Russland weist als Reaktion auf die Schließung eines russischen Senders in Deutschland zwei ARD-Journalisten aus. Berlin weist die Vorwürfe zurück.
Nach Vorwürfen gegen DeutschlandRussland weist zwei ARD-Journalisten aus
Russland weist zwei ARD-Journalisten aus. Das teilte das russische Außenministerium am Mittwochnachmittag mit. Die Ausweisung sei eine Reaktion auf die Schließung des deutschen Büros von des russischen Senders Perwy Kanal (Erster Kanal), sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass bei einem Briefing.
Russland hatte noch am Mittwoch Vergeltungsmaßnahmen für die Schließung des deutschen Büros von Perwy Kanal angekündigt. Berlin weist die Vorwürfe der Schließung des russischen Senders zurück.
Ausweisung ist Reaktion auf Schließung eines russischen Senders in Deutschland
„Als Reaktion auf das Aufenthalts- und Arbeitsverbot der deutschen Behörden für die Korrespondenten von Perwy Kanal sehen wir uns gezwungen, Spiegelmaßnahmen gegen die Journalisten des Moskauer Büros der deutschen Mediengruppe ARD zu ergreifen“, zitiert Tass Maria Sacharowa.
Der Berlin-Korrespondent des Fernsehsenders, Iwan Blagoj, berichtete in einem fünfminütigen Beitrag über die Entscheidung in Deutschland. Demnach wird der russische Sender in einem Dokument der deutschen Behörden als Bedrohung für die Sicherheit Deutschlands und als gefährliches Propagandaorgan bezeichnet. Dem Fernsehbericht zufolge sollen Blagoj und der Kameramann Dmitri Wolkow Deutschland in der ersten Dezemberhälfte verlassen.
Journalisten in Russland: Derzeit 20 deutsche Medien in Russland akkreditiert
Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, dass noch am Mittwoch „Vergeltungsmaßnahmen“ angekündigt würden. Der stellvertretende russische Außenminister Alexander Gruschko sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, dass Russland „weiter für die Rechte unserer Journalisten“ kämpfen werde. Sollten keine Veränderungen eintreten, „müssen wir uns revanchieren“, betonte er.
Laut der Internetseite des russischen Außenministeriums sind derzeit rund 20 deutsche Medien in Russland akkreditiert. Auf ein deutsches Verbot des russischen Senders RT kurz vor Beginn der Offensive in der Ukraine im Februar 2022 hatte Moskau mit der Schließung des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle reagiert. RT gilt in Europa weithin als Desinformations- und Propagandaorgan des Kreml.
Russischer Sender Perwy Kanal ruft zu Atomschlägen gegen den Westen auf
Seitdem ist der Druck auf westliche Journalisten in Russland weiter gestiegen: Für sie stehen nur noch eine begrenzte Zahl von Visa zur Verfügung, zudem müssen sie ihre Aufenthaltserlaubnis alle drei Monate verlängern lassen. Mehrere westliche Reporter mussten das Land verlassen. Der US-Reporter Evan Gershkovich verbrachte mehr als ein Jahr im Gefängnis, bevor er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen wurde.
Der nun von einer Schließung betroffene Sender Perwy Kanal ist eines der Medien, die die russische Offensive in der Ukraine verteidigen. Der Sender verbreitet eine antiwestliche Rhetorik und ruft zu Atomschlägen gegen den Westen auf.
Senderleiter Konstantin Ernst ist eine zentrale Figur in der russischen Medienlandschaft. Mit der Inszenierung von Zeremonien und Militärparaden versucht er immer wieder, Kremlchef Wladimir Putin ins rechte Licht zu rücken. Die Europäische Union hat gegen Ernst Sanktionen verhängt. (mit afp)