Nach dem Tod von Saluschnyjs Berater will Kiews Geheimdienst ein Attentat nicht ausschließen. Die Granate stammte wohl aus Deutschland.
„Russland versucht Attentate“Granate in Geschenk – Berater von Armeechef in Ukraine getötet
Ein enger Berater des Oberbefehlshabers der ukrainischen Armee ist am Montag (6. November) bei der Explosion eines seiner Geburtstagsgeschenke getötet worden. Ein „unbekannter Sprengsatz in einem seiner Geschenke“ sei detoniert, erklärte Armeechef Waleryj Saluschnyj im Onlinedienst Telegram. Sein Assistent und „enger Freund“ Gennadij Tschastiakow sei „unter tragischen Umständen (...) an seinem Geburtstag getötet“ worden.
Die Hintergründe waren zunächst unklar. Es gab widersprüchliche Angaben. So meldete die „Ukrainska Pravda“ Tschastiakows Frau habe ausgesagt, dass ihr Mann eine Geschenktüte mit einer Flasche Alkohol und Schnapsgläsern in Form von Granaten mit nach Hause gebracht habe. Als er das Paket geöffnet habe, sei es explodiert.
Ukraine: „Enger Freund“ von Armeechef bei Granatexplosion getötet
Anders stellte am Abend der ukrainische Innenminister die Abläufe dar. Demnach hat es sich nicht um Gläser in Form von Granaten gehandelt, sondern um scharfe Waffen, die Tschastiakow von einem Kollegen geschenkt bekommen habe.
Wie Igor Klymenko auf Telegram erklärte, hatte Tschastiakow seinem Sohn eine Schachtel mit Granaten gezeigt, die er geschenkt bekommen hatte. „Zuerst nahm der Sohn die Munition in die Hand und begann, den Ring zu drehen. Dann nahm der Militärangehörige ihm die Granate weg und zog an dem Ring, was zu einer Explosion führte“, erklärte Klymenko.
Widersprüchliche Berichte: Attentat oder tragischer Unfall?
Der 13-jährige Sohn des Soldaten sei bei der Explosion schwer verletzt worden, hieß es weiter. Fünf weitere Granaten seien zudem von der Polizei in der Wohnung Tschastiakows sichergestellt worden. Auf Fotos, die von ukrainischen Medien veröffentlicht wurden, waren die Granaten zu sehen.
Die Polizei hat nach eigenen Angaben einen Soldaten identifiziert, der Tschastiakow das tödliche Geschenk gemacht haben soll. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden. Laut ukrainischen Medienberichten soll es sich um eine Granate des Modells DM51A2 aus deutscher Produktion gehandelt haben.
Ukrainischer Geheimdienst: „Der Feind versucht natürlich Attentate zu verüben“
Einer Quelle der „Kyiv Post“ zufolge sei es möglich, dass Taschastiakow annahm, es handle sich um ein Scherzgeschenk. Mit den Granaten habe eine Flasche „guter Whiskey“ in einer Holzbox gelegen, der Vertraute des Armeechefs könnte also geglaubt haben, dass es „nicht um scharfe Granaten, sondern Glasattrapen“ gehandelt habe. Vieles spreche für einen „tragischen Unfall“, hieß es weiter in dem Bericht.
Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR) Andrij Yusow wollte sich unterdessen im Gespräch mit „New Voice“ noch nicht festlegen. „Die Ermittlungen dauern an“, erklärte Yusow. Es sei möglich, dass es sich um eine „Tragödie“ handele, sicher sei jedoch, dass „der Feind natürlich versucht, alle Arten von Sabotage und Attentaten zu verüben und das auch weiterhin versuchen wird“. Im konkreten Fall müssten nun aber die Untersuchungsergebnisse abgewartet werden.
„Sein Leben voll und ganz dem Kampf gegen die russische Aggression gewidmet“
Oberbefehlshaber Saluschnyj lobte unterdessen, dass sein „enger Freund“ Tschastiakow seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 „sein Leben voll und ganz den Streitkräften der Ukraine und dem Kampf gegen die russische Aggression gewidmet“ habe. Der Getötete hinterlässt demnach eine Frau und vier Kinder. (mit afp)