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„Schande mitten in Berlin“Unverständnis und Kritik nach pro-russischem Autokorso

Lesezeit 3 Minuten
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Russische Fahnen bei dem Autokorso in Berlin am Sonntag

Berlin – Etwa 900 Menschen haben am Sonntag in Berlin an einem Autokorso mit russischen Fahnen teilgenommen. Der Umzug mit mehreren hundert Fahrzeugen wurde als Veranstaltung mit dem Titel „Keine Propaganda in der Schule - Schutz für russischsprechende Leute, keine Diskriminierung“ angemeldet, wie die Berliner Polizei mitteilte.

Auf einem Schild hieß es: „Stop hating Russians“ (Hört auf, Russen zu hassen). Etliche Autos führten Fahnen in den russischen Nationalfarben Weiß-Blau-Rot mit.

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Auf mehreren Autos wurden Flaggen mit dem russischen Nationalwappen gezeigt.

Der Korso zog von der Stadtgrenze im nordöstlichen Berlin zum Olympischen Platz im Stadtteil Charlottenburg. Anmelder war nach Angaben der Polizei eine Einzelperson. Zwischenfälle habe es nicht gegeben, sagte ein Sprecher.

Berlin: Viel Kritik nach pro-russischem Autokorso

Das Echo auf die Aktion war allerdings umso lauter: Gerade in sozialen Netzwerken wie Twitter äußerten viele Nutzerinnen und Nutzer Kritik angesichts des Autokorsos.

Der ukrainische Botschafter in Berlin kritisierte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und die Berliner Polizei ganz direkt: „Um Himmels willen, wie konnten SIE dieses Auto-Corso der Schande mitten in Berlin zulassen? Und zwar am Tag, als die Massaker an Zivilisten in Butscha ans Licht kamen? WIE???“, schrieb der Diplomat.

Ähnliche Töne fanden auch viele andere Nutzerinnen und Nutzer. Immer wieder war von der „Schande von Berlin“ zu lesen. Einige forderten, dass der pro-russische Protest angesichts des Massakers in Butscha und des Kriegs in der Ukraine so nie hätte stattfinden dürfen.

Geteilte Video-Clips in den sozialen Netzwerken sollen zudem Drohungen zeigen. Demnach soll eine Ukrainerin sich dem Autokorso in den Weg gestellt haben. Auf Twitter wird berichtet, dass sie danach bedroht worden sei und ihr mit Vergewaltigung gedroht wurde. Ob die Polizei Berlin in diesem Fall ermittelt, ist noch nicht bekannt.

Bekannt ist allerdings, dass die Berliner Polizei wegen des Zeigens des „Z“-Zeichens, des Symbols für die Unterstützung des russischen Krieges, ermittelt. Die Ermittlungen laufen wegen Billigung eines Verbrechens, an einem Wagen sei das „Z“-Zeichen gezeigt worden. Der Berliner „Tagesspiegel“ hatte zuerst berichtet.

Franziska Giffey hat sich noch nicht öffentlich zu dem Autokorso geäußert.

Bundesregierung warnt von „Desinformationskampagne“

Die Bundesregierung hat in Deutschland lebende Menschen mit russischen Wurzeln aufgefordert, sich vernünftig über den Krieg in der Ukraine zu informieren. „Die Bundesregierung bittet die russischsprachigen Menschen in Deutschland, sich umfassend in den verschiedenen nationalen und internationalen Medien zu informieren“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Montag in Berlin.

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„Niemand sollte der Desinformationskampagne der russischen Staatsmedien mit ihren zynischen und verharmlosenden Darstellungen Glauben schenken“, fügte er hinzu. Dem Bundesinnenministerium sei es wichtig, „dass dieser Krieg nicht in unsere Gesellschaft hineingetragen werden darf“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Maximilian Kall.

Ähnliche Autokorsos wie in Berlin gab es auch im Rheinland: Mehrere hundert Personen zogen bereits Ende März von Köln nach Bonn. In Troisdorf kam es zu einem ähnlichen Protestzug für Russland, der ebenfalls Thema in der Lokalpolitik wurde. (mab/dpa)