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„Massiver Personenschutz“Im Visier des Kreml? Rheinmetall-Chef braucht Schutz

Lesezeit 4 Minuten
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, steht vor einer Wand, auf der „Rheinmetall“ steht.

Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, soll in seiner Sonderstellung der Gefahr eines Attentats ausgesetzt sein.

Ob Panzer, Munition oder Flugabwehr: Rheinmetall liefert umfangreich Militärgüter an die Ukraine. Das sorgt für Unmut in Moskau.

Sein Einsatz für die Ukraine hat den Chef des größten deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Armin Papperger, einem Medienbericht zufolge ins Visier Moskaus gerückt. Wie CNN berichtet, haben US-Geheimdienste Anfang des Jahres Pläne der russischen Regierung aufgedeckt, den deutschen Manager zu ermorden. Informierten Kreisen zufolge hat er schon seit Monaten „massiven Personenschutz“. Der Kreml dementierte die angeblichen Anschlagspläne.

Bei einem öffentlichen Auftritt im Mai in Düsseldorf wurde Papperger von mehreren Polizisten in Zivil begleitet, vor der Tür standen Polizeiautos und Streifenpolizisten. Die Behörden ermöglichten „ein hohes Maß an Sicherheit um meine Person“, sagte der 61-Jährige der „Financial Times“, nachdem der CNN-Bericht über die angeblichen russischen Pläne bekannt wurde. Er fühle sich immer sicher, er sei „ein sehr glücklicher Mann“.

Armin Papperger, der Chef von Rheinmetall, soll in das Visier des Kremls gerückt sein

In der deutschen Rüstungsbranche nimmt Papperger eine Sonderrolle ein. Zum einen ist seine Firma mit großem Abstand die Nummer 1 der heimischen Waffenschmieden, zum anderen tritt er ganz anders auf als andere Rüstungsmanager: Während die Branchenkollegen die mediale Öffentlichkeit eher meiden oder sie nur selten nutzen, begibt sich der 61-Jährige zielstrebig immer wieder in das mediale Scheinwerferlicht und gibt Interviews.

Er erklärt dabei stets geduldig, wie wichtig Rüstungsgüter seien zur Verteidigung westlicher Werte und dass seine Firma dabei ihren Beitrag leisten wolle. Kürzlich wurde er gefragt, was sein größter Erfolg im vergangenen Geschäftsjahr war. „Das größte Erfolgserlebnis für mich war, wie stark wir der Ukraine helfen konnten“, sagte Papperger. „Diese Menschen kämpfen mit ihrem Blut für die Freiheit Europas.“ Rheinmetall habe der Ukraine „extrem viel“ liefern können. Solche Äußerungen machen deutlich, dass Rheinmetall für den Kreml durchaus ein Dorn im Auge sein dürfte.

Im Ukraine-Krieg: Rheinmetall betreibt Waffenlieferungen im großen Stil

Die Liste der Rüstungsgüter aus Rheinmetall-Produktion, die von der Bundesregierung gekauft und dann in die Ukraine verschickt wurden, ist lang. Darunter sind Panzer, Flugabwehr-Geschütze und vor allem die immens wichtige Artilleriemunition. Im Juni hat Rheinmetall eine Reparaturwerkstatt für Schützenpanzer in der Westukraine eröffnet. Geplant ist auch die Panzerproduktion vor Ort in dem von Russland angegriffenen Staat.

In der Munitionssparte hat Rheinmetall seine Produktionskapazitäten stark ausgeweitet, die Firma ist der größte Fabrikant von Artilleriemunition in der westlichen Welt. Waren vor dem Ukraine-Krieg pro Jahr nur 70.000 Schuss im 155-Millimeter-Kaliber produziert worden, so sollen es 2027 schon 1,1 Millionen sein. Ein großer Teil der aktuellen Produktion geht in die Ukraine.

Als Folge des Ukraine-Kriegs hat der Konzern mit seinen rund 30.000 Beschäftigten volle Auftragsbücher, der Umsatz steigt und steigt. Dank des strammen Wachstums ist das Unternehmen inzwischen in der obersten deutschen Aktienliga Dax gelandet.

Sponsoring soll Firmenimage aufpolieren

Die Firma nutzt die vollen Kassen inzwischen auch für umfangreiches Sponsoring im Profisport, etwa beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Dadurch soll das Firmenimage aufpoliert und ein Beitrag geleistet werden, damit die Gesellschaft den Waffenproduzenten nicht als Schmuddelkind unter den deutschen Konzern begreifen, sondern als Lieferanten von Produkten, die für die Wahrung von Sicherheit und Freiheit der westlichen Welt nötig sind.

Sollte der CNN-Bericht stimmen, so wäre es nicht die erste russische Bedrohung, der sich Rheinmetall ausgesetzt sieht. Als Papperger im März 2023 den Plan öffentlich machte, in der Ukraine eine Panzerfabrik zu bauen, drohte der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew mit dem Beschuss der Anlagen durch russische Marschflugkörper.

Reaktion des Kreml

Der Kreml wies die Berichte über angebliche russische Anschlagspläne gegen den Rheinmetall-Chef zurück. Es sei sehr schwer, solche Gerüchte zu kommentieren, die ohne seriöse Begründung allein auf irgendwelchen anonymen Quellen basierten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Das alles wird im Stil weiterer Fakes aufgetischt, daher kann man solche Meldungen nicht ernst nehmen.“

Deutsche Politiker äußerten sich besorgt über den angeblichen Anschlagsplan, der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben forderte eine Sondersitzung des Bundessicherheitsrats. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, man äußere sich „nicht zu einzelnen Bedrohungssachverhalten“. „Aber ganz klar ist: Wir nehmen die erheblich gestiegene Bedrohung durch die russische Aggression sehr ernst.“

Brand an Gartenlaube

Eine andere Form der Bedrohung hatte Papperger im April erlebt, als es an seiner Gartenlaube plötzlich brannte und später ein Bekennerschreiben aus der linken Szene auftauchte. Der Sachschaden war gering.

Darauf angesprochen, reagierte Papperger gelassen: „Ich bin einiges gewohnt“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ und berichtete davon, dass ihm Firmenkritiker bei Hauptversammlungen „das Pult kaputtgeschlagen“ hätten. Mit dem angeblichen Anschlagsplan aus Russland erreicht das Bedrohungspotenzial aber eine ganz andere, erschreckende Intensität. (dpa)