Ohne Rücksicht auf Menschenleben soll ein irakisch-kurdisches Netzwerk Flüchtlinge in unzulänglichen Schlauchbooten über den Ärmelkanal geschleust haben. Jetzt läuft eine Razzia der Polizei gegen das Schleusernetzwerk.
500 Beamte in NRW im EinsatzRazzia gegen irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk
In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg läuft seit den frühen Morgenstunden ein internationaler Polizeieinsatz gegen ein irakisch-kurdisches Schleusernetzwerk. Die gesuchten Tatverdächtigen sollen Migranten aus dem Mittleren Osten und Ostafrika „in kleinen minderwertigen Schlauchbooten“ von Frankreich nach Großbritannien geschleust haben, wie eine Sprecherin der Bundespolizei der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf sagte. Zuvor hatte die „Bild“ berichtet.
Die Ermittlungen werden der Sprecherin zufolge von Frankreich geleitet. Die Bundespolizei in NRW sei gebeten, hier mehr als zehn europäische Haftbefehle zu vollstrecken - „soweit wir die Leute antreffen“. Dabei gehe es sowohl um Drahtzieher als auch einfache Mitglieder des Netzwerks.
Schwerpunkt der Aktion mit mehr als 500 Beamten der Bundespolizei allein in NRW sei hier das Ruhrgebiet. Darüber hinaus gebe es Polizeimaßnahmen in Baden-Württemberg.
Keine Angaben zu konkreten Einsatzorten
Der Großeinsatz wird demnach von den europäischen Behörden Europol und Eurojust koordiniert. In NRW sind nach Angaben der Bundespolizei in Sankt Augustin auch mehr als 20 französische Ermittler sowie drei Europol-Experten dabei.
Zu konkreten Einsatzorten wollte die Bundespolizei keine Angaben machen. Nähere Angaben seien für Donnerstag geplant, sagte die Sprecherin.
In großer Zahl überqueren Migranten seit Jahren von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Großbritannien zu erreichen. Schleuser pferchen die Menschen auf überfüllte Schlauchboote, die bei der Überfahrt häufig sinken. In diesem Jahr kamen dabei nach Polizeiangaben bereits 72 Migranten ums Leben, wie die Zeitung „Le Parisien“ im vergangenen Monat berichtet hatte.
Großbritannien versucht, die Migration über den Ärmelkanal seit Längerem auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Paris. (dpa)