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Neue UmfrageWarum schon über 70 Prozent der NRW-Lehrkräfte darüber nachgedacht haben, aufzuhören

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Eine Lehrerin unterstützt eine Schülerin im Unterricht.

Eine Lehrerin unterstützt eine Schülerin im Unterricht. Viele Lehrkräfte fühlen sich laut einer Umfrage stark belastet.

Eine Umfrage des NRW-Philologenverbandes unter 3000 Lehrkräften belegt, dass der Frust an den Schulen groß ist. Was sind die Gründe?

Die Stimmung unter den Lehrerinnen und Lehrern ist getrübt. Fast jede zweite Lehrkraft hat schon ernsthaft darüber nachgedacht, ihren Beruf an den Nagel zu hängen. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen unter über 3000 Lehrkräften von Gymnasien und Gesamtschulen. 71 Prozent der Teilnehmenden haben angegeben, das bereits erwogen zu haben; nur 29 Prozent haben sich noch nie mit dem Thema beschäftigt. Zudem sagten mit 49 Prozent fast die Hälfte der Befragten, dass sie den Beruf kein zweites Mal ergreifen würden.

40 Prozent der Lehrkräfte arbeiten laut Umfrage mehr als 50 Stunden in der Woche

Aber die Gefahr der Abwanderung besteht nicht nur in der Theorie: Nach Angaben des NRW-Schulministeriums verließen im vergangenen Jahr 684 Lehrerinnen und Lehrer den Schuldienst. Hinzu kommt, dass die Krankenstände nach Angaben des Philologenverbandes nachweislich gestiegen sind.

„Die Ergebnisse der Umfrage haben uns erschüttert“, kommentierte die Vorsitzende des NRW-Philologenverbandes, Sabine Mistler. „Die Stimmung an unseren Schulen ist schlecht, die Arbeitsbedingungen sind es ebenfalls und die Liste der Probleme ist lang.“

Ein zentraler Grund für die schlechte Stimmung sind die entgrenzten Arbeitszeiten. Bei der Umfrage gaben fast alle Lehrkräfte an, regelmäßig ihre Wochenarbeitszeit zu überziehen. 41 Prozent der Befragten arbeiten nach eigenen Angaben zwischen 41 und 50 Stunden, 41 Prozent der Befragten gaben an, auf mehr als 50 Stunden zu kommen. 37 Prozent leisten demnach mehr als 60 Arbeitsstunden je Woche.

Bei Lehrkräften in Teilzeit sah es ähnlich aus. Dort gab etwa die Hälfte aller Lehrkräfte in einer 75-Prozent-Stelle an, regelmäßig bis zu 41 Wochenstunden zu arbeiten, mehr als jeder fünfte der Lehrerinnen und Lehrer kam auf mehr als 50 Stunden pro Woche.

Als weitere große Belastungsfaktoren wurden nichtpädagogische Zusatzaufgaben und zu große Klassen (je dreizehn Prozent), Bürokratie (zwölf Prozent), hohe Korrekturbelastung (elf Prozent) sowie die große Heterogenität der Schülerschaft (zehn Prozent) genannt.

Ministerin Feller will in Kürze weitere Maßnahmen zur Entlastung vorstellen

Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärte, ihr sei bewusst, dass Lehrerinnen und Lehrer sehr viel leisten müssten und dabei „einen der wichtigsten Berufe in unserer Gesellschaft ausüben“. Ihr Ministerium arbeite unentwegt daran, den Lehrkräften gute Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu ermöglichen. Feller hat in den beiden Jahren als Ministerin mehr als 160 Schulen in NRW besucht. „Immer stelle ich bei diesen Besuchen die Frage, wie wir die Belastungen für Schulleitungen und Lehrkräfte reduzieren können.“ Alle Anregungen seien geprüft worden und teilweise in das Handlungskonzept Unterrichtsversorgung eingeflossen. Feller betonte, dass in den vergangenen anderthalb Jahren 74.000 Menschen zusätzlich an die Schulen gebracht worden seien. Insgesamt gab es 12.000 Neueinstellungen. In Kürze werde das Ministerium weitere Maßnahmen zur Entlastung vorstellen.