Nach dem Angriff auf Krywyj Rih deuten Aufnahmen auf Falschangaben aus Moskau hin. Macron und Selenskyj fordern mehr Druck auf Putin.
„Massenmord“ auf SpielplatzKiew ruft nach Angriff auf Kinder Sicherheitsrat an – Video entlarvt Kreml-Lüge

Blumen und Kuscheltiere liegen auf einem Spielplatz in Krywyj Rih. Bei einem russischen Raketenangriff starben dort am Freitag neun Kinder. (Archivbild)
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Ein russischer Raketenangriff auf zivile Ziele in der ukrainischen Stadt Krywyj Rih sorgt für Rufe nach Konsequenzen für Moskau. Bei dem verheerenden Angriff waren ein Restaurant und ein Kinderspielplatz getroffen worden. Die Zahl der Opfer ist nach ukrainischen Angaben bis zum Montag auf mittlerweile 20 Tote gestiegen. Darunter befinden sich auch neun Kinder und Jugendliche. In der Ukraine und darüber hinaus hatte der Angriff für großes Entsetzen und Forderungen nach mehr Druck auf Russland gesorgt.
Kiew hat dazu für diesen Dienstag eine Dringlichkeitssitzung vor dem UN-Sicherheitsrat initiiert. Es sei die größte Zahl an Kindern, die bei einem einzelnen Schlag seit Kriegsbeginn 2022 getötet wurde, teilte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha auf der Plattform X mit.
Ukraine bringt Raketenangriff vor UN-Sicherheitsrat
Sybiha warf Russland zudem vor, einen Sprengkopf mit Streumunition eingesetzt zu haben, um eine möglichst hohe Opferzahl auf einem Spielplatz zu erreichen. „Es braucht eine klare internationale Antwort auf die russischen Gräueltaten. Solcher Terror sollte niemals normal werden“, sagt der Minister. Er habe auch mit der geschäftsführenden Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) über den Mord an den Kindern gesprochen. Die Amtskollegin habe ihr Beileid bekundet. „Ich danke Deutschland und persönlich Annalena für all die Unterstützung“, sagte Sybiha.
„Diese Angriffe sind Putins Antwort auf alle internationalen diplomatischen Bemühungen“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag im sozialen Netzwerk X. „Jeder unserer Partner – die Vereinigten Staaten, Europa, die ganze Welt – hat gesehen, dass Russland den Krieg und das Töten fortsetzen will. Deshalb darf der Druck nicht gelockert werden.“
Nach Angriffen: Selenskyj und Macron fordern mehr Druck auf Russland
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte zu Wochenbeginn „starke Maßnahmen“, sollte Russland weiterhin eine Friedenslösung blockieren. „Diese Angriffe Russlands müssen ein Ende haben. Es braucht so schnell wie möglich eine Waffenruhe. Und starke Maßnahmen, falls Russland weiterhin versucht, Zeit zu gewinnen und den Frieden zu verweigern“, schrieb Macron auf X.
In Kiew wurde unterdessen am Sonntag ein Mann bei einem russischen Angriff getötet, drei weitere Menschen verletzt. Allein in der vergangenen Woche feuerte Russland laut Selenskyj über 1.460 Gleitbomben, rund 670 Drohnen und mehr als 30 Raketen auf das Land ab. Besonders verheerend war allerdings die Attacke auf Krywyj Rih, dem Geburtsort Selenskyjs.
Angriff auf Kinderspielplatz: Keinerlei Belege für Version des Kremls
Kremlsprecher Dmitri Peskow verwies angesprochen auf den Raketenangriff am Montag auf vorherige Aussagen des russischen Verteidigungsministeriums. Moskau hatte behauptet, es habe sich bei der Attacke um einen „Hochpräzisionsschlag“ gegen Kommandeure der ukrainischen Streitkräfte und westlichen Ausbildern in einem Restaurant gehandelt.
Laut russischen Angaben sollen dabei „bis zu 85 Soldaten“ getötet worden sein. Auf den von ukrainischer Seite veröffentlichten Bildern vom Ort des Angriffs sind jedoch keinerlei Hinweise auf militärische Ziele oder Todesopfer zu sehen. Zu den getöteten Kindern äußerte Moskau sich unterdessen nicht. Der Chef der Militärverwaltung von Krywyj Rih, Oleksandr Wilkul, sprach derweil von einem „Massenmord an Zivilisten“.
Überwachungsvideo widerspricht Kreml: „Hier sind keine Soldaten“
Am Montag legten dann weitere Presseberichte nahe, dass Moskau falsche Angaben zu dem Angriff gemacht hat, bei dem eine Iskander-Rakete eingesetzt worden sein soll. Der französische TV-Sender France 24 veröffentlichte eine Videoaufnahme, die aus dem von Russland angeblich anvisierten Restaurant „Rosemarie“ und vom Zeitpunkt des Angriffs stammen soll. Dort ist kein Militärpersonal in dem Restaurant zu erkennen.
Anwohner, die sich gegenüber Korrespondent Gulliver Cragg äußerten, erklärten zudem, dass sich keine Truppen in der Nähe befunden hätten, berichtete der Sender weiter. „Die Russen sagen, sie hätten auf Soldaten geschossen, aber hier sind keine Soldaten. Das ist einfach schrecklich. So viele Kinder sind gestorben“, zitierte France 24 einen ehemaligen ukrainischen Soldaten, der neben dem Spielplatz wohnt.
Auch der nach Krywyj Rih gereiste Korrespondent habe „keine Hinweise für das angeblich von Russland angegriffene Militärtreffen“ gefunden, berichtete der Sender weiter. (mit dpa)