Donald Trumps Rhetorik wird immer extremer. Offen äußert der Republikaner inzwischen Bewunderung für Adolf Hitler.
Trump-Lob für Hitlers GeneräleDie Angst vor dem amerikanischen „Führer“ wächst
Lange haben führende US-Demokraten gezögert, das Wort zu benutzen. Zu historisch belastet schien ihnen der Begriff und zu groß die Gefahr einer weiteren Entfremdung von Protestwählern. Doch am Mittwochabend gab Kamala Harris die Zurückhaltung auf. „Halten Sie Donald Trump für einen Faschisten?“, hatte sie Anderson Cooper, der Moderator einer Townhall-Diskussion beim Sender CNN, gefragt. „Ja, das tue ich“, antwortete die Präsidentschaftskandidatin.
Mit ihrer drastischen Warnung vor einem mutmaßlichen Präsidenten, „der Diktatoren bewundert und ein Faschist ist“, greift Harris die ernsten Bedenken zweier ehemaliger Top-Trump-Vertrauter auf, die diese in den vergangenen Tagen äußerten. Sie reagiert zugleich auf Trumps ungehemmte rhetorische Eskalation in der Endphase des Wahlkampfes. Der Republikaner pöbelt inzwischen nicht nur über die „Scheiß-Vizepräsidentin“, bezeichnet sie als „geistig behindert“ und droht den Angehörigen der Biden-Regierung mit gerichtlicher Verfolgung. Ganz offen propagiert er rassistische, autoritäre und demokratiefeindliche Parolen.
„In ihren Genen steckt ein Mörder“
Vor Monaten schon hat Trump begonnen, Einwanderer, die über die Südgrenze zu Mexiko in die USA kommen, in seinen Reden als „Ungeziefer“ zu diffamieren. Inzwischen warnt er in offener Anlehnung an die Nazi-Sprache, die Migranten würden „das Blut unseres Landes vergiften“. In einem Interview erklärte er: „Ich glaube, in ihren Genen steckt ein Mörder. Wir haben derzeit viele schlechte Gene in unserem Land.“
Für massive Empörung sorgt auch die Demonstration seiner autoritären Impulse. Nach einer Frage zu den außenpolitischen Bedrohungen sagte Trump vor wenigen Tagen beim rechten Sender Fox News: „Ich glaube, das größere Problem ist der Feind im Inneren. Wir haben einige sehr bösartige Leute. Wir haben kranke Leute – linksradikale Verrückte.“ Er machte klar, dass er damit unter anderem den demokratischen Senatskandidaten Adam Schiff meint, der die Impeachment-Untersuchung gegen ihn leitete. „Das kann sehr einfach gelöst werden, wenn nötig durch die Nationalgarde oder durch das Militär“, drohte er.
Bewunderung für Hitlers Generale
Nicht nur der Gedanke an einen Einsatz des Militärs im Inneren lässt bei vielen liberalen Amerikanern die Alarmglocken läuten. Trump will die Truppe auch zu totaler persönlicher Loyalität verpflichten. Schon in seiner Amtszeit, berichtet gerade das Magazin „The Atlantic“ in seiner jüngsten Ausgabe, soll er zu Vertrauten gesagt haben: „Ich brauche die Art von Generalen, die Hitler hatte.“
Die Häufung derart unerhörter Äußerungen hat nun John Kelly, den einstigen Stabschef von Trump, dazu gebracht, die mediale Zurückhaltung aufzugeben, die sich der Ex-General nach dem Ausscheiden aus dem Weißen Haus im Januar 2019 auferlegt hatte. In einem Gespräch mit der „New York Times“ warnte Kelly, Trump werde wie ein rechtsextremer Diktator ohne Achtung der Verfassung regieren: „Er fällt ganz sicher unter die allgemeine Definition eines Faschisten.“ Dies finde er extrem beunruhigend. Alleine die Drohung mit dem Einsatz des Militärs gegen amerikanische Bürger sei „eine sehr, sehr schlimme Sache“, kritisierte Kelly. Zugleich bestätigte er, dass Trump zu ihm mehrfach gesagt habe: „Hitler hat auch einige gute Dinge gemacht.“
Harris wertete Kellys Äußerungen bei ihrem CNN-Auftritt als „einen Notruf an das amerikanische Volk“. Die zitierten Äußerungen seien inakzeptabel und schockierend: „Ich glaube, Donald Trump ist eine Gefahr für das Wohlergehen und die Sicherheit Amerikas.“
Vor Kelly und Harris hatte schon Trumps ehemaliger Generalstabschef der US-Streitkräfte, Mark Milley, den Ex-Präsidenten als „Faschisten“ bezeichnet. Dem Reporter Bob Woodward sagte er: „Er ist ein hundertprozentiger Faschist. Er ist die gefährlichste Person für dieses Land.“ Die ehemalige republikanische Abgeordnete Liz Cheney, die nun an prominenter Stelle den Wahlkampf von Kamala Harris unterstützt, hatte bereits erklärt, sie schätze General Milley sehr: „Ich sehe keinen Grund, seiner Einschätzung zu widersprechen.“