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Eine Million Soldaten tot oder verletztNeue Zahlen belegen extreme Verluste im Krieg – vor allem in Putins „Fleischwolf“

Lesezeit 3 Minuten
Seit Februar 2022 verteidigt sich die Ukraine gegen den illegalen russischen Angriffskrieg. Mehr als eine Million Soldaten sollen auf beiden Seiten mittlerweile getötet oder verwundet worden sein. (Archivbild)

Seit Februar 2022 verteidigt sich die Ukraine gegen den illegalen russischen Angriffskrieg. Mehr als eine Million Soldaten sollen auf beiden Seiten mittlerweile getötet oder verwundet worden sein. (Archivbild)

Russlands Krieg gegen die Ukraine kostet unzählige Menschenleben. Putins Verluste sollen die der Ukraine deutlich übersteigen.

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach Recherchen der US-Zeitung „Wall Street Journal“ (WSJ) auf beiden Seiten mehr als eine Million Soldaten verletzt und getötet worden. Die ukrainischen Truppen hätten etwa 80.000 Tote und 400.000 verwundete Soldaten zu beklagen, berichtete das Blatt unter Berufung auf eine vertrauliche ukrainische Schätzung.

Russland wiederum habe nach Schätzung westlicher Geheimdienste sogar 600.000 Soldaten verloren, schreibt das „Wall Street Journal“ weiter. 200.000 russische Soldaten seien getötet und mehr als 400.000 verwundet worden, hieß es weiter. Offiziell gibt es weder aus Kiew noch aus Moskau Angaben zu den eigenen Verlusten.

Große Verluste auf beiden Seiten in Russlands Krieg gegen die Ukraine

Die von der Zeitung veröffentlichten Zahlen decken sich aber mit Schätzungen des britischen Verteidigungsministeriums zu Moskaus Verlusten in dem Krieg. Demnach sind seit Kriegsbeginn 610.000 russische Soldaten gestorben oder so schwer verwundet worden, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind.

Ein Ukrainer filmt die nicht identifizierten Gräber von Zivilisten und ukrainischen Soldaten, die von den russischen Streitkräften zu Beginn des Krieges im Gebiet Izium getötet worden waren. (Archivbild)

Ein Ukrainer filmt die nicht identifizierten Gräber von Zivilisten und ukrainischen Soldaten, die von den russischen Streitkräften zu Beginn des Krieges im Gebiet Izium getötet worden waren. (Archivbild)

„Eine Taktik, die auf massiven Infanteriewellen basiert, hat Russland dazu gezwungen, die Frontkräfte mit einem ständigen Strom an neuen Rekruten aufzufüllen“, teilte das Ministerium auf der Plattform X mit.

Wladimir Putins Armee verliert Tausende im „Fleischwolf“

Die rücksichtslose Taktik ist auch als „Fleischwolf“ bekannt geworden, insbesondere in Bachmut hatte die Söldnergruppe Wagner immer wieder auf massive Infanteriewellen gesetzt – ungeachtet der eigenen Verluste. Auch die regulären russischen Truppen setzten an anderen Orten auf den „Fleischwolf“, tausende russische Soldaten fanden dabei den Tod.

Angesichts der enormen Verluste, soll es Moskau inzwischen schwerer fallen, Freiwillige für die Armee zu gewinnen, berichtete das britische Verteidigungsministerium und stützte damit Angaben, die zuvor der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts (HUR), Kyrylo Budanow, gemacht hatte.

Ukrainische Bevölkerung seit Unabhängigkeit enorm geschrumpft

Der Kiewer Geheimdienstchef hatte sich bei seinen Angaben auf russische Dokumente bezogen, die darauf hindeuteten, dass Moskau zuletzt die Prämie für eine Unterschrift der Armee erhöht habe, um die Rekrutierungsprobleme zu bekämpfen. Mitte 2025 erwarte man in Moskau „erhebliche Probleme“, sowohl wirtschaftlich als auch bei der Rekrutierung, erklärte Budanow.

Der hohe Blutzoll, den die beiden Kriegsparteien entrichten, hat unterdessen auch langfristig fatale Auswirkungen. Schon vor dem Ausbruch des bewaffneten Konflikts kämpften Russland und die Ukraine mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen.

Bevölkerungsschwund: „Eine der verheerendsten Folgen der Invasion“

„Als die Ukraine ihre Unabhängigkeit erlangte, hatte sie rund 48 Millionen Einwohner“, berichtete der WSJ-Journalist Matthew Luxmoore bei X. „Inzwischen ist die Bevölkerung auf den von ihr kontrollierten Gebieten auf 25 bis 27 Millionen geschrumpft“, das sei eine der „verheerendsten Folgen der russischen Invasion“, so Luxmoore.

Für die Ukraine, deren Bevölkerung nur rund ein Viertel der russischen ausmacht, sei das Problem existenziell, schreibt das „Wall Street Journal“. Während Russland die Verluste an der Front zumindest teilweise noch durch die Besetzung ukrainischer Gebiete und die Vereinnahmung der dort lebenden Bevölkerung wettmachen könne, müsse Kiew auch noch mit einer Massenflucht ins Ausland klarkommen.

Hohe zivile Opferzahl in der Ukraine – Putin vergrößert Armee

Die Zahl der zivilen Opfer ist ohnehin in die Berechnung nicht eingegangen. Gerade auf ukrainischer Seite sind durch den systematischen Beschuss von Städten und Gemeinden nach Einschätzung von Menschenrechtlern Tausende Menschen getötet worden.

Kremlchef Wladimir Putin hat unterdessen noch am Montag die Truppenstärke der russischen Armee per Dekret erhöht, demnach soll die Armee fortan 1,5 Millionen Soldaten umfassen. „Dies ist auf die extrem feindselige Situation an den westlichen Grenzen und die Instabilität an den östlichen Grenzen zurückzuführen“, begründete Kremlsprecher Dmitri Peskow den Schritt.