Grünen-Politiker fordert Notfallplan„Corona ein Spaziergang gegen Vogelgrippe“ – Virologen fürchten H5N1-Mutation

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Arbeiter in Schutzanzügen reinigen einen Lastwagen in einer Quarantänezone nach einem Ausbruch der Vogelgrippe in Australien. Auch in den USA sind viele Rinder infiziert. Experten fürchten eine Mutation des Erregers. (Archivbild)

Arbeiter in Schutzanzügen reinigen einen Lastwagen in einer Quarantänezone nach einem Ausbruch der Vogelgrippe in Australien. Auch in den USA sind viele Rinder infiziert. Experten fürchten eine Mutation des Erregers. (Archivbild)

Grünen-Politiker Janosch Dahmen fordert Vorbereitungen auf eine mögliche neue Pandemie. Virologen fürchten eine H5N1-Mutation.

Die Warnungen vor einer möglichen Mutation des Vogelgrippe-Virus werden lauter. Nach dem zuvor bereits der Virologe Christian Drosten vor dem Risiko einer erneuten Pandemie durch den Vogelgrippe-Erreger H5N1 gewarnt hat, fordert der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, von der Bundesregierung, sich besser auf eine Ausbreitung der Vogelgrippe vorzubereiten.

Das Virus habe theoretisch das Potenzial, sich so weiterzuentwickeln, dass es zu einer Pandemie kommen könne, sagte Dahmen dem Magazin „stern“ laut Vorabmeldung vom Dienstag. Die starke Verbreitung biete dem Erreger zudem derzeit viele Gelegenheiten, sich zu verändern und anzupassen. „Besonders eine, wenn auch unwahrscheinliche, Kombination mit anderen Influenza-Viren wäre als Mutation verheerend“, fuhr Dahmen fort.

Mögliche Vogelgrippe-Pandemie: „Wir sollten unsere Notfallpläne anpassen“

Dahmen drängte auf einen besseren Schutz. „Wir müssen beispielsweise die Milchvieh-Bestände in Europa systematischer als bisher überwachen und bestehende Abwassermonitor-Systeme auf H5N1 ausweiten“, sagte er. „Auch sollten wir unsere Notfallpläne für eine mögliche Impfstoffproduktion anpassen – für den Fall, dass wir die Impfstoffe anpassen und die Produktion schnell hochfahren müssen.“

Andrew Ullmann, Gesundheitspolitiker der FDP, zeigt sich weniger alarmiert als Dahmen. „Noch bin ich nicht sonderlich besorgt“, sagte Ullmann dem „stern“. „Wir sollten nicht grundsätzlich bei jedem Erreger in Panik verfallen.“ Doch auch er wies darauf hin, dass der Erreger potenziell gefährlich werden könne, wenn er von Mensch zu Mensch übertragen wird. „Auf diese Gefahr sollten wir wissenschaftlich, medizinisch sowie politisch vorbereitet sein.“

Vogelgrippe: Virologen warnen vor möglicher H5N1-Mutation

„Dass das Virus nun auf eine neue Spezies übergeht, ist eine neue Dynamik“, warnte am Dienstag auch der Epidemiologe Timo Ulrichs im Gespräch mit n-tv. Dass sich das Virus mittlerweile auch außerhalb Asiens ausbreite, sei „beunruhigend, weil es sich nicht mehr um ein lokales Geschehen handelt“, weitere Beobachtungen und Vorbereitungen auf „mögliche weitere Eskalationen“ seien jetzt notwendig, erklärte Ulrichs.

Was in der Corona-Pandemie gelernt wurde, sei mittlerweile größtenteils bereits wieder in Vergessenheit geraten, so Ulrichs. Allerdings drohe eine „ganz andere Dimension“, sollte der Vogelgrippe-Virus so mutieren, dass er sich von Mensch zu Mensch verbreiten kann. Die Sterblichkeitsrate bei Infektionen mit H5N1 sei deutlich höher als beim Corona-Virus, erklärte Ulrichs. Im Vergleich zu einer möglichen Vogelgrippe-Pandemie sei die Corona-Pandemie „ein Spaziergang“ gewesen, warnte Ulrichs. 

Das Vogelgrippevirus H5N1 hat in den vergangenen Monaten zunehmend auf Säugetiere übergegriffen, unter anderem auf Milchvieh in den USA. Auch mehrere Menschen infizierten sich bereits, was Befürchtungen einer drohenden Pandemie weckte. Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, bezeichnete angesichts der Ausbreitung von H5N1 in den USA das Vogelgrippevirus als möglichen Auslöser für eine kommende Pandemie. (das/dpa)

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