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Pro-russische RockerPutins „Nachtwölfe“ sprechen jetzt Deutsch

Lesezeit 3 Minuten
Mitglieder der Rockergruppe „Nachtwölfe“ im Jahr 2021 bei einer Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin.

Mitglieder der Rockergruppe „Nachtwölfe“ im Jahr 2021 bei einer Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin.

In der Rocker-Szene gibt es Putin-Anhänger – auch in Deutschland und der EU. Die „Nachtwölfe Germany MC“ wollen zu KZ-Gedenkstätten fahren.

Die russischen Motorradrocker der „Nachtwölfe“ werden es in diesem Jahr nicht nach Berlin schaffen. Der putintreue Klub ist zwar am vergangenen Wochenende in Moskau gestartet, ihre diesjährige Tour auf den „Straßen des Sieges“ zur Erinnerung an das Kriegsende 1945 wird die Regime-Propagandisten in Lederkluft aber nur bis in die russisch besetzte ukrainische Hafenstadt Mariupol führen. Das gab Marija Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, bekannt. Wegen der Einreisesperren der EU sei es den „Nachtwölfen“ nicht möglich, „ausländische Etappen des Motormarsches durchzuführen“.

Alexander Saldostanow, Chef und Gründer der Nachtwölfe, bezeichnet sich als „Freund“ von Putin. Er steht ebenso wie Andrej Bobrowski, Organisator der „Straßen des Sieges“, auf der EU-Sanktionsliste.

Dennoch werden die Rocker mit ihren kyrillisch beschrifteten Kutten rund um den 8. Mai in Deutschland unterwegs sein. Unterstützt von Nachtwölfe-Chef Saldostanow und vermutlich auch von der russischen Botschaft hat sich im März der „Nachtwölfe Germany MC“ gegründet. Dieser plant ab dem 6. Mai eine Rundfahrt durch Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Dabei sollen auch die KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Sachsenhausen besucht werden.

Ein in schwarz gekleideter Motorfradfahrer hat an seinem Motorrad eine sowjetische Fahne montiert und fährt so im Mai 2022 bei einer pro-russischen Demonstration in Köln mit.

Motorradfahrer im Mai 2022 bei einer pro-russischen Demonstration in Köln.

Für den 9. Mai, an dem in Russland der „Tag des Sieges“ begangen wird, planen die deutschen „Nachtwölfe“ den Besuch der sowjetischen Ehrenmäler im Tiergarten und im Treptower Park in Berlin. Wie die „Märkische Allgemeine Zeitung“ (€) berichtet, haben Putins deutsche Rocker eine Ferienanlage in Heidesee südöstlich von Berlin angemietet, in der auch ukrainische Geflüchtete untergebracht sind. Dort planen sie eine Abschlussparty am 9. Mai.

Deutsche Behörden, Polizeivertreter und die Gedenkstätten machen sich Sorgen. Jochen Kopelke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Natürlich will Putins Motorradgang mit ihren Plänen vor allem provozieren, sicherlich auch Unruhe und Ängste unter den aus der Ukraine Geflüchteten schaffen.

Korso in Berlin ist nicht als Versammlung angemeldet

Aus Sicht der Polizei – und auch der GdP – wird ihnen dies jedoch nicht gelingen.“ Die Polizei sei „geübt im Umgang mit Rockern“ und werde „selbst Kleinigkeiten zum Anlass nehmen, den russischen Kuttenträgern ins Lenkrad zu greifen“. Den Nachtwölfen würden „klare Grenzen aufgezeigt werden“. Es gelten die gleichen Maßstäbe wie für pro-russische Versammlungen und das Präsentieren des „Z“-Symbols. Die Versammlungsbehörden sollten „in jedem Falle strenge Auflagen erlassen“ fordert Kopelke. „Zu prüfen wäre, ob der Korso nicht noch komplett verhindert werden kann.“

Der Berliner Korso ist bei den Behörden inzwischen nicht mehr als Versammlung angemeldet. Die Besuche an den KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Sachsenhausen werden durch die Polizei begleitet. Das Brandenburger Innenministerium teilte der MAZ mit, dass „Störungen und Straftaten, wie beispielsweise das Zeigen strafbarer Symbole, konsequent unterbunden und verfolgt werden würden“.

Bereits im April hatten putintreue Rocker aus Deutschland, Tschechien und dem russischen Kaliningrad, darunter auch Mitglieder der „Nachtwölfe“, die Gedenkstätte Buchenwald besucht. Die Gedenkstätte war vorbereitet und setzte ihr Hausrecht durch. Das Tragen von Flaggen war untersagt, ebenso das Filmen für die Kanäle in den sozialen Medien.

Auch die Gedenkstätte Sachsenhausen will den Zutritt nur gewähren, „wenn die in der Besuchsordnung festgelegten Verhaltensregeln genauestens eingehalten werden“, teilt die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mit. „Diese reichen vom Tragen angemessener Kleidung bis hin zum Verbot von menschenverachtenden, gewaltverherrlichenden, diskriminierenden Äußerungen, Verhaltensweisen und Darstellungen aller Art.“