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Kommentar

Telefonat mit Selenskyj
Xis Anruf in Kiew ist (noch) kein Grund zur Freude

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Lesezeit 2 Minuten
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

Es war eine Überraschung – doch die Ernüchterung folgt schnell nach dem erstem Telefonat von Chinas Staatschef mit Wolodymyr Selenskyj.

Nur einen Tag nach Xi Jinpings Telefonanruf bei Wolodymyr Selenskyj folgt die Ernüchterung: Bei näherer Betrachtung wird vor allem deutlich, dass es sich beim ersten Gespräch zwischen den zwei Staatschefs seit Kriegsbeginn vor allem um einen klugen Schachzug Pekings handelt.

Dass gerade ein günstiger Zeitpunkt für Xi ist, hat vor allem mit einem aktuellen diplomatischen Eklat zu tun: Chinas Botschafter in Paris hatte in einem Fernsehinterview die Souveränität der ehemaligen Sowjetrepubliken infrage gestellt – und damit immensen Missmut in der EU ausgelöst, immerhin dem wichtigsten Handelspartner der Volksrepublik.

Nun geht es für China um Schadensbegrenzung. Vor allem aber kann Xi mit seinem Vorschlag, einen Sondergesandten nach Kiew zu schicken, zwei scheinbar gegensätzliche Ziele erreichen: Gegenüber Brüssel präsentiert er sich als Friedensvermittler, ohne bislang handfeste Resultate produzieren zu müssen. Indirekt dürfte er jedoch auch seinem „alten Freund“ Wladimir Putin beistehen: Schließlich bereiten sich die ukrainischen Truppen gerade auf eine große Gegenoffensive vor, die China nun mit seiner diplomatischen Intervention weiter verschieben wird. Fakt ist: Peking profitiert von der Abhängigkeit Moskaus, doch es hat keinerlei Interesse daran, dass die russische Regierung in eine existenzielle Krise gerät.

Ein Machtwechsel im Kreml – oder gar soziale Unruhen entlang der 4.000 Kilometer langen, gemeinsamen Landesgrenze – wäre das schlimmstmögliche Szenario für Xi. Um die Kritiker eines Besseren zu belehren, müsste Chinas Staatschef zumindest einmal den Elefanten im Raum benennen: Dass Moskau ein Aggressor in diesem Konflikt ist.