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PräsidentschaftsbewerberParteiloser Kennedy-Neffe mischt US-Wahlkampf auf

Lesezeit 3 Minuten
Robert F. Kennedy Jr. stellt in Oakland seine Vizepräsidentschaftskandidatin Nicole Shanahan vor.

Robert F. Kennedy Jr. stellt in Oakland seine Vizepräsidentschaftskandidatin Nicole Shanahan vor.

Neben Biden und Trump gibt es bei den US-Wahlen noch einen prominenten parteilosen Präsidentschaftskandidaten.

Der parteilose US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy – Neffe des legendären Ex-Präsidenten John F. Kennedy – hat sich eine Frau an seine Seite geholt. Bei einem Auftritt im US-Bundesstaat Kalifornien stellte der 70-Jährige am Dienstag (Ortszeit) seine Vizepräsidentschaftskandidatin vor: Die Geschäftsfrau Nicole Shanahan.

Robert F. Kennedy stellt seine Vize vor

Die wohlhabende Juristin und Unternehmerin war von 2018 bis 2023 mit dem Google-Mitbegründer und Milliardär Sergey Brin verheiratet. Die 38-Jährige, die als Tochter einer chinesischen Einwanderin in einfachen Verhältnissen aufwuchs, soll nun gemeinsam mit Kennedy den weiteren Wahlkampf bestreiten. Ein Sieg des Duos bei den Wahlen im November gilt als ausgeschlossen – dennoch könnte es eine wichtige Rolle spielen.

Der 70-jährige Kennedy, der aus einer prominenten Politikerfamilie stammt, war jahrzehntelang selbst Demokrat, hat sich aber in den letzten Jahren immer mehr von der Partei entfernt und sich im Oktober 2023 mit der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur als Parteiloser ganz von den Demokraten losgesagt.

Als Aktivist und Anwalt setzte er sich für Umweltthemen wie sauberes Wasser ein. In der jüngeren Vergangenheit wurde der erklärte Impfgegner häufig von Demokraten und Familienmitgliedern wegen der Verbreitung von Verschwörungsmythen und Kontakten zu rechtsextremen Politikern kritisiert.

US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy

US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy (März 2024)

Bei der Vorstellung von Shanahan lobte er unter anderem ihren persönlichen Hintergrund, ihre Fachkenntnisse in den Bereichen Technologie, künstliche Intelligenz und Gesundheit und sagte: „Meine Vizepräsidentin ist eine leidenschaftliche Surferin“. Shanahan sagte, sie sei mit Lebensmittelmarken aufgewachsen und später reich geworden. Jetzt wolle sie anderen helfen.

Die Philanthropin hat eine Stiftung gegründet, die sich unter anderem für einen gesunden Planeten, Fortschritte in der Reproduktionsmedizin und eine Reform des Strafrechts einsetzt. Sie ist wohlhabend, jung und gut vernetzt. Das kann Kennedy für seinen Wahlkampf gut gebrauchen.

Erfolg des Duos könnte vor allem Joe Biden schaden

Die Chancen des Duos sind allerdings gering. In den USA gelten Präsidentschaftskandidaten, die keiner der beiden Parteien angehören, als chancenlos. Dennoch können sie in den oft knappen Rennen um das Weiße Haus den Kandidaten der Demokraten und Republikaner die entscheidenden Prozente streitig machen. Das könnte auch bei der bevorstehenden Wahl der Fall sein – und vor allem dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden schaden.

Kennedy muss versuchen, aus eigener Kraft in allen 50 Bundesstaaten die notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen, um auf die Wahlzettel zu kommen. Bisher ist dies nur in Utah gelungen. In New Hampshire, Nevada und Hawaii hat sein Wahlkampfteam nach eigenen Angaben genügend Unterschriften gesammelt, um sich für die Wahl zu qualifizieren. Zudem hat ein sogenanntes Political Action Committee nach eigenen Angaben genügend Unterschriften gesammelt, um Kennedy in den umkämpften Staaten Arizona und Georgia sowie Michigan und South Carolina auf den Wahlzettel zu bringen.

Robert F. Kennedy ist auf Vize angewiesen

In einigen Staaten ist ein „running mate“ Voraussetzung für die Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl. Auch deshalb dürfte Kennedy mit der Ankündigung Shanahans relativ früh dran sein. Diese sagte am Dienstag, sie wolle die nächsten sieben Monate damit verbringen, Kennedy auf „jeden einzelnen Wahlzettel in diesem Land“ zu bringen. Die Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Parteien geben ihre Vizepräsidentschaftskandidaten in der Regel kurz vor den Nominierungsparteitagen im Sommer bekannt.

Biden (81) will bei den Präsidentschaftswahlen im November für eine zweite Amtszeit kandidieren. Für die Republikaner tritt Ex-Präsident Donald Trump (77) an. Beide haben sich bei den parteiinternen Vorwahlen bereits die nötige Anzahl an Delegierten für die jeweiligen Nominierungsparteitage im Sommer gesichert, wo sie offiziell nominiert werden. Umfragen sagen ein knappes Rennen zwischen den beiden voraus. Biden tritt erneut im Team mit seiner bisherigen Stellvertreterin Kamala Harris an. Trump hat noch nicht bekannt gegeben, wen er als Vizekandidaten nominiert hat. (jag/dpa)