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„Eines Diktators würdig“Während Trump eine teure Parade plant, droht seinetwegen ein „Massensterben“

Lesezeit 5 Minuten
US-Präsident Donald Trump am Montag im Weißen Haus. Der Republikaner plant offenbar eine Parade zu seinem Geburtstag. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump am Montag im Weißen Haus. Der Republikaner plant offenbar eine Parade zu seinem Geburtstag. (Archivbild)

Trump sorgt mit Plänen für eine Militärparade an seinem Geburtstag für Empörung – gleichzeitig warnt das Welternährungsprogramm vor Toten.

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump plant laut Medienberichten eine große Militärparade durch die Hauptstadt Washington – an Trumps 79. Geburtstag am 14. Juni. Der Tag fällt zufällig mit dem 250. Jahrestag der Gründung der US-Armee zusammen. Offizielle Anträge oder detaillierte Abstimmungen stehen den Berichten zufolge aber noch aus.

Beim Portal „The Hill“ hieß es unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsvertreter, dass derzeit Planungen für die Parade laufen, die fast vier Meilen (rund 6,4 Kilometer) vom Pentagon in Arlington im Bundesstaat Virginia bis zum Weißen Haus führen soll. Zuerst hatte die Wochenzeitung „Washington City Paper“ über das Vorhaben berichtet.

Medien: 6,4 Kilometer lange Parade an Trumps Geburtstag geplant

Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser bestätigte auf Nachfrage eines Journalisten, dass die Stadt von der Trump-Regierung im Zusammenhang mit einer geplanten Parade kontaktiert worden sei. Ob es sich dabei um eine Militärparade handle, wisse sie jedoch nicht.

Als der Journalist anmerkte, dass die Parade am Pentagon starten solle, entgegnete Bowser: „Okay, dann klingt es tatsächlich nach einer Militärparade.“ Ein Armeevertreter bestätigte „The Hill“ zufolge unterdessen die Streckenlänge – betonte aber, dass die Pläne noch nicht endgültig beschlossen seien.

Parade keine neue Idee von Trump: „Lieber Säure schlucken“

Bereits während seiner ersten Amtszeit (2017–2021) hatte Trump eine Militärparade nach französischem Vorbild angestrebt, das Vorhaben aber wegen geschätzter Kosten von rund 92 Millionen Dollar (etwa 84 Millionen Euro) wieder verworfen.

Aus einem Buch der Journalisten Susan Glasser und Peter Baker geht hervor, dass Trump in seiner ersten Amtszeit auf massive Ablehnung in Behördenkreisen mit seinem Plan für eine Parade gestoßen war. Demnach hatte James Mattis, Trumps damaliger Verteidigungsminister, erklärt, er würde „lieber Säure schlucken“, als eine solche Parade mitzutragen.

General lehnte Trump-Parade ab: „Das ist, was Diktatoren tun“

Auch der Luftwaffen-General Paul Selva soll das Vorhaben des Republikaners damals vehement zurückgewiesen haben. Auf die Frage Trumps, was er von der Idee halte, habe Selva entgegnet, dass er in Portugal aufgewachsen sei, wo es damals eine Diktatur gegeben habe. „Bei Paraden ging es darum, die Leute zu zeigen, die die Waffen hatten“, habe Selva dem Präsidenten damals erklärt. „Das ist, was Diktatoren tun.“  

Das Magazin „Newsweek“ zitiert derweil den früheren Luftwaffengeneral Michael Hayden aus dieser Zeit mit den Worten: „Das ist einfach nicht unser Stil. Wenn man weiß, wie mächtig man ist, muss man es nicht vorspielen.“

Washington fürchtet Straßenschäden durch Panzer

Auch lokale Behörden wie die Stadt Washington und das Verteidigungsministerium äußerten damals bereits Bedenken – unter anderem wegen möglicher Schäden an Straßen durch schwere Panzerfahrzeuge.  Angesprochen auf solche Auswirkungen betonte Bürgermeisterin Bowser nun erneut, dass die Straßen nicht für Panzer ausgelegt seien. „Wenn sie tatsächlich eingesetzt würden, müsste das mit vielen Millionen Dollar einhergehen, um die Straßen anschließend wieder zu reparieren“, sagte sie.

In der amerikanischen Öffentlichkeit sorgen die kolportierten Pläne des Präsidenten unterdessen für Empörung – auch vor dem Hintergrund der massiven Sparmaßnahmen, die Trumps Regierung seit ihrer Amtsübernahme durchgesetzt hat. In den sozialen Netzwerken fanden sich nach den Berichten über die geplante Parade entsprechend viele kritische Kommentare. 

Trumps Parade-Plan sorgt für Empörung in den sozialen Netzwerken

„Für die Senioren gibt es kein Geld, Arbeitsplätze werden abgebaut, die Krebsforschung ist auf Eis gelegt, aber Trump ordnet zu seinem 79. Geburtstag eine vier Meilen lange Militärparade im Wert von 92 Millionen Dollar an“, kommentierte etwa eine Nutzerin auf der Plattform X und bekam dafür viel Zuspruch.

Songwriter und Indie-Musiker Bill Madden meldete sich ebenfalls zu Wort. „Nachdem Trump die amerikanische Wirtschaft zerstört hat, um die ihn die ganze Welt beneidet hat, gönnt er sich nun eine sechs Kilometer lange Militärparade in Washington, die eines faschistischen Diktators würdig wäre“, schrieb der Musiker bei X.

Trump will Parade: „Eines faschistischen Diktators würdig“

Viele Nutzerinnen und Nutzer stellten zudem Vergleiche mit Diktatoren wie Kremlchef Wladimir Putin und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un auf – in beiden Ländern herrscht ein Führerkult um die Staatsoberhäupter. „Für 92 Millionen Dollar könnten wir eine Million hungernde Kinder ein ganzes Jahr lang ernähren. Wie wäre es, wenn wir das stattdessen tun?“, kritisierte auch der Influencer und Trump-Kritiker Brian Krassenstein.

Trump scheint das jedoch nicht zu planen: Zeitgleich mit den Berichten über die Geburtstagsparade für den US-Präsidenten warnte das Welternährungsprogramm (WFP) in der Nacht auf Dienstag vor einem „Massensterben“ aufgrund der von der US-Regierung geplanten Kürzungen für humanitäre Hilfe.

Welternährungsprogramm schlägt Alarm wegen Trumps Politik

Man sei tief besorgt wegen der Ankündigung der Trump-Regierung, die Finanzierung der Nahrungsmittelnothilfe in 14 Ländern einzustellen, teilte das WFP mit. „Sollte dies umgesetzt werden, könnte es für Millionen von Menschen, die extremem Hunger und Verhungern ausgesetzt sind, einem Todesurteil gleichkommen“, schrieb die Organisation auf X. Man stehe in Kontakt mit Washington und versuche, die Regierung von der Fortsetzung der Hilfe zu überzeugen, hieß es weiter.

Unter Trump und seinem „besonderen Regierungsmitarbeiter“ Elon Musk, der für „Effizienzsteigerung“ der US-Behörden zuständig ist, haben die USA ihre Ausgaben für internationale humanitäre Zwecke drastisch gekürzt.

So hatte die Regierung mit der Zerschlagung der Entwicklungsbehörde USAID bereits Anfang Februar begonnen und zahlreiche Programme eingestellt. Laut einem Bericht der „New York Times“ hatte bereits dieser Schritt zu Todesfällen in Afrika geführt, die in direktem Zusammenhang mit den US-Kürzungen stehen. (mit dpa)