QAnon-Inhalte geteiltTrumps Rhetorik auf Truth Social wird immer aggressiver
Washington – Donald Trump vermarktet seinen Onlinedienst Truth Social als Plattform für freie Meinungsäußerung. Seit der Hausdurchsuchung in seinem Luxusanwesen in Florida durch die US-Bundespolizei FBI wird die Rhetorik des Ex-Präsidenten jedoch immer schärfer und aggressiver. So hat er auf Truth Social zuletzt verstärkt Bilder und Botschaften mit Bezug zu einer rechten Verschwörungstheorie geteilt. Knapp zwei Monate vor den Kongress-Zwischenwahlen am 8. November befürchten Experten, dass Trump und seine Anhänger sich immer weiter radikalisieren.
Der Ex-Präsident hatte die Gründung von Truth Social angekündigt, nachdem er nach der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 von den großen Online-Plattformen Twitter, Facebook und Youtube verbannt worden war. Während seiner Amtszeit hatte Trump von seinem Lieblingskanal Twitter so exzessiv Gebrauch gemacht wie kein US-Präsident vor ihm - und konnte seine polemischen und oft herabwürdigenden Äußerungen über politische Gegner so rund um die Uhr einer weltweiten Öffentlichkeit präsentieren.
Nach seinem Twitter-Ausschluss kündigte Trump an, mit seiner eigenen Plattform eine Alternative zu den etablierten Internetunternehmen zu schaffen, die ihn und andere konservative Stimmen seiner Meinung nach diskriminieren. Im Februar ging die App in den USA schließlich an den Start. Gut sechs Monate später werde die Plattform „fast ausschließlich“ von rechten Trump-Anhängern genutzt, sagt der Experte David Thiel vom Stanford Internet Observatory.
Donald Trump: Vier Millionen Follower auf Truth Social
Trump hat auf Truth Social bisher rund vier Millionen Follower - also deutlich weniger als die 88,8 Millionen und 35,4 Millionen Follower, die er als Präsident auf Twitter und Facebook hatte. „Seine Reichweite ist viel geringer“, resümiert der Autor Mike Rothschild, der ein Buch über die QAnon-Verschwörungstheorie geschrieben hat.
Die rechtsextreme QAnon-Bewegung sieht Trump als Kämpfer gegen eine kriminelle und satanistische Organisation von Pädophilen, der unter anderem demokratische Politiker wie Ex-Außenministerin Hillary Clinton angehören sollen. Ausgangspunkt der Bewegung war ein anonymer Internet-Beitrag im Jahr 2017, bei dem es um angebliche bizarre Riten von Kinderschändern und politische Verschwörungen ging. Viele QAnon-Botschaften haben antisemitischen und rechtsradikalen Charakter.
Trump habe auch schon früher QAnon-Inhalte unterstützt, sagt Rothschild. „Er hat auf Twitter mehr als 300-mal QAnon-Anhänger oder -Memes weiterverbreitet.“ Bis zur FBI-Durchsuchung in Mar-a-Lago habe der Ex-Präsident aber „noch nie etwas geteilt, das direkt mit einer Q-Äußerung zu tun hatte.“
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Weil Trump heutzutage weniger Menschen direkt erreicht, scheint er mit solchen Botschaften gezielt seine treuen Anhänger bei den Republikanern und im gesamten rechten Lager ansprechen zu wollen, wie die Expertin Caroline Orr Bueno von der Universität von Maryland meint. „Diejenigen, die ihm immer noch folgen, sind wahrscheinlich ein harter Kern von Unterstützern, die sich möglicherweise auch leichter zu Gewalt anstiften lassen.“
Der Internet-Tracker NewsGuard hat auf Truth Social 88 Konten mit jeweils mehr als 10.000 Followern identifiziert, die QAnon-Inhalte verbreiten. 32 dieser Konten wurden zuvor von Twitter gesperrt. „Truth Social ist zu einer Art Zufluchtsort für Menschen und Inhalte geworden, die von anderen Plattformen verbannt wurden“, sagt Orr Bueno. Die Trump-Plattform „scheint Menschen mit extremistischen Ansichten anzuziehen“, erklärt die Expertin. Sie biete ihnen einen geschützten Raum, „wo sie sich gegenseitig anstacheln können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, gemeldet oder verboten zu werden.“
Damit habe Trump für sich und andere ein perfektes Umfeld geschaffen, um „zu Gewalt anzustacheln oder Menschen zu radikalisieren.“ (afp)