Erneut gibt es Berichte über eine unheilbare Erkrankung bei Ramsan Kadyrow. Der Tschetschene gehört zu Putins loyalsten Gefolgsleuten.
„Für Putin wäre es hart“Kadyrow angeblich „unheilbar krank“ – Spekulationen um kremltreuen „Bluthund“
Infolge eines Medienberichts sind in Russland Gerüchte um den Gesundheitszustand des Machthabers der Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, wieder aufgeflammt. Der kremltreue und für seinen brutalen Umgang mit Andersdenkenden bekannte Politiker leide unter einer unheilbaren Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, schrieb die im Exil herausgegebene Zeitung „Nowaja Gaseta. Europa“ am Montag.
Aus Kadyrows Machtapparat, der ähnliche Gerüchte vor einigen Monaten dementiert hat, gab es zu dem jüngsten Medienbericht zunächst keine offizielle Stellungnahme. Zumindest keine direkte: Zu Wochenbeginn kursierten plötzlich mehrere Videos in den sozialen Netzwerken, die den tschetschenischen Diktator beim Sport zeigen sollen.
Putins Bluthund: Ramsan Kadyrow reagiert mit Sport-Videos auf Berichte
In einem der Videos ist zu sehen, wie Kadyrow einen großen Stein in die Luft stemmt, ein weiteres Video zeigt ihn im Fitnessstudio. Wann die Aufnahmen entstanden sind, ist unklar. In den sozialen Netzwerken äußerten zudem viele Nutzer Zweifel an der Authentizität, einige Nutzer zählten Indikatoren dafür auf, dass bei den Videos leichtere Gewichte eingesetzt wurden, als es optisch den Anschein macht.
„Es läuft eine große Kampagne, um zu zeigen, dass Kadyrow so gesund ist, wie er nur sein kann. Das ist eigentlich ein sicheres Zeichen dafür, dass das Gegenteil der Fall ist“, kommentierte der ehemalige schwedische Ministerpräsident Carl Bildt eines der Videos. „Für Putin wäre es hart, wenn er einen so loyalen und brutalen Verbündeten verlieren würde.“
„Für Putin wäre es hart, wenn er einen so brutalen Verbündeten verlieren würde“
Die gewöhnlich gut informierte Zeitung „Nowaja Gaseta“ hatte zuvor geschrieben: „Der Gesundheitszustand des 47-jährigen Ramsan Kadyrow lässt keine Hoffnung auf Heilung. Und Moskau muss nun operativ entscheiden, wie die Stabilität gewahrt wird, wenn der harte tschetschenische Diktator nicht mehr ist.“
Kadyrow gilt als einer der treusten Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Tschetschene unterstützt den Kriegskurs Putins, tritt selbst immer wieder martialisch in Erscheinung und zelebriert Gewalttätigkeit als Tugend. So lobte Kadyrow öffentlich, dass einer seiner Söhne einen politischen Gefangenen vor laufender Kamera mit Schlägen traktiert hatte. „Es wäre gut gewesen, wenn er ihn getötet hätte“, erklärte Kadyrow daraufhin.
Sucht der Kreml bereits einen Kadyrow-Nachfolger?
Unbestätigten Medienberichten zufolge soll der Kreml angesichts des „besorgniserregenden“ Gesundheitszustands von Kadyrow bereits die Suche nach möglichen Nachfolgern begonnen haben. Der „Nowaja Gaseta“ zufolge könnte dabei der Kommandeur der tschetschenischen Spezialtruppen „Akhmat“, General Apti Alaudinow, derzeit die Favoritenrolle innehaben.
Das Blatt, das einst von Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow gegründet worden war, berief sich bei seinen Berichten über die tödliche Erkrankung Kadyrows auf Quellen sowohl aus der Umgebung des Tschetschenenführers als auch auf Ärzte im Krankenhaus der russischen Präsidialverwaltung.
Auf Kadyrow-Gerüchte folgten Putin-Spekulationen
Dort soll Kadyrow im vergangenen Herbst behandelt worden sein. Zu der Zeit tauchten das erste Mal starke Gerüchte über seine schwere Erkrankung auf – befeuert durch langes Fehlen in der Öffentlichkeit und sichtliche Probleme bei seinen seltenen Auftritten. Auch damals reagierte das Kadyrow Lager auf die Gerüchte mit Videos in den sozialen Netzwerken, die die Fitness des Diktators belegen sollten.
Offiziell wurden die Spekulationen damals dementiert. Sein langer Aufenthalt in der Moskauer Klinik sei als Krankenbesuch bei einem Onkel getarnt worden, berichtete die „Nowaja Gaseta“ nun. In Wirklichkeit aber sei Kadyrow selbst der Patient gewesen, sind die Journalisten überzeugt.
Putins Bluthund: Spekulationen um Ramsan Kadyrow dürften andauern
In der Folge gab es schließlich auch Todesgerüchte um Kremlchef Wladimir Putin, die sich wochenlang in der Öffentlichkeit hielten und für mitunter wilde Spekulationen über Doppelgänger des russischen Präsidenten gesorgt hatten.
Auf Kadyrows Telegram-Kanal wurde unterdessen am Montag auch ein Video veröffentlicht, die ihn bei einer Sitzung der Regionalregierung in Tschetscheniens Hauptstadt Grosny zeigen soll.
Die Aufnahme dürfte – ebenso wie die Sportszenen – allerdings kaum dafür sorgen, dass die Spekulationen um den Gesundheitszustand des Politikers schnell abreißen: Der tschetschenische Machthaber, dem schwerste Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden, sitzt beinahe reglos am Tisch und spricht nur langsam und offenbar mit Mühe. (mit dpa)