Die UN fordert mehr humanitäre Hilfe für Gaza – missbraucht die Hamas die für die Versorgung so kritische Infrastruktur?
Tunnelsystem am Schifa-KrankenhausIsrael: Hamas hat Kommandozentrale unter Gaza-Klinik errichtet
Israel nimmt in Nahostkonflikt Gaza-Klinik ins Visier: Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die im Gazastreifen herrschende Hamas die größte Klinik in dem Küstengebiet als Kommando- und Kontrollzentrum. „Hamas-Terroristen operieren innerhalb und unter dem Schifa-Krankenhaus“, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Freitag.
Zu der unterirdischen Basis führten Tunnel von außerhalb, zudem gebe es innerhalb der Klinik einen Eingang. Die Hamas nutze zudem auch verschiedene Abteilungen des Krankenhauses, um „Terroraktivitäten“ und Raketenabschüsse zu befehlen und zu kontrollieren, sagte er. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Schifa-Krankenhaus in Gaza: Israel sieht Hamas-Zentrale und Tunnelsystem
Auch andere Kliniken würden für die Zwecke der Islamisten missbraucht. „Die Hamas führt Krieg aus Krankenhäusern heraus“, sagte Hagari weiter. In den Krankenhäusern im Gazastreifen gebe es auch Treibstoff. „Die Hamas nutzt ihn für ihre Terror-Infrastruktur“, argumentierte Hagari. Nach dem Massaker vom 7. Oktober seien zudem Hunderte Terroristen in das Krankenhaus geströmt, um sich dort zu verstecken.
Hagari berief sich auf Geheimdiensterkenntnisse. Die Armee zeigte unter anderem Satellitenbilder und weitere Beweismaterialien. Auf der Plattform X, vormals Twitter, veröffentlichte sie zudem eine Illustration, die unter dem Krankenhausgebäude in Gaza ein System aus Tunneln und unterirdischen Kammern zeigte.
Ob das israelische Militär die Kliniken und für die humanitäre Versorgung elementaren Strukturen tatsächlich ins Visier nimmt, ist zunächst unklar.
Klinik in Gaza: Hamas bestreitet Tunnelsystem – UN fordert mehr humanitäre Hilfe
Die Hamas bestritt die Aussagen des Militärs. Das Krankenhaus werde nicht für „militärische Zwecke“ genutzt. Die Islamistenorganisation warf Israel Pläne vor, die gesamte medizinische Versorgung in dem Küstengebiet zerstören zu wollen. Auch diese Angaben der als Terrororganisation eingestuften Hamas ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Bereits vor einer Woche war ein Krankenhaus in Gaza im Fokus: Nach einer Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus machte die Hamas zunächst Israel für Tote und Verletzte verantwortlich. Das israelische Militär konterte öffentlich mit Foto- und Videoaufnahmen, die belegen sollen, dass die radikalislamische Gruppe „Islamischer Dschihad“ aus dem Krankenhauskomplex Raketen abgefeuert hat, die fehlgezündet wurden.
Die humanitäre Lage in Gaza ist nach Angaben der UN die „Hölle auf Erden“. UN-Chef António Guterres forderte erneut deutlich mehr humanitäre Hilfe, vor allem in der Versorgung für Zivilistinnen und Zivilisten. Vor dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober seien etwa 500 Lastwagen voller Hilfsgüter täglich in den Gazastreifen gekommen, sagte Guterres laut Mitteilung am Freitag in New York. In den vergangenen Tagen seien es nur etwa zwölf pro Tag gewesen – und das, obwohl der Bedarf „viel größer als jemals zuvor“ sei.
Fotos und Videos der Nachrichtenagenturen AP und AFP zeigen, dass auch in dem vom israelischen Militär ins Visier genommene Schifa-Krankenhaus die Lage dramatisch ist, unter den Toten und Verletzten sind zahlreiche Kinder und Frauen. Gaza selbst gab zuvor an, dass die Krankenhäuser bereits völlig überlastet und nicht für die humanitäre Katastrophe ausgelegt seien. (mab/dpa/afp)