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Nach erstem DurchbruchUkraine setzt jetzt auf die „gepanzerte Faust“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kampfpanzer Leopard 2 fährt am 02.10.2013 während der Bundeswehr-Übung Landoperationen in Munster (Niedersachsen) schießend durch das Gelände.

Die ukrainischen Truppen bereiten im Süden des Landes ihren Durchbruch vor. Entscheident ist dabei die Unterstützung von gepanzerten Fahrzeugen.

Zwei der drei Bataillone mit deutschen Leopard-Panzern befinden sich bereits in der südlichen Ukraine und sollen einsatzbereit sein.

Das ukrainische Militär hat nach dem erfolgreichen Durchbruch durch Teile der russischen Hauptverteidigungslinie erneut Fortschritte gemacht. „Während der Offensive konnten die ukrainischen Kräfte in Richtung Nowodaniliwka und Nowoprokopiwka vordringen“, sagte Vizeverteidigungsministerin Hanna Malyar am Montag. „Der Feind erleidet im Süden erhebliche Verluste an Personal, Waffen und Ausrüstung.“ Die Russen würden Truppen verlegen und Reservekräfte heranziehen.

Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer erläutert: „Die Russen setzen jetzt auf ihre Elite-Kräfte, und zwar die Fallschirmjägertruppen. Sie kommen immer zum Einsatz, wenn es brenzlig wird.“ Schon bei der versuchten Eroberung Kiews setzte Russland die Einheit ein – und erlitt schwere Verluste.

Minenfelder machen einen schnellen Durchbruch schwierig

Die ukrainischen Streitkräfte verbreitern jetzt den Durchbruch im Süden des Landes, um die Gefahr von Gegenangriffen an den Flanken zu reduzieren. Inzwischen führen sie die Offensive auf einer Breite von 10 bis 15 Kilometern durch. Als Nächstes könnte die ukrainische Armee an Werbowe vorbeiziehen und nach Otscheretuwate vorstoßen, sagt Reisner. „Dort sind die Verteidigungsstellungen nicht so dicht angeordnet wie an den anderen Linien und ein Durchbruch könnte einfacher sein.“ Die ukrainischen Truppen müssten sich noch durch zwei kleinere Linien kämpfen, bevor sie die zweite und dritte Verteidigungslinie erreichen.

Oleksandr Ivanov, a 41-year-old Ukrainian serviceman, learns to walk at the rehabilitation center in St. Panteleimon hospital in Lviv, Ukraine, Monday, July 24, 2023. Ivanov was in the Zaporizhzhia region when he was injured in the head and right side on June 5, 2022, in a mine explosion. Ukraine is facing the prospect of a future with upwards of 20,000 amputees, many of them soldiers who are also suffering psychological trauma from their time at the front. (AP Photo/Evgeniy Maloletka)

Oleksandr Ivanov, ein 41-jähriger ukrainischer Soldat, lernt wieder zu laufen. Iwanow befand sich in einer Minenexplosion und wurde schwer verletzt.

Der ukrainische Militärsprecher Oleksandr Shtupun bestätigte, dass die Minenfelder in der Nähe der nächsten Verteidigungslinie weniger dicht seien als die vorherigen. Dennoch stellten die Minen weiterhin eine enorme Bedrohung dar. Laut Shtupun haben die ukrainischen Streitkräfte mehr Fahrzeuge in der Region stationiert, um neue Ausrüstung und Truppen zu den russischen Verteidigungsstellungen zu bringen. Die Russen hielten weitere Reserven bereit, um ukrainische Angriffe abzuwehren. Über deren Qualität sei aber nichts bekannt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

Ukraine setzt auf gepanzerte Fahrzeuge

„In den bewaldeten Gebieten in der Nähe des Dorfes gehen die Kämpfe weiter“, berichtet die ukrainische Denkfabrik Centre for Defence Strategies (CDS) in ihrem täglichen Lagebericht. Die Russen hätten zuletzt vier ukrainische Angriffe abwehren können, heißt es weiter, doch zwischen Nowoprokopiwka und Werbowe könnten sie den Vormarsch der ukrainischen Einheiten nicht mehr aufhalten.

Ukrainische Soldaten sitzen in einer Panzerhaubitze an der Frontlinie.

Ukrainische Soldaten sitzen in einer Panzerhaubitze an der Frontlinie.

„Die Ukraine setzt auf eine ‚gepanzerte Faust‘, um jetzt durch die nächsten Linien zustoßen“, so Reisner über die nächsten Schritte. Damit meint er den Einsatz schwerer Kampfpanzer und anderer gepanzerter Fahrzeuge. Zwei der drei Bataillone mit deutschen Leopard-Panzern befinden sich bereits in der Region und sind laut Reisner einsatzbereit. „Die Ukraine hat noch weitere Kräfte bereitgestellt, wie eine Brigade mit Schützenpanzern vom Typ Stryker und Marder und britische Kampfpanzer vom Typ Challenger.“ Sobald die Gelegenheit günstig sei, könne diese gepanzerte Faust angreifen, um die russischen Verteidigungsstellungen zu durchbrechen.

Ernstzunehmende Lage für die russischen Truppen

„Für die Russen ist die Lage ernst, aber noch nicht kritisch“, meint Reisner. Die Situation werde für die Russen erst bedrohlich, wenn die Ukraine die nächsten Linien durchbrechen sollte und keine russischen Reserven zur Abriegelung herangezogen werden könnten.

In einer am Montag veröffentlichten Analyse britischer Militärexperten kommen die Analysten zum Ergebnis: „Versuche eines schnellen Durchbruchs haben zu unhaltbaren Verlusten bei der Ausrüstung geführt.“ Die Konstruktion der westlichen Kampffahrzeuge habe aber zumindest eine hohe Zahl getöteter Soldaten verhindert. Entscheidend sei nun, dass die beschädigten Fahrzeuge repariert und wieder eingesetzt werden könnten. „Unabhängig von den ukrainischen Fortschritten dieser Gegenoffensive werden weitere Offensiven nötig sein, um das ukrainische Territorium zu befreien.“ (rnd)