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Kühlwasser wird immer knapperSorgen um Atomkraftwerk nach Dammbruch – Kontrolle zu gefährlich

Lesezeit 3 Minuten
Dieses vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichte Foto zeigt eine Gesamtansicht des Kernkraftwerks Saporischschja in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine.

Dieses vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichte Foto zeigt eine Gesamtansicht des Kernkraftwerks Saporischschja in einem Gebiet unter russischer Militärkontrolle im Südosten der Ukraine.

Das AKW Saporischschja hat bisher sein Kühlwasser aus dem Kachowka-Stausee bezogen. Der trocknet nach dem Dammbruch immer weiter aus.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat einen geplanten Besuch am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine aus Sicherheitsgründen verschoben. Die Lage des AKWs ist seit der Sprengung des Kachowka-Damms unklar. Am Dienstag hatte Grossi erklärt, er sei „sehr besorgt“ darüber, dass das AKW im Zuge der laufenden ukrainischen Gegenoffensive noch mehr in Gefahr geraten könnte.

Nach Kachowka-Dammbruch: Stausee verliert immer mehr Wasser

Am Mittwoch kursierten Aufnahmen in sozialen Netzwerken, die einen nahezu gänzlich ausgetrockneten Stausee zeigen. Im Hintergrund soll das Atomkraftwerk, das sein Kühlwasser aus dem See bezieht, zu sehen sein. Unabhängig überprüfbar ist die Authentizität des Videos derzeit nicht. Bereits in den letzten Tagen war der Pegel des Stausees jedoch drastisch gesunken, wie Satellitenaufnahmen zeigten.

Grossi habe seinen geplanten Besuch verschieben müssen, da es in der Umgebung des größten AKWs Europas zu schweren Gefechten gekommen sei, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Laut russischen Angaben ist der Besuch „um einen Tag verschoben“ worden, so zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass einen Verantwortlichen des russischen AKW-Betreibers Rosenergoatom. Die Berichte wurden von der IAEA zunächst weder bestätigt noch dementiert.

IAEA-Chef kann AKW Saporischschja nicht besuchen: Russland nennt keine Gründe

Grossi sollte das größte europäische Atomkraftwerk ursprünglich am Mittwoch besuchen, um die Sicherheit des Standorts nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms zu bewerten. Die russischen Stellen nannten zunächst keine Gründe für die Verschiebung des Termins. Auch aus Kiew kam bisher keine Bestätigung der Verzögerung.

Der Kachowka-Staudamm war vor einer Woche zerstört worden. Daraufhin waren riesige Mengen Wasser aus dem Stausee ausgetreten, der auch zur Kühlung der sechs Reaktoren des AKW genutzt wird. Die Reaktoren des von Russland besetzten Kraftwerks sind seit Monaten abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss jedoch weiterhin ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern.

Grossi hat das AKW seit der Besetzung durch russische Kräfte im März des vergangenen Jahres mehrere Male besucht. Die Sicherheit des Kraftwerks wurde immer wieder durch Angriffe und Kämpfe in der Umgebung bedroht, für die sich Moskau und Kiew gegenseitig verantwortlich machen.

Ukraine: Immer wieder Sorgen um von Russland besetztes AKW Saporischschja

In der Ukraine gibt es nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms, für den Kiew Russland verantwortlich macht, die Befürchtung, dass auch das AKW in Saporischschja zum Ziel einer gezielten Sabotage werden könnte.

Iuliia Mendel, ehemalige Sprecherin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, warnte am Montag davor, dass die Pläne Wladimir Putins einen „Unfall“ am AKW beinhalten könnten. Bereits zuvor gab es Warnungen, dass russische Truppen, Sprengsätze auf der Anlage platziert haben könnten.

Mehr als eine Million Menschen sollen laut des Vorsitzenden des Regionalrats der Region Dnipropetrowsk, Mykola Lukaschuk, unterdessen nach dem Dammbruch von Wasserknappheit bedroht sein, berichtet „The Kyiv Independent“ am Mittwoch. (das/afp)