Kurz vor den Wahlen in der Türkei kämpft der türkische Präsident mit gesundheitlichen Problemen.
Nach Zwangspause im WahlkampfErdogan zeigt sich wieder in der Öffentlichkeit – Ehefrau unterstützt Präsidenten
Vor den mit Spannung erwarteten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei dreht sich alles um die Gesundheit von Recep Tayyip Erdogan. Nach einer krankheitsbedingten Auszeit ist der türkische Präsident am Wochenende wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten.
Zunächst besuchte der 69-Jährige eine für das türkische Militär wichtige Luftfahrtmesse in Istanbul, danach ging er aggressiv auf Wahlkampftour. Die meisten Umfragen zur Präsidentschaftswahl am 14. Mai sehen Erdogan derzeit hinter seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu, der ebenfalls weiter um Wählerstimmen warb.
Recep Tayyip Erdogan kämpft mit gesundheitlichen Problemen
„Sind wir bereit, einen vernichtenden Sieg einzufahren?“, fragte Erdogan seine Anhänger am Sonntag auf einem riesigen Platz in der Hauptstadt Ankara. Zusammen mit seiner Ehefrau Emine betrat er die Bühne. „Am 14. Mai wird unser Land sie, so Gott will, von der politischen Bühne entfernen“, fügte Erdogan mit Blick auf Kilicdaroglu und dessen Oppositionsbündnis hinzu.
„Wie ihr wisst, war ich kürzlich krank, und in allen Häusern haben die Massen für mich gebetet“, sagte der 69-Jährige vor einer fahnenschwenkenden Menge in Ankara.
Bereits am Donnerstag zeigte sich Erdogan in einer vorbereiteten Rede an die Nation. Die Videoschaltung zeigte den 69-Jährigen hinter seinem Schreibtisch sitzend, wobei sein Gesicht recht fade wirkte und sichtlich mitgenommen aussah.
Recep Tayyip Erdogan bricht TV-Interview ab
Der Termin galt als einer der wichtigsten Wahlkampfauftritte des Amtsinhabers in dieser Woche. Das Akkuyu-Atomkraftwerk an der Mittelmeerküste, das erste der Türkei, wurde vom staatlichen russischen Atomunternehmen Rosatom gebaut. Kreml-Chef Putin sandte zur Einweihung eine Videobotschaft.
Am Dienstag (26. April) wurden Erdogans gesundheitliche Problemen ganz offensichtlich. Er musste ein Live-Interview vor laufenden Kameras abbrechen, daraufhin wurden weitere Termine abgesagt.
Er werde sich wegen „geringfügigen Unwohlseins“ und auf den Rat seiner Ärzte hin am Mittwoch ausruhen, schrieb der Präsident auf Twitter. Der Sprecher des Präsidialamts, Fahrettin Altun, sah sich später noch gezwungen, Gerüchte über einen Herzinfarkt des Präsidenten „kategorisch“ zurückzuweisen.
Recep Tayyip Erdogan: Sprecher weist Spekulationen über Herzinfarkt zurück
Später teilte der türkische Gesundheitsminister noch mit, Erdogan leide an einer Magen-Darm-Infektion, die am Abklingen sei. „So schnell wie möglich“ werde Erdogan seine Arbeit wieder aufnehmen.
Recep Tayyip Erdogan unterbricht Wahlkampf wegen gesundheitlicher Probleme
Bei dem Interview am späten Dienstagabend war die Kamera auf den Reporter gerichtet, als plötzlich Würgegeräusche im Hintergrund zu hören sind, wie Aufnahmen zeigen. Der Reporter flüstert „Werbung“, steht auf, dann wird die Übertragung abgebrochen.
Nach einer kurzen Pause erschien Erdogan wieder auf dem Bildschirm und sagte, er habe einen anstrengenden Wahlkampftag hinter sich gehabt und Magenprobleme. Er entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten.
Parlaments- und Präsidentenwahlen in der Türkei finden am 14. Mai statt
Zudem teilte Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun am Abend Bilder von Tweets, die behaupteten, Erdogan habe einen Herzinfarkt erlitten und schrieb dazu: „Wir weisen solche unbegründeten Behauptungen bezüglich der Gesundheit des Präsidenten kategorisch zurück.“
Der Vizepräsident Fuat Oktay sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, Erdogan gehe es gut. „Wir stehen ständig in Kontakt. Er hat sich etwas erkältet.“ Der Vorfall löste Besorgnis bei seinen Anhängern aus. Oppositionsführer und Erdogan-Herausforderer Kemal Kilicdaroglu wünschte ihm über Twitter gute Besserung.
Die Parlaments- und Präsidentenwahlen in der Türkei finden am 14. Mai statt. Rund 1,5 Millionen türkische Wähler in Deutschland sind schon ab diesem Donnerstag dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Umfragen zufolge zeichnet sich bei der Präsidentenwahl ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Erdogan und seinem Herausforderer Kilicdaroglu ab, der für ein breites Oppositionsbündnis antritt. (mbr/dpa/afp)