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Grausame Berichte aus KurskAlkohol, Suizid, Verluste –  Putins Nordkoreaner dienen als „Kanonenfutter“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Foto, das vom ukrainischen Präsidialamt veröffentlicht worden ist, soll einen nordkoreanischen Soldaten in der russischen Grenzregion Kursk zeigen. (Archivbild)

Ein Foto, das vom ukrainischen Präsidialamt veröffentlicht worden ist, soll einen nordkoreanischen Soldaten in der russischen Grenzregion Kursk zeigen. (Archivbild)

Kiew meldet Alkoholmissbrauch, die USA berichten von Suiziden aus Angst. Putin und Kim scheint das nicht zu interessieren.

Seit der Invasion ukrainischer Truppen in die russische Grenzregion Kursk im August 2024 sollen die russischen Streitkräfte rund 38.000 Soldaten bei Gefechten in der Region durch Tod oder Verletzung verloren haben, das erklärte der ukrainische Generalstabschef Oleksandr Syrskyj am Mittwoch.

Mehr als 700 Hundert russische Soldaten sind demnach außerdem gefangen genommen worden. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Moskau macht seit Kriegsbeginn keine Angaben zu eigenen Verlusten, berichtet derweil jedoch regelmäßig über „hohe“ Verluste auf Seiten der Ukraine in Kursk.

Kursk: Hohe Verluste auch bei nordkoreanischen Soldaten gemeldet

Zum Einsatz kommen in der Grenzregion seit mehreren Wochen wohl auch tausende nordkoreanische Soldaten, die von Diktator Kim Jong Un zur Unterstützung des Verbündeten entsandt worden waren. Auch unter den nordkoreanischen Soldaten soll es seitdem heftige Verluste gegeben haben.

Generaloberst Olexander Syrskyj ist der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte. (Archivbild)

Generaloberst Oleksandr Syrskyj ist der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte. (Archivbild)

Bereits Mitte Dezember meldeten südkoreanische Geheimdienste mehr als 100 Tote und 1.000 Verletzte nordkoreanische Soldaten in Kursk, die Kremlchef Wladimir Putin dort als „Kanonenfutter“ dienten. „Wir werden die Invasoren weiterhin vernichten“, kündigte Syrskyj nun an. „Es spielt keine Rolle, ob sie russische oder nordkoreanische Pässe haben.“

Moskau soll „kein Interesse am Überleben dieser Koreaner“ haben

Zuletzt bezifferte Kiew die nordkoreanischen Verluste schließlich auf rund 3.000 Soldaten – und erhob Vorwürfe gegenüber dem Kreml. „Wir können sehen, dass das russische Militär und die nordkoreanischen Vollstrecker überhaupt kein Interesse am Überleben dieser Koreaner haben“, erklärte Wolodymyr Selenskyj.

Der Präsident warf Moskau zudem vor, die nordkoreanischen Verluste vertuschen zu wollen und grausame Methoden dabei einzusetzen. „Alles ist so arrangiert, dass es uns unmöglich ist, die Koreaner gefangenzunehmen – ihr eigenes Volk richtet sie hin, es gibt solche Fälle“, hieß es weiter aus Kiew.

Kiews Geheimdienst: Schwindender Kampfgeist und „Alkoholmissbrauch“

Die Moral unter den Nordkoreanern sei zuletzt massiv gesunken, berichtete der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) derweil am Donnerstag. „Am Silvesterabend wurden Fälle von Alkoholmissbrauch unter nordkoreanischen Soldaten registriert, darunter auch unter denen, die an Kampfhandlungen beteiligt waren“, erklärte der Geheimdienst in seinem Telegram-Kanal.

Die Kämpfer aus Nordkorea würden seit ihrer Ankunft in Russland mit „Propaganda über die Bedeutung der Unterstützung Pjöngjangs für Moskaus Kriegsanstrengungen bombardiert“, hieß es in der Mitteilung weiter. Dennoch sei „der Kampfgeist drastisch gesunken“.

Kiew: „Erhebliche Verluste“ bei Nordkoreanern zum Jahreswechsel

Nordkoreanische Streitkräfte waren demnach auch rund um den Jahreswechsel an Gefechten beteiligt, erneut hätten Kims Soldaten dabei „erhebliche Verluste“ hinnehmen müssen, berichtete der Geheimdienst. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht, freie Berichterstattung aus der Region Kursk gibt es aufgrund der andauernden Kampfhandlungen kaum.

Zuletzt hatten jedoch auch US-Behörden über die grausame Lage der nordkoreanischen Soldaten in Kursk berichtet. So hatte John Kirby, Kommunikationsberater des Weißen Hauses für nationale Sicherheit, erklärt, den USA seien Berichte bekanntgeworden, wonach „nordkoreanische Soldaten lieber Suizid begingen, als sich den ukrainischen Streitkräften zu ergeben.“ Als Grund dafür nannte Kirby „wahrscheinlich Angst vor Repressalien gegen ihre Familien in Nordkorea im Falle ihrer Gefangennahme.“

Begehen Nordkoreaner aus Angst um ihre Familien Suizid in Kursk?

Die Machthaber in Moskau und Pjöngjang scheint die Lage in Kursk jedoch nicht großartig zu stören. Kim Jong Un nutzte seine Neujahrsrede, um seinen Verbündeten zu preisen. Nach der „bedeutungsvollen Reise“ zwischen Pjöngjang und Moskau im Jahr 2024 sei Nordkorea bereit, „neue Projekte zu entwerfen und voranzutreiben“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA den Diktator.

Kim griff dabei auch Moskaus ewige Lüge über ein „Nazi-Regime“ in Kiew auf. Er hoffe, dass Russland den „Neonazismus besiegen und einen großen Sieg“ in der Ukraine erringen wird, erklärte der Diktator. Wladimir Putin erklärte Russlands Soldaten unterdessen zu „Helden“. Die Lage in Kursk und die großen Verluste auch bei der russischen Armee seit Kriegsbeginn erwähnte der Kremlchef in seiner Neujahrsansprache nicht.