Die Verballhornung des Herausforderers ist eines Bundeskanzlers nicht würdig. Leider springt Merz auch über dieses Stöckchen. Ein Kommentar von Kristina Dunz.
WahlkampfScholz verunglimpft Merz als „Fritze“ – Es mangelt ihm an Respekt
Olaf Scholz nimmt ein großes Wort für sich in Anspruch: „Respekt“. Er rühmte sich jüngst wieder am Montag bei der Vertrauensfrage im Bundestag, dass er in diesem Stil den Bundestagswahlkampf 2021 gewonnen habe. Auch bei der vorgezogenen Neuwahl nach dem Scheitern seiner Ampelkoalition will er damit punkten. Das Problem wird diesmal für den Kanzler nur sein: Man kann ihm einen grundsätzlich respektvollen Umgang mit Menschen kaum noch glauben.
Denn Respekt drückt sich weniger darin aus, wie man mit Gleichgesinnten oder dem eigenen Milieu umgeht, sondern vor allem darin, wie man Kritiker und Konkurrenten behandelt.
Merz hätte den Fauxpas genießen können
Und deshalb mag es zwar für Scholz-Anhänger witzig sein, dass der Sozialdemokrat den Namen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz verballhornt, anstatt dessen Vorwurf wegzulächeln, wonach die angebliche Teilnahmslosigkeit des Kanzlers bei EU-Gipfeln zum „Fremdschämen“ sei. „Fritze Merz“ erzähle eben „Tünkram“, ließ Scholz scheinbar nordisch spröde ein ZDF-Millionenpublikum wissen. Also Unsinn, nur dass sich das auf Plattdütsch harmloser anhört. Nach dem Motto, ich habe es gar nicht so hart gesagt, wie ich es gemeint habe. Die Botschaft ist in Wahrheit aber diese: Der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland will den Unionskanzlerkandidaten lächerlich machen.
Er sollte sich nicht täuschen: Die Bürger werden sich nicht ihren „Reim“ auf Merz machen, sondern auf Scholz, der auch seine Wut auf FDP-Chef Christian Lindner nicht im Griff hat und es an Souveränität eines Regierungschefs vermissen lässt. Und was macht Merz? Statt zu schweigen und den Fauxpas von Scholz zu genießen, springt er auch über dieses Stöckchen und „verbittet“ sich „Fritze“ und „Tünkram“. Meine Güte, wenn das das Niveau des Wahlkampfs dieser Männer ist, werden die Zweifel immer größer, wie Deutschland nach der Bundestagswahl den gigantischen Herausforderungen gerecht werden soll.