Mit seiner Zurückhaltung in Sachen Panzerlieferungen an die Ukraine sorgt Olaf Scholz international für Kritik – und humorvollen Spott.
„Scholzing“ und MemesSo wird Kanzler Scholz international für seinen Panzer-Kurs verspottet
Mit seiner zurückhaltenden Haltung, was mögliche Lieferungen von Leopard-2-Panzern an die Ukraine angeht, sorgt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) international für Kritik – und Spott. Sogar ein Verb hat der Sozialdemokrat im englischsprachigen Raum mittlerweile verpasst bekommen: „Scholzing“.
Laut dem unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, Theodor-Heuss-Preis und Karlspreis ausgezeichneten Historiker Timothy Garton Ash bedeutet „scholzing“ in etwa: „Gute Absichten zu kommunizieren, nur um dann jeden erdenklichen Grund zu nutzen/finden/erfinden, um diese zu verzögern und/oder zu verhindern.“
Garton Ash veröffentlichte eine entsprechende Grafik am Donnerstag auf Twitter – offensichtlich unter Bezugnahme auf die derzeit laufende Debatte über die Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine. Bereits seit Kriegsbeginn hatte Scholz mit seiner oft abwartenden und von vielen als bremsend interpretierten Haltung international für Kritik gesorgt. Nun scheint aus der sachlichen Kritik auch hämische Lästerei zu werden.
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Olaf Scholz und die Panzerfrage: Häme und Spott in den sozialen Netzwerken
So finden sich in den sozialen Netzwerken immer mehr Memes, die den Kanzler aufs Korn nehmen. Scholz mit Clownshut, Scholz mit Clownsschuhen und weitere vermeintlich lustige Bildchen, die Scholz Handeln im Ukrainekrieg veräppeln, kursierten am Donnerstag in großer Zahl in den sozialen Netzwerken.
Besondere Aufmerksamkeit bekommt dabei mittlerweile eine Anekdote, die Scholz laut eines Berichts des „Spiegel“ kürzlich Fraktionsmitgliedern erzählt haben soll. Der Kanzler verwies darauf, dass er beim Joggen von einem polnischen Mitbürger angesprochen worden sei, der ihm gedankt habe, dass er sich von der polnischen Regierung und den Forderungen nach Panzer-Lieferungen nicht verrückt machen lasse. Es sei ärgerlich, dass die Debatten in Deutschland auch missbraucht würden, um gegen die Bundesregierung zu schießen, erklärte Scholz und forderte die Abgeordneten demnach auf, sich nicht verunsichern zu lassen.
Olaf Scholz' Jogging-Anekdote entwickelt sich „zum internationalen Witz“
Die Anekdote hat sich mittlerweile „zum internationalen Witz entwickelt“, wie der Journalist Robin Alexander auf Twitter zusammenfasste und auf einen Tweet des stellvertretenden Außenministers von Polen verwies. „Gestern traf ich beim Joggen in Berlin ein deutsches Ehepaar, das Polen Kriegsreparationen zahlen wollte und sich sehr schämte, dass die Bundesregierung so lange mit der Zahlung von Reparationen an Polen für Schäden und Raub im Zweiten Weltkrieg gezögert hat“, schrieb Arkadiusz Mularczyk auf Twitter.
Auch der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland und jetzige stellvertretende Außenminister der Ukraine, Andrij Melnyk, griff Scholz‘ Anekdote auf. „Muss an der falschen Stelle joggen, da sich alle, denen ich begegnete, fragten, warum zum Teufel Deutschland keine Leopard-Panzer, Tornado-Kampfjets und Kriegsschiffe mit U-Booten liefert“, schrieb Melnyk auf Twitter.
Er teilte dazu ein Foto, das ihn offenbar beim Joggen in einem Park zeigt – im Hintergrund sind Enten und Tauben erkennbar. „Selbst Kiewer Enten und Tauben verstehen nicht so recht, was in Berlin vor sich geht“, fügte Melnyk an.
Ukraine probiert es mit Humor: „Ramstein - Hier kommt der Leo“
Auch der offizielle Twitteraccount der Ukraine versucht es mittlerweile mit Humor. Am Freitag twitterten die Ukrainer „Ramstein – Hier kommt der Leo“ – eine Anspielung auf ein Lied der populären deutschen Rockband „Rammstein“ namens „Hier kommt die Sonne“. Im pfälzischen Ramstein findet am Freitag die Unterstützerkonferenz für die Ukraine statt.
Es wird eine Entscheidung in der Panzerfrage erwartet, denn die von einigen europäischen Ländern geplanten Lieferungen von Leopard-2-Panzern sind nur mit deutscher Zustimmung möglich. Zuletzt hieß es, Scholz wolle nur zustimmen, wenn auch die USA Kampfpanzer liefern. Am Donnerstagabend bestritt der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius diese Darstellung in einem ARD-Brennpunkt jedoch, gab allerdings auch keine Auskunft über den Stand der Dinge.
Auch ernsthafte Kritik an Olaf Scholz Leoparden-Kurs: „Er will bei künftigen Geschäften mit Russland in der ersten Reihe stehen“
Das Vorgehen des Bundeskanzlers sorgt neben Memes und Witzen allerdings auch für ernsthafte Kritik. „Scholz will als letzter Panzer einsetzen, weil er bei künftigen Geschäften mit Russland in der ersten Reihe stehen will“, schrieb der amerikanische Politikwissenschaftler und Politikberater Paul Massaro auf Twitter. „Er will sich absichern. Wir alle sehen es.“
Auch der deutsche Politikwissenschaftler und Sicherheitsexperte Carlo Masala sprach sich bereits mehrfach für Leopard-Lieferungen an die Ukraine aus.
Der ehemalige Nato-General Egon Ramms erklärte unterdessen im Gespräch mit dem ZDF in dieser Woche: „Deutschland wird Farbe bekennen müssen – ob so oder so. Ich möchte darauf verweisen, dass der Druck in den letzten Stunden ständig größer geworden ist. Insofern wäre es gut, eine Entscheidung zu treffen, die auch der Ukraine hilft, denn es geht ja letztendlich auch um die Soldaten und die Menschen in der Ukraine und deren Leben.“