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„Letzte Schlacht mit Würde annehmen“Kommandeur „rebelliert“, Ex-Armeechef tot – Wirbel um Putins Generäle

Lesezeit 3 Minuten
Kremlchef Wladimir Putin (r.) zusammen mit Generaloberst Michail Teplinski bei deinem Frontbesuch im April. Der Kommandeur hat nun offenbar ungewöhnlich offen über russische Verluste gesprochen. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin (r.) zusammen mit Generaloberst Michail Teplinski bei deinem Frontbesuch im April. Der Kommandeur hat nun offenbar ungewöhnlich offen über russische Verluste gesprochen. (Archivbild)

Während ein Video von Generaloberst Teplinski für Wirbel sorgt, wird der ehemalige russische Armeechef Swiridow tot aufgefunden.

Aufregung rund um die russische Armee: Der Kommandeur der russischen Luftlandetruppen, Michail Teplinski, hat sich in einer Videoansprache ungewöhnlich offen zu russischen Verlusten beim Krieg in der Ukraine geäußert. Über die „Rebellion“ Teplinskis berichten mehrere ukrainische Medien übereinstimmend, auch in russischen Telegram-Kanälen wird über die Videobotschaft des Generalobersts berichtet.

In dem auch in sozialen Netzwerken kursierenden Video spricht Teplinski über Verluste von hochrangigen russischen Offizieren, die er teilweise namentlich erwähnt. „Leider geht es im Krieg nicht nur um Erfolge, sondern auch um Verluste“, erklärte Teplinski einem Bericht der ukrainischen Zeitung „Expres“ zufolge. „Im Krieg kommen selbst die am besten vorbereiteten und erfahrensten Kommandeure in Situationen, in denen sie nur noch ihre letzte Schlacht mit Würde annehmen müssen“, hieß es demnach weiter.

Russischer Kommandeur berichtet offen von hochrangigen Verlusten in Putins Armee

Teplinski wirkt in den Videoaufnahmen angeschlagen, die Aussprache einiger Worte misslingt dem General. Unter russischen Militärbloggern wird daher gemutmaßt, das Video sei in einem Krankenhaus aufgenommen worden, da der Kommandeur bei einem ukrainischen Angriff auf das Hauptquartier der russischen Streitkräfte in der Region Dnipro selbst verwundet worden sei. „Er wurde buchstäblich mit Schmerzmitteln vollgepumpt“, zitierte „Expres“ einen russischen Telegram-Kanal.

Die russischen Staatsmedien berichtet unterdessen nicht über das kursierende Video des Generals. Russische Militärblogger berichten unterdessen, die Worte Teplinskis, über den Kremlchef Wladimir Putin noch im April sagte, er „schätze ihn sehr“, hätten für Ärger bei Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow gesorgt. Zuletzt waren der Ukraine in der Region militärische Erfolge gelungen, erstmals überquerten gepanzerte Fahrzeuge den Fluss Dnipro. Russland äußerte sich im Kriegsverlauf bisher nur selten zu eigenen Verlusten.

Ehemaliger russischer Armeechef tot aufgefunden – Todesursache unklar

Für weitere Spekulationen sorgte in Russland am Donnerstag unterdessen der Tod des ehemaligen Kommandeurs der 6. Armee der Luft- und Luftverteidigungskräfte, Waldimir Swiridow. Der 68-Jährige wurde übereinstimmenden Medienberichten tot in seinem Haus in der Region Stawropol aufgefunden. Der Tageszeitung „Kommersant“ zufolge wurde die Leiche des Generalleutnants am 15. November im Bett neben seiner leblosen Frau entdeckt. Demnach soll das Paar bereits vergangene Woche gestorben sein.

Russischer Generalleutnant beklagte sich über schlechte Ausbildung von Piloten

Die Todesursache ist unklar, Anzeichen für einen gewaltsamen Tod gibt es der staatlichen Nachrichtenagentur Ria zufolge jedoch nicht. Spekuliert wird, dass der 68-Jährige und seine Frau an einer Kohlenmonoxidvergiftung verstorben sein könnten. Mitarbeiter des örtlichen Gasversorgers sollen bei Messungen im Haus jedoch keine Überschreitung der zulässigen Grenzwerte festgestellt haben. Der Inlandsgeheimdienst FSB hat den Berichten zufolge nun die Ermittlungen übernommen.

Swiridow war bereits 2009 von seinem Posten als Kommandeur zurückgetreten, zuvor hatte er sich mehrmals über die schlechte Ausbildung russischer Militärpiloten beklagt. Berichten zufolge beteiligen sich auch Teile der 6. Armee der Luft- und Luftverteidigungskräfte am Überfall auf die Ukraine. Von Swiridow ist keine Äußerung zu Russlands Angriffskrieg bekannt geworden.