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SPD will Taten sehenFast 15 Prozent der Menschen in NRW leiden unter Einsamkeit

Lesezeit 2 Minuten
Eine Frau steht in ihrer Wohnung an einem Fenster.

In NRW leiden viele Menschen unter Einsamkeit. Besonders betroffen sind Alleinerziehende.

14,5 Prozent der Menschen in NRW leiden unter Einsamkeit. Die SPD-Fraktion im Landtag fordert die Landesregierung auf, endlich die Empfehlungen einer Enquetekommission aufzugreifen.

In einem Gutachten hat eine vom Landtag eingesetzte Enquetekommission im März 2022 in ihrem Abschlussbericht festgehalten, dass 14,5 Prozent der Menschen in NRW unter Einsamkeit leiden. Frauen sind davon mit 15,5 Prozent etwas mehr betroffen als Männer (13,4 Prozent). Laut einer Studie der Universität Bonn ist diese Zahl in ganz Deutschland während der Corona-Pandemie zeitweise bis auf 26,6 Prozent angestiegen.

Besonders betroffen sind Ältere, Erwerbslose, Menschen mit Migrationshintergrund, aber seit der Corona-Pandemie auch immer mehr Kinder und Jugendliche. Auch Menschen mit geringen Einkommen und Alleinerziehende sind in jeder Altersgruppe stark gefährdet, in die soziale Isolation zu geraten.

Die Kommission hat in ihrem Abschlussbericht 65 Handlungsempfehlungen abgegeben. Zehn Monate später stellt die SPD-Fraktion im Landtag fest, dass nur eine umgesetzt wurde: Die alte schwarz-gelbe Landesregierung hat eine Stabsstelle eingerichtet.

SPD fordert den Einsatz eines Einsamkeitsbeauftragten

„Das reicht nicht“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Lisa-Kristin Kapteinat. „Der Ministerpräsident hat das Problem in seiner Regierungserklärung zum Thema gemacht und zu Weihnachten das Gasthaus in Dortmund besucht. An Symbolik mangelt es der Landesregierung nicht. Jetzt müssen aber auch mal Taten folgen.“ Die SPD habe im Landtag ein Budget von einer Million Euro beantragt, „um eine Strategie gegen Einsamkeit zu entwickeln. Das ist abgelehnt worden.“

Deshalb greift die Oppositionspartei jetzt zu dem parlamentarischen Mittel, das ihr zur Verfügung steht, und stellt der Landesregierung mit einer Großen Anfrage gleich 120 Fragen, wie sie das Thema künftig angehen will. Einige Ideen liefert Kapteinat gleich mit. So müsse NRW endlich einen Einsamkeitsbeauftragten einsetzen, der sich professionell mit der Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation befassen soll.

Niederschwellige Möglichkeiten wie die Schwätzlebänke in Baden-Württemberg oder Plauderkassen in Supermärkten in den Niederlanden seien doch auch in NRW denkbar. Vor allem aber müsse es darum gehen, in den Kommunen „Strukturen aufzubauen, die der Einsamkeit entgegenwirken.“ Dazu müssten sie aber Geld vom Land bekommen, weil sie das allein nicht bewerkstelligen können. „Wir wollen mit unserer Anfrage erreichen, dass endlich mehr Dynamik in das Thema kommt“, sagt Kapteinat. Die Landesregierung hat drei Monate Zeit, den Fragenkatalog zu beantworten.