Kaum verkünden USA und Ukraine eine Einigung, kommen neue Bedingungen und scharfe Töne aus Moskau – auch gegen Deutschland.
Attacken auf Habeck und PistoriusBomben, Bedingungen, Beleidigungen – Trumps Putin-Kurs wird zur „Luftnummer“

Kremlchef Wladimir Putin schaut bei einer Pressekonferenz zu US-Präsident Donald Trump. (Archivbild)
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Es ist das bekannte Muster: Kaum verkündet US-Präsident Donald Trump mal wieder eine Einigung auf einen teilweisen Waffenstillstand, kommen aus Moskau bereits neue Bedingungen. Zuvor hatten sich die Kriegsparteien nach Angaben aus Washington zur sicheren Schifffahrt auf dem Schwarzen Meer bekannt – die Umsetzung der Abmachung ist allerdings offen.
Es solle auf Gewalt gegen Schiffe auf dem Schwarzen Meer verzichtet werden, hieß es. Handelsschiffe sollen zudem nicht für militärische Zwecke genutzt werden. Mit den neuen russischen Forderungen erscheint die Umsetzung der beschränkten Waffenruhe nun bereits noch wackliger als ohnehin.
Russland stellt sofort neue Bedingungen für Waffenruhe auf
Denn abweichend von den USA und der Ukraine teilte der Kreml mit, dass Russland die Vereinbarung zur sicheren Schifffahrt erst dann umsetzen werde, wenn weitreichende Sanktionen aufgehoben würden. So sollen die russische staatliche Landwirtschaftsbank und andere Geldhäuser wieder Zugang zum internationalen Finanztelekommunikationssystem Swift erhalten.
Außerdem verlangt Moskau das Ende des Embargos auf den Import von Landwirtschaftstechnik und anderen Waren, die für die Herstellung von Lebensmitteln und Dünger notwendig sind. Auch Sanktionen gegen Häfen und gegen Schiffe, die unter russischer Flagge fahren und etwa Fischereiprodukte transportieren, sollen aufgehoben werden.
Kreml-Insider: Russland spielt bei Verhandlungen auf Zeit
Das Vorgehen Moskaus entspricht einem bekannten Muster – Kreml-Insider hatten zuletzt genau dieses Verhalten von Wladimir Putin prophezeit. Russland wolle auf Zeit spielen und jegliche Einigungen verschleppen, gleichzeitig soll die russische Armee mehr Gebiete erobern.
Das Interesse an einer echten Friedenslösung ist demnach in Moskau weiterhin gering. Vielmehr plane Kremlchef Putin, die USA immer mehr auf Russlands Seite zu ziehen – bis die russischen Bedingungen erfüllt werden, berichteten Quellen aus Regierungskreisen zuletzt der „Moscow Times“.
Sergej Lawrow: Warme Worte für Washington und Attacken auf Europa
Die russischen Wünsche hören derweil bei den Sanktionen nicht auf. Moskau strebt weiterhin die Übernahme von vier ukrainischen Regionen und der Halbinsel Krim an. Kiew hat ausgeschlossen, diese Gebiete jemals als russisch anzuerkennen. Moskau betrachtet die Regionen unterdessen bereits jetzt als zu Russland gehörig – und will auch die Teile davon übernehmen, die Putins Armee bisher nicht erobern konnte.

Sergej Lawrow, russischer Außenminister, neben Kremlchef Wladimir Putin. (Archivbild)
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Dass Russland ungeachtet aller Gespräche mit den USA bei seinem bedrohlichen Kurs bleibt, machte unterdessen auch Außenminister Sergej Lawrow erneut klar. Auffällig bei den jüngsten Aussagen des russischen Top-Diplomaten: Die früher übliche Kritik an den USA als angeblicher Kriegstreiber fehlt mittlerweile komplett – stattdessen attackierte Lawrow erneut Europa und versucht weiterhin, einen Keil zwischen die westlichen Verbündeten der Ukraine zu treiben. Gegenüber Trump und seinen Mitarbeitern geht Lawrow derweil auf Kuschelkurs.
Moskau: Wolodymyr Selenskyjs „Tage sind gezählt“
Ganz auf MAGA-Linie bezeichnete Lawrow zunächst den ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden als „dumm“, ehe er Trumps Sondergesandten Steve Witkoff als„intelligenten, energischen Menschen“ anpries. Witkoff hatte zuvor im Westen einen Sturm der Kritik ausgelöst, weil er in einem Interview russische Angaben nahezu eins zu eins übernommen und von Putin als vertrauenswürdigem „Freund“ gesprochen hatte.
Die warmen Worte für Witkoff nutzte Lawrow schließlich für eine Attacke auf Europa und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Witkoff „überschätzt die Eliten in Europa“, befand Lawrow. Diese stützten Selenskyj weiterhin, obwohl dessen „Tage gezählt“ seien, führte der Außenminister aus – wie genau die Bemerkung gemeint war, erklärte Lawrow nicht. Bereits mehrfach hat Moskau nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes seit Kriegsbeginn versucht, den ukrainischen Präsidenten zu töten.
Nordstream II: USA sollen Europa zwingen, russisches Gas zu kaufen
Öl ins Feuer goss Lawrow dann auch noch beim Thema Nordstream II. „Es gibt Gespräche über Nordstream“, bestätigte Lawrow und machte auch keinen Hehl aus Moskaus Erwartungen an Trump: „Es dürfte interessant werden, wenn die Amerikaner ihren Einfluss auf Europa geltend machen und es zwingen, russisches Gas nicht abzulehnen.“
Politiker wie Vizekanzler Robert Habeck, Verteidigungsminister Boris Pistorius oder EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, die allesamt die Wiederinbetriebnahme der Gas-Pipeline ablehnen, seien „entweder kranke Menschen oder selbstmordgefährdet“, pöbelte Lawrow weiter. Der 75-Jährige hat sich in den vergangenen Wochen bereits mehrere verbale Entgleisungen geleistet.
Ideologische Nähe zwischen Washington und Moskau
Nun machte Lawrow auch noch mal die ideologische Nähe zwischen Trump und Putin klar: Die amtierende US-Regierung sei sich der „Unzulässigkeit der Pervertierung der menschlichen Natur und traditioneller Werte bewusst“, befand Lawrow, der zuvor bereits deutlich gemacht hatte, dass sich an Russlands Zielen nichts geändert hat. Erneut bezeichnete der Top-Diplomat die ukrainische Regierung dabei als „Nazi-Regime“, das beseitigt werden müsse.
Dass Russlands Pläne damit aber nicht enden, bekräftigte Lawrow ebenfalls und sprach erneut davon, eine neue Weltordnung schaffen zu wollen. Dabei setze man auf Partnerschaften mit China, Indien, Nordkorea und dem Iran. „Wir erleben den Aufstieg einer gerechteren, multipolaren Weltordnung“, befand Lawrow. Russland habe „ein tiefes Vertrauen zu China“ aufgebaut, eine strategische Partnerschaft mit Indien und expandierende Beziehungen zu Iran und Nordkorea.
Moskau „verherrlicht Nordkorea und arbeitet mit dem Iran zusammen“
In der Ukraine sorgten die Worte für Kopfschütteln. „Russland sagt, es bekämpfe den Faschismus, aber es verherrlicht Nordkorea und arbeitet mit dem Iran zusammen“, schrieb der ehemalige ukrainische Wirtschaftsminister Tymofij Mylowanow auf der Plattform X.
Auch der deutsche Historiker und Russland-Experte Matthäus Wehowski ordnete Lawrows Worte ein: Moskau sei seit mehr als drei Jahren „keinen Millimeter von seinem Weltbild“ abgerückt. Weiterhin gehe es um eine „Denazifizierung“ der Ukraine und die Schaffung einer neuen „Weltordnung“, erklärte der Historiker bei X. „Die ‚Verhandlungen‘ mit Trump“ seien bloß „eine Luftnummer, um Zeit zu schinden und sich militärische und propagandistische Vorteile zu verschaffen“, lautete Wehowskis Fazit.
Historiker: Gespräche zwischen Putin und Trump sind „Luftnummer“
Dass Moskau keine Kursänderung vollzieht, zeigte sich schließlich auch in der Nacht auf Mittwoch erneut in der Ukraine. „Letzte Nacht wurden am Himmel weitere 117 Beweise dafür sichtbar, wie Russland diesen Krieg in die Länge zieht“, erklärte Präsident Selenskyj am Mittwochmorgen.
117 Angriffsdrohnen, die meisten davon iranischer Bauart, habe Moskau gegen die Ukraine eingesetzt, so die Angaben aus Kiew. „Derartige Großangriffe nach Waffenstillstandsverhandlungen sind ein klares Signal an die ganze Welt, dass Moskau keinen echten Frieden anstrebt“, fügte Selenskyj an.
Erneute Angriffe: „Klares Signal an die ganze Welt“
Seit dem Vorschlag eines Waffenstillstands habe Russland „buchstäblich jede Nacht durch seine Angriffe ‚Nein‘ zum Friedensvorschlag“ der USA gesagt, bekräftigte Selenskyj – und forderte von den USA schließlich das Gegenteil der neu aufgestellten russischen Bedingungen: „Mehr Druck und mehr Sanktionen“ seien nun nötig, um die russischen Angriffe zu stoppen, schrieb der ukrainische Präsident am Mittwoch in den sozialen Netzwerken.