Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Komplettes Stadtzentrum brennt“Russland attackiert Wohnhäuser – Macron und Scholz lehnen Putins Bedingung ab

Lesezeit 5 Minuten
Ein Foto des strategischen Kommunikationszentrums der Ukraine zeigt Rauchsäulen über Kölns Partnerstadt Dnipro nach russischen Drohnenangriffen.

Ein Foto des strategischen Kommunikationszentrums der Ukraine zeigt Rauchsäulen über Kölns Partnerstadt Dnipro nach russischen Drohnenangriffen.

Russland attackiert auch eine Kölner Partnerstadt mit Drohnen. Macron widerspricht Putins Bedingungen – der kriegt neue Hilfe aus Nordkorea. 

Russland hat erneut mehrere ukrainische Städte mit heftigen Drohnenangriffen überzogen, das berichten ukrainische Behörden und Medien. Im Fokus der nächtlichen Attacken Moskaus standen die Städte Charkiw und Dnipro, eine Partnerstadt der Stadt Köln.

„Nur eine Stunde, nachdem Russland Dutzende Drohnen auf Wohngebiete in Charkiw geschickt hat, bombardieren die Russen nun die Stadt Dnipro – reine Wohnziele, purer Terror eines Terrorstaates“, schrieb das strategische Kommunikationszentrum der Ukraine auf der Plattform X. „Das komplette Stadtzentrum brennt“, berichteten unterdessen Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken.

Ukraine unter Beschuss: „Reine Wohnziele, purer Terror“

Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits über den Angriff auf Charkiw berichtet. „Heute haben bereits mehr als ein Dutzend Drohnen unser Charkiw, eine der größten Städte der Ukraine, getroffen. Wohnhäuser wurden beschädigt und acht Menschen verletzt, darunter ein zwölfjähriges Mädchen“, schrieb Selenskyj am Mittwochabend auf X.

„Kein Land sollte so etwas durchmachen müssen“, fügte der Ukrainer an – und veröffentlicht das Video einer Überwachungskamera, das zeigt, wie Fußballer aufgrund eines Luftangriffes in der Nähe panisch das Spielfeld verlassen. Im Hintergrund ist der Lichtschein der Explosionen zu sehen, die ebenfalls deutlich hörbar sind.

Russland setzt iranische „Shahed“-Drohnen gegen Wohnhäuser ein

In beiden angegriffenen Großstädten habe es Verletzte gegeben, hieß es weiter aus der Ukraine. Auch aus Sumy und Solotschiw kamen Meldungen zu russischen Angriffen. 

Moskau setzte für die nächtlichen Attacken, die nach ukrainischen Angaben erneut hauptsächlich gegen zivile Ziele wie Wohnhäuser gerichtet waren, offenbar erneut vor allem Drohnen der Bauart „Shahed“ ein. Diese Geschosse wurden vom Iran entwickelt.

Selenskyj veröffentlicht Video von Bombardement bei Fußballspiel

„In der Ukraine ist jeder Tag geprägt von großangelegten Angriffen mit Drohnen, meist ‚Shaheds‘ – der Iran war es, der Russland beigebracht hat, wie man solche Drohnen baut“, berichtete Selenskyj weiter und nutzte die Gelegenheit, um eine Botschaft nach Washington zu senden. 

Es sei „absolut unangebracht“ und „wenig hilfreich“, wenn nun über eine „Lockerung des Drucks auf Russland“ oder sogar „die Aufhebung von Sanktionen“ gesprochen werde, erklärte Selenskyj und nahm damit Äußerungen des amerikanischen Außenministers Marco Rubio ins Visier, der erneut Bereitschaft signalisiert hatte, die von Russland gestellten Bedingungen für einen Waffenstillstand zu erfüllen.

„Russland tötet täglich Menschen und zieht diesen Krieg in die Länge“

Moskau hatte zuvor die Aufhebung von Sanktionen gefordert, damit es zu einer Waffenruhe auf dem Schwarzen Meer kommen könne. Rubio verwies darauf, dass einige der Sanktionen von der EU verhängt worden seien, diese müsse man gegebenenfalls überdenken, forderte der Amerikaner.

Selenskyj, der am Mittwoch in Paris zu Gast war, lehnte das mit klaren Worten ab. „Russland tötet täglich Menschen und zieht diesen Krieg in die Länge.“ Seit zwei Wochen habe die Ukraine einem bedingungslosen Waffenstillstand zugestimmt, Moskau aber verweigere sich, führte Selenskyj aus.

Macron und Scholz kontern Donald Trumps Kuschelkurs

„Um Leben zu retten und die Diplomatie schneller und effektiver zu gestalten, ist Druck auf Russland erforderlich. Ohne Druck auf Russland wird es keine Ergebnisse geben“, schrieb er bei X. Zuvor hatte auch der französische Präsident Emmanuel Macron die Pläne Washingtons deutlich zurückgewiesen.

Russland habe nach der Zusage einer Teil-Waffenruhe in Gesprächen mit den USA neue „Bedingungen“ formuliert und damit erneut seinen „Kriegswillen“ unter Beweis gestellt, sagte Macron am Mittwochabend nach einem Treffen mit Selenskyj. Es sei „viel zu früh“, um über eine Aufhebung von Sanktionen gegen Moskau zu sprechen, stellte der Franzose klar. Der Eiffelturm erstrahle währenddessen in den ukrainischen Farben. 

Am Donnerstagnachmittag schloß sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seinem französischen Kollegen an. Sanktionen aufzuheben, wäre „ein schwerer Fehler“, sagte Scholz in Paris. Europa und die USA müssten gemeinsam klarmachen, dass „wir diese Möglichkeit der Unterstützung der Ukraine auch weiter nutzen können“, fügte er hinzu.

Kim Jong Un schickt erneut Soldaten nach Russland

Während die USA, der neben Europa wichtigste Verbündete der Ukraine, weiterhin auf Kuschelkurs mit Moskau bleiben, Putins Bedingungen erfüllen wollen und zwischenzeitlich sogar die Militärhilfe für die Ukraine beendet hatten, bekommt der Kreml weiterhin tatkräftige Unterstützung seiner zweifelhaften Verbündeten.

Die „Shahed“-Drohnen, die für täglichen Terrorangriffe auf ukrainische Städte eingesetzt werden, sind dabei nur ein Faktor. Auch aus Nordkorea bekommt Russland weiterhin massive Unterstützung, berichtete nun die südkoreanische Militärführung.

Neues „Kanonenfutter“ für Putins Armee?

„Es scheint, als ob im Januar und Februar mindestens 3.000 weitere Soldaten entsandt wurden“, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Yonhap den Generalstab in Seoul. Zuvor hatte Nordkorea im vergangenen Herbst bereits rund 11.000 nordkoreanische Soldaten in die russische Region rund um Kursk entsandt.

Der südkoreanische Geheimdienst vermutete erstmals im Februar eine zweite Mobilisierungswelle nordkoreanischer Truppen nach Russland. Damals hieß es jedoch, dass der genaue Umfang der Entsendung noch ermittelt werde.

Hohe Verluste in den Reihen von Nordkoreas Soldaten

Ein möglicher Grund für Nordkoreas zusätzliche Truppenentsendung könnte sein, die laut Einschätzung von Experten hohen Verluste auszugleichen. Der südkoreanische Generalstab geht etwa davon aus, dass die nordkoreanische Armee im Ukraine-Krieg bereits 4.000 Verluste erlitten hat. Unklar ist jedoch, ob die Zahl neben Toten auch verwundete Soldaten einschließt.

Ein nordkoreanischer Soldat beim Einsatz in Kursk. (Archivbild)

Ein nordkoreanischer Soldat beim Einsatz in Kursk. (Archivbild)

Seit der Entsendung der nordkoreanischen Truppen hatte es immer wieder Berichte über hohe Verluste in den Reihen von Kims Soldaten gegeben. Sie dienten Russland als „Kanonenfutter“ und würden sich auf dem Schlachtfeld mitunter amateurhaft und naiv verhalten, hatten ukrainischen Soldaten und westliche Beobachter während der Gefechte in Kursk wiederholt berichtet.

Nordkorea liefert auch Waffen an Russland

Zusätzlich zur Entsendung von Truppen liefert Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Generalstabs auch weiterhin Munition und Waffen im großen Stil nach Russland, darunter Kurzstreckenraketen, Panzerhaubitzen und Raketenwerfer.

Während die USA die russischen Bedingungen in den letzten Wochen oftmals zu erfüllen versuchten, sind bisher keine amerikanischen Forderungen nach einem Ende der Militärhilfe von Iran und Nordkorea für Russland bekannt geworden. (mit dpa)