Eine Internationale Vergleichsstudie bescheinigt vielen Achtklässlern nur rudimentäre Digitalkompetenz. Was Schulministerin Dorothee Feller dazu sagt.
„Nur klicken und wischen“Mehrzahl der Achtklässler kann schlecht mit PC umgehen
Eigentlich haben deutsche Schülerinnen und Schüler ihr Handy immer zur Hand. Stunden verbringen sie täglich mit Smartphones und Tablets. Da wirkt das Ergebnis der Internationalen Vergleichsstudie ICILS auf den ersten Blick überraschend: Immer mehr Jugendliche in Deutschland können sehr schlecht mit Computern umgehen. 41 Prozent der Achtklässler verfügen nur über „sehr rudimentäre Fähigkeiten im kompetenten Umgang damit“, wie es in der von der Uni Paderborn veröffentlichten Studie heißt.
Diese Jugendlichen, „von denen wir denken, dass sie Digital Natives sind, können im Grunde nur klicken und wischen“, fasste Studienleiterin Birgit Eickelmann das Ergebnis zusammen. Nach ihrer Ansicht ist das besorgniserregend und ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur letzten Studie von 2018.
Bei ICILS (International Computer and Information Literacy Study) geht es darum, herauszufinden, wie gut Achtklässler mit Computern und digitalen Medien umgehen können. Getestet wird, wie sie digitale Medien zum Recherchieren nutzen und wie reflektiert sie mit diesen Medien umgehen können.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärte, die Ergebnisse zeigten, „dass noch viel Arbeit vor uns liegt“. Obwohl die digitale Ausstattung der Schulen sich deutlich verbessert habe durch die „gute Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Digitalpakt Schule“. Aber man dürfe sich nicht damit abfinden, dass so viele Schüler nur oberflächliche digitale Kompetenzen hätten.
Als wichtige Maßnahme nannte Feller, dass die Lehrerfortbildung – bei der es auch um die Vermittlung digitaler Kompetenzen gehe – künftig verbindlicher gestaltet werden soll. Das Schulrechtsänderungsgesetz, das eine verpflichtende Fortbildungsplanung für jede Schule vorsieht, sei im Entwurf fertig. Feller betonte, dass es nun zentral sei, die Verhandlungen über einen Digitalpakt 2.0 fortzusetzen. „Das Ende der Ampel darf nicht zu einem Ende des Digitalpakts führen.“
Das Ergebnis besagt, dass nur 1,1 Prozent der getesteten Achtklässler die höchste Kompetenzstufe erreichten. Das heißt, sie konnten Informationen selbständig ermitteln, sicher bewerten und anspruchsvolle Informationsprodukte erzeugen. Die Autoren befürchten, dass ein erheblicher Anteil der Schüler in Deutschland Probleme in einer digital geprägten Lebenswelt bekommen könnte. Besonders Schüler mit Zuwanderungshintergrund und einer anderen Familiensprache als Deutsch drohten abgehängt zu werden.
Dabei ist das Ergebnis allenfalls auf den ersten Blick überraschend. Es ist eher so etwas wie eine logische Konsequenz: Schon die aktuelle Pisa-Studie hatte ergeben, dass ein Drittel der Achtklässler an Haupt-, Real- und Gesamtschulen beim Lesen nicht mehr das Niveau von Viertklässlern erreichen. Und wer nicht richtig lesen kann, kann auch nicht recherchieren. Von daher legt die Studie erneut den Finger in die Wunde: In Sachen Bildungsgerechtigkeit muss Deutschland nachsitzen.
Für die Studie wurden rund 5000 Schülerinnen und Schüler der achten Klassen aus allen Bundesländern an Computern getestet. Im internationalen Vergleich landete Deutschland im oberen Mittelfeld.