Schwere Vorwürfe gegen TönniesFleischkonzern soll bei Coronatests getrickst haben
- Im Mai wurden viele Mitarbeiter der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück auf das Coronavirus getestet.
- Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD im Landtag, Josef Neumann, bezweifelt, dass dabei alles mit rechten Dingen zuging.
- Das Unternehmen ließ eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu dem Thema unbeantwortet.
Düsseldorf – Nach dem Ausbruch der Corona-Epidemie bei Mitarbeitern des Fleischherstellers Tönnies stellt die SPD die Seriosität der Tests in Frage, die dort im Mai durchführt worden waren. Damals war keine signifikante Verbreitung des Virus in dem Unternehmen festgestellt worden.
Josef Neumann, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD im Landtag, bezweifelt, dass es bei den Tests mit rechten Dingen zugegangen ist. „Ich habe von Leiharbeitern die Information erhalten, dass die Tests eine Farce gewesen sind“, sagte der Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Neumann sieht Trickserei
Die Leiharbeiter hätten ihm erklärt, es habe „Doppeltestungen“ gegeben. „Es sollen Leute zu den Tests gebracht worden worden sein, von den denen man von vornherein wusste, dass sie negativ waren“, sagte Neumann. „Das soll in der Absicht geschehen sein, die Fallzahlen zu schönen.“
Die Umstände, unter denen die Tests durchgeführt wurden, müssten jetzt genau aufgeklärt werden, sagte der Politiker aus Solingen. „Das Virus ist bei Tönnies ja nicht vom Himmel gefallen. Fünf Mitarbeiter liegen auf der Intensivstation“, sagte der Landtagsabgeordnete. Die Betroffenen, da ist er sich sicher, seien gewiss nicht „kurzfristig erkrankt.“
Neumann wundert sich auch darüber, wie schnell die Ergebnisse im Mai vorlagen. Immerhin wurden damals fast 7000 Mitarbeiter getestet. „Am Wochenende waren 32 Teams im Einsatz, um die Abstriche durchzuführen. Das zeigt, wie aufwendig so ein Verfahren ist, wenn man es seriös betreibt“, sagte Neumann.
Berichte über Hygienemängel, die jetzt sogar per Video dokumentiert seien, seien von der Landesregierung als „Legenden“ abgetan worden. Neumann hatte sich mehrfach mit Beschäftigten der Leiharbeitsfirmen über die Zustände informiert.
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„Ich spreche wegen meiner Herkunft polnisch und habe bei meinen Gesprächen zu den Betroffenen Leiharbeitern dadurch wahrscheinlich einen leichteren Zugang. Viele halten den Mund, wenn sie mit Behörden zu tun haben, weil sie um ihre Jobs fürchten.“
Das Unternehmen Tönnies ließ eine Anfrage unserer Zeitung zu den Vorwürfen unbeantwortet. Die hohe Zahl der Corona-Infizierten hat im Kreis Gütersloh eine Kennziffer für die Pandemie-Bekämpfung deutlich nach oben getrieben.
Sieben-Tages-Index steigt
Die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz zu den Corona-Neuinfektionen ist dort auf den Wert von 263,7 gestiegen. Er zeigt an, wie viele Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner gemeldet wurden.