Ostsee-PipelinesSo schwer könnten die Klimaschäden durch die Nord-Stream-Lecks sein
Durch die Lecks an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 könnten Millionen Tonnen an klimaschädlichem Gas in die Atmosphäre ausgetreten sein, warnt der skandinavische Ableger der Umweltorganisation Greenpeace.
„Nach unseren Berechnungen kann das Gasleck acht Monaten der CO₂-Emissionen von Dänemark entsprechen“, schreibt Mads Flarup Christensen, Chef von Greenpeace Nordics, auf Twitter. Die ausgetretenen Mengen an Gas würden etwa 30 Millionen Tonnen CO₂ entsprechen. Dies zeige erneut, „warum wir in einer Klimakrise nicht auf fossiles Gas setzen sollten“.
Christensen gibt zu: „Viel wissen wir noch nicht über das Leck.“ Aber nach Berechnungen seiner Organisation hätten sich in jeder der 1200 Kilometer langen Leitungen 155 Millionen Kubikmeter Gas befunden. „Das ist keine Kleinigkeit“, sagt der Greenpeace-Vertreter.
Methan ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO₂
Denn Methan, das vermutlich der Hauptbestandteil des Gasgemischs in den Pipelines ist, sei über 20 Jahre hinweg betrachtet ein 84-mal schlimmeres Treibhausgas als Kohlenstoffdioxid. Die ausgetretenen Mengen des Gases entsprächen einem CO₂-Äquivalent von 30 Millionen Tonnen.
Am Dienstag hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärt, dass zumindest kurzfristig keine Umweltgefahren wegen des Lecks bei Bornholm drohen würden. Der Organisation zufolge entspreche Erdgas dem Treibhausgas Methan, welches sich teilweise im Wasser löse und nicht giftig sei. Selbst im Falle einer Explosion unter Wasser gäbe es nur lokale Effekte, so ein Sprecher. Schädlich sei Methan vor allem für das Klima, betonte aber auch die DUH.
Wie genau das Gas in den Leitungen der Nord-Stream-Pipelines zusammengesetzt ist, weiß man offenbar nicht exakt. „Da unklar ist, welches Gemisch genau in Nord Stream transportiert wird, könnten durch andere Gase unbekannte Schäden im marinen Ökosystem lokal entstehen“, sagte Nadja Ziebarth, Leiterin des Meeresschutzbüros des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), gegenüber der „Tagesschau“.
Umweltministerium geht von keinen Gefahren für die Meeresumwelt in der Ostsee aus
Das Bundesumweltministerium sieht keine größere Gefahr für die Meeresumwelt in der Ostsee. „Die Lecks in den Nord-Stream-Pipelines stellen nach unserem derzeitigen Kenntnisstand keine erhebliche Gefahr für die Meeresumwelt der Ostsee dar“, teilte man auf RND-Anfrage mit. „Dies lehrt die Erfahrung aus der Nordsee: Nach Bohrungen der Öl- und Gasindustrie kam es auch dort zu Methanaustritten, nach denen keine unmittelbaren Folgen für die Meeresumwelt nachgewiesen wurden.“ Auch das Ministerium weist aber auf die deutlich klimaschädlichere Wirkung hin.
Die Pipelines Nord Stream 1 und 2 bestehen aus jeweils zwei Strängen. Über Nord Stream 1 wurde wegen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen gegen den Aggressor Russland zuletzt nur ein Bruchteil der vereinbarten Liefermenge an Gas nach Deutschland überführt. Anfang September stellte Moskau die Lieferungen ganz ein – angeblich wegen technischer Mängel an der Anlage. Obwohl Nord Stream 2 nie in Betrieb gegangen ist, wurden die Röhren nach ihrer Fertigstellung dennoch mit Gas befüllt, um sie zu testen und betriebsbereit zu machen.
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Am vergangenen Montag war zunächst ein starker Druckabfall in den Rohren der beiden Pipelines bemerkt worden. Am Dienstag wurde dann bekannt, dass es in beiden Röhren von Nord Stream 1 Lecks gebe und eine der Nord-Stream-2-Leitungen ebenfalls von einem Leck betroffen sei. Die Ursachen der Schäden sind bisher nicht bekannt – allgemein vermutet wird jedoch ein Sabotageakt, womöglich durch einen staatlichen Akteur. Dänische und schwedische Seismologen haben schwere Unterwasserexplosionen registriert. Für den Fall, das das zutrifft, hat die EU den möglichen Tätern am Mittwoch mit Sanktionen gedroht. (rnd)