Ahmad al-Scharaa, auch bekannt unter seinem Kampfnamen Mohammed al-Dschulani auftrat, will alle Gruppen in die Streitkräfte integrieren.
Neue MachthaberBewaffnete Gruppen in Syrien sagen Auflösung zu
Die neuen Machthaber in Syrien haben nach eigenen Angaben eine Vereinbarung mit „allen bewaffneten Gruppen“ über deren Auflösung und die Integration in die regulären Streitkräfte getroffen. „Ein Treffen der Chefs der Gruppen“ mit dem neuen syrischen Machthaber Ahmad al-Scharaa „hat zu einem Abkommen über die Auflösung aller Gruppen und ihre Integration unter Aufsicht des Verteidigungsministeriums geführt“, meldeten die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana und die neuen Behörden im Onlinedienst Telegram.
Al-Scharaa, der bislang unter seinem Kampfnamen Mohammed al-Dschulani auftrat, hatte den Schritt zuvor angekündigt. Seine Miliz werde nicht zulassen, „dass es im Land Waffen außerhalb der staatlichen Kontrolle gibt“, sagte er am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan. Dies gelte auch für die nordöstlichen Gebiete unter Kontrolle der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF).
Innerhalb der SDF dominiert die kurdische YPG-Miliz, gegen welche die türkische Armee und ihre Verbündeten kämpfen. Die türkischen Streitkräfte und die mit ihr verbündeten Gruppen halten andere Teile Nordsyriens besetzt.
HTS-Miliz vertreibt Diktator Assad
Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz hatten am 8. Dezember Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien beendet. Assad, dem Entführung, Folter und Ermordung von Andersdenkenden vorgeworfen werden, floh nach Russland.
Am Sonntag hatte al-Scharaa gemeinsame Schritte von den im Land einflussreichen ausländischen Staaten für die Zukunft Syriens gefordert. „Es ist wichtig, dass sich die großen Akteure auf allgemeine Grundsätze in Bezug auf Syrien einigen“, sagte Ahmed al-Scharaa in Damaskus nach dem Treffen mit Fidan. Dabei müssten die Syrer unter anderem unabhängig über die Stabilität und Sicherheit des Landes entscheiden dürfen, sagte al-Scharaa. „Die Bevölkerung hat in den vergangenen 14 Jahren stark gelitten.“
Nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad habe der „Henker“ das Land verlassen und die Bevölkerung bleibe als „Opfer“ zurück, sagte al-Scharaa erneut.
Türkei fordert Auflösung der Kurdenmiliz
Außenminister Fidan sagte am Sonntag, die Kurdenmiliz YPG in Syrien stelle aus Sicht der Türkei eine Bedrohung dar und forderte erneut, dass sich die Miliz auflösen müsse. Er hoffe, dass Syrien sowohl von der YPG als auch von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) „gesäubert“ werde. Ankara sieht die YPG als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation. Sie hat in der Vergangenheit mehrere Militäreinsätze gegen die YPG in Nordsyrien durchgeführt und hält dort mit Unterstützung von Rebellen Grenzregionen besetzt.
Die Türkei gilt nach dem Sturz Assads als einflussreichster ausländischer Akteur in Syrien. Doch auch Russland, der Iran und die USA haben militärischen Einfluss in Syrien. (afp, dpa)