AboAbonnieren

Pence rechnet mit Trump ab„Der Präsident hat mich und meine Familie gefährdet“

Lesezeit 3 Minuten
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump steht während seiner Amtszeit an einem Mikrofon und spricht. Hinter ihm steht Mike Pence.

Ehemalige Kollegen: Ex-Vizepräsident Mike Pence (l.) mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump auf einem Archivbild aus ihrer Amtszeit.

Donald Trump bekommt immer mehr Gegenwind aus der eigenen Partei. Nun hat sich Ex-Vizepräsident Mike Pence zu seinem ehemaligen Kollegen im Weißen Haus geäußert.

Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence hat in seinem ersten Fernsehinterview seit dem Sturm auf das Kapitol im vergangenen Jahr Donald Trump „Rücksichtslosigkeit“ vorgeworfen. Dem ehemaligen US-Präsidenten wird angelastet, am 6. Januar 2021 mit seinem Verhalten mit für den Aufstand in Washington gesorgt zu haben. Ein Untersuchungsausschuss beschäftigt sich mit Trumps Rolle rund um die Erstürmung des Kongresssitzes.

„Die Worte des Präsidenten und seine Handlungen waren rücksichtslos“, sagte Pence nun im Gespräch mit dem TV-Sender ABC. „Die Worte des Präsidenten an diesem Tag bei der Kundgebung haben mich und meine Familie und jeden im Kapitol gefährdet.“

Pence über Trump: „Man braucht Mut, um das Gesetz aufrechtzuerhalten“

Besonders „verärgert“ sei er über einen Tweet von Trump, erklärte Pence. Als die Ausschreitungen in Washington bereits im Gange waren, hatte Trump auf Twitter verkündet, Pence habe „nicht den Mut, das zu tun, was man hätte tun sollen“ und sich damit darauf bezogen, dass Pence dem Druck nicht nachgegeben hatte, den Wahlsieg des aktuellen US-Präsidenten Joe Biden nicht zu bestätigen.

„Ich drehte mich zu meiner Tochter um, die in der Nähe stand, und sagte: ‚Es braucht keinen Mut, das Gesetz zu brechen. Man braucht Mut, um das Gesetz aufrechtzuerhalten‘“, sagte Pence im Gespräch mit ABC-Journalist David Muir. Der ehemalige Vizepräsident will am Dienstag seine Memoiren unter dem Titel „So Help Me God“ veröffentlichen.

Pence hatte am 6. Januar 2021 die Bestätigung der Ergebnisse des Wahlmännerkollegiums für 2020 durch den Kongress beaufsichtigt. Eine von Trump aufgestachelte Menschenmenge marschierte schließlich zum Kapitol, überwältigte die Sicherheitskräfte und verschaffte sich Zugang.

Pence geht auf Distanz zu Trump

Es kam zu vielen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Randalierern. Pence und die Kongress-Abgeordneten ließen das Gebäude daraufhin abriegeln. Insgesamt kamen infolge der Erstürmung des Kapitols zehn Menschen zu Tode, darunter fünf Polizei-Beamte. Viele weitere, darunter 140 Sicherheitskräfte, wurden zum Teil schwer verletzt.

Pence hatte sich bereits zuvor von Trump distanziert. Mitte Oktober hatte er bei einem Auftritt an der Georgetown University auf die Frage, ob er Trump als erneuten Präsidentschaftskandidaten auch 2024 unterstützen würde, mit einem Lächeln geantwortet: „Nun, es könnte jemand geben, den ich mehr bevorzugen würde.“ Letztlich müsse das amerikanische Volk darüber entscheiden, ob Trump noch einmal Präsident sein könne, erklärte Pence nun gegenüber ABC.

Er selbst sei gemeinsam mit seiner Familie dabei, über eine Kandidatur für die Republikaner nachzudenken, sagte Pence. Und wenn das bedeuten sollte, gegen seinen einstigen Chef Trump anzutreten, sei er dazu bereit: „Dann wird es so sein.“

Zuletzt sieht sich der ehemalige US-Präsident mehr Gegenwind aus der eigenen Partei ausgesetzt. Bei den Zwischenwahlen hatten viele von Trump favorisierten Kandidaten schlecht abgeschnitten. Eine erwartete Machtverlagerung zugunsten der Republikaner blieb bei den sogenannten „Midterms“ in der letzten Woche aus. Für diese Woche hat Trump unterdessen eine „Mitteilung“ angekündigt. Es wird damit gerechnet, dass er seine erneute Kandidatur für das Weiße Haus im Jahr 2024 bekannt geben will. (das)