6. bis 14.7. 2024 stattfindet, die Kosten für Anreise und Unterkünfte selber tragen müssen.

Achtermeyer: „Die UEFA nutzt die Sportbegeisterung junger Menschen aus, um den eigenen Profit zu maximieren“

Dafür hat der Grünen-Politiker kein Verständnis. „Häufig sind es Studierende mit sowieso schon wenig Geld, die sich als unbezahlte Freiwillige dem UEFA-System fügen“, sagte Achtermeyer. „Damit nutzt die UEFA die Sportbegeisterung junger Menschen aus, um den eigenen Profit zu maximieren.“

In NRW finden EM-Spiele in Köln, Dortmund, Gelsenkirchen und Düsseldorf statt. „Austragungsorte wie Köln werden in das UEFA-Korsett gezwängt und haben kaum Spielraum, das Sportevent selbst zu gestalten“, kritisierte der Landesvorsitzende der Grünen. NRW habe eine starke Veranstaltungsbranche, auf deren Kompetenz man setzten könne.

Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der Grüne NRW,ist an einem Rednerpult zu sehen. Er trägt einen grauen Rollkragenpullover und ein dunkles Jackett.

Tim Achtermeyer ist Landesvorsitzender der Grüne NRW. Den Usus der UEFA, freiwilligen Helfern keine Aufwandsentschädigung zu bezahlen, kritisiert er knapp ein Jahr vor dem Start der Fußballeuropameisterschaft, deren Spiele unter anderem in Köln, Düsseldorf und Dortmund stattfinden.

„Das Freiwilligensystem der UEFA bringt diese lokalen Unternehmen in NRW um eine Vielzahl von Geschäftsmöglichkeiten bei einem der größten Sportevents. Ich würde mir hier mehr Fair-Play seitens der UEFA gegenüber den Menschen, Kommunen und Unternehmen in Deutschland wünschen. Sie sind es schließlich, die am Ende die Europameisterschaft erst ermöglichen“, so Achtermeyer.

Volunteers dürfen Uniform behalten

Die Volunteers werden unter anderem als Fahrer, Fan-Begleiter und Wegweiser im Zugangsbereich der Stadien eingesetzt. Die UEFA hält die Kritik am Umgang mit den Helfern für unbegründet. „Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt sind die Grundpfeiler, auf denen das Volunteer-Programm baut“, sagte ein Sprecher unserer Zeitung.

Die Freiwilligen würden mit „diversen Benefits“, die sich aus der Tätigkeit als Volunteer ergäben, belohnt: „Dazu zählt die unentgeltliche Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und der Erhalt einer hochwertigen Volunteer-Uniform. Im Volunteer Center stehen Mahlzeiten und Getränke kostenlos zur Verfügung. Zusätzlich zu dieser materiellen Wertschätzung bleiben die Erfahrungen, die als Volunteer gemacht werden können“, hieß es. Oft entstünden Freundschaften und Verbindungen, die weit über das Event hinaus bestehen bleiben würden.

SPD beklagt „Ein-Euro-Mentalität"

Auch Christos Katzidis, Präsident des Fußball-Verband Mittelrhein und Landtagsabgeordneter der CDU, weist die Einwände der Grünen zurück. Das Volunteer-Programm biete den Helfern die Chance, „Teil eines großen internationalen Sportevents zu werden und die Fußballwelt aktiv mitzugestalten“. Das Volunteer-Programm sei „sehr attraktiv“ und das Interesse daran groß: „Die Menschen begeistern sich dafür, ein Teil eines Events zu sein.“ Die internationalen und persönlichen Kontakte, die durch das Volunteer-Programm entstünden, machten „den besonderen Esprit“ aus. „Wir finden das Programm gut“, so Katzidis.

Experten schätzen, dass die UEFA durch die EM rund 1,1 Milliarden Euro einnahmen wird. Tülay Durdu ist sportpolitische Sprecherin der SPD im NRW-Landtag. Sie hat wenig Verständnis dafür, dass sich die UEFA bei den Helfern einen „schlanken Fuß“ mache. „Ein Trainingsanzug als Arbeitskleidung ist als Dankeschön ein bisschen wenig. Dabei sein ist zwar alles, aber man muss sich auch nicht ausnutzen lassen“, sagte Durdu.

Während Eintrittspreise und Gehälter im Fußball immer weiter ansteigen würden, gelte „für die helfenden Hände offenbar eine Ein-Euro-Mentalität“. Die Volunteers hätten mehr Anerkennung verdient, zum Beispiel durch Freikarten für Länderspiele des DFB nach der EM, zu denen sie Freunde oder Familien mitnehmen könnten: „Da soll sich der DFB mal nicht lumpen lassen.“