Die Reichweite der ukrainischen Streitkräfte verdoppelt sich mit dem neuen US-Raketensystem. Die Waffe sei eine „ernsthafte Bedrohung“, heißt es.
„Eine gewaltige Waffe“Neues US-Raketensystem sorgt für Unruhe in Russland
Das neueste Unterstützungspaket der US-Regierung für die Ukraine sorgt für Unruhe in Russland. Teil des 2,2 Milliarden Dollar schweren Hilfspaket für Kiew sind erstmals auch Raketen, die mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern Angriffe auf alle russischen Nachschublinien im Osten der Ukraine sowie auf Teile der russisch besetzten Krim ermöglichen.
Die „Ground Launched Small Diameter Bomb“ (GLSDB), wird vom US-Luftfahrtkonzern Boeing und der schwedischen Saab Gruppe produziert. Die Waffe kann laut Herstellerangaben von den bereits an die Ukraine gelieferten MLRS und HIMARS abgefeuert werden und zeichnet sich durch einen im Vergleich zu anderen Raketen geringen Preis aus.
Neues US-Raketensystem verdoppelt Reichweite der Ukraine
Ein weiterer laut Hersteller entscheidender Vorteil der Waffe: Sie wird nicht in einer ballistischen Flugbahn abgefeuert, sondern von ihrer Trägerrakete lediglich in die Höhe befördert, um sich dann abzukoppeln und ins Ziel zu gleiten. So könne die Bombe sogar die Richtung ändern und hinter Bergrücken verborgene Ziele treffen, heißt es beim Hersteller.
In Russland hat man die Lieferung offenbar genau zur Kenntnis genommen. Die neuen Bomben, die erstmals in einem Krieg zum Einsatz kommen, seien eine „ernsthafte Bedrohung“, zitiert die staatsnahe russische Nachrichtenagentur TASS den Leiter des „Zentrums für die Entwicklung von Verkehrstechnologien“, Alexei Rogosin.
Unruhe in Russland wegen neuen Raketensystems: „Das ist eine gewaltige Waffe“
Besonders bedrohlich sei, dass die Rakete „in der Endphase des Fluges ein ‚kalter Körper‘ ist“, was sie für Luftabwehrsystem schwer erkennbar mache. Auch die geringe Größe des Geschosses stelle Radarsysteme vor Probleme, führte Rogosin aus. Eine „hohe Serienproduktion“ sorge zudem für einen geringen Preis. „Das ist eine gewaltige Waffe“.
Auch die russische Politik reagierte auf die Ankündigung der USA. Sollte die Ukraine mit den Waffen „russisches Territorium“ attackieren, würden Verhandlungen unmöglich gemacht, drohte der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitrij Medwedew. Moskau betrachtet die Krim seit der Annexion im Jahr 2014 als eigenes Hoheitsgebiet.
Moskau reagiert mit Drohungen auf Reichweitenvergrößerung der Ukraine
„Das Ergebnis wird genau das Gegenteil sein. In diesem Fall wird es keine Verhandlungen geben – nur Vergeltungsschläge“, wurde Medwedew von mehreren russischen Medien zitiert. Die gesamte Ukraine werde „in Flammen aufgehen“.
Derartige Drohungen hatte es aus Moskau bereits als Reaktion auf vorherige Waffenlieferungen des Westens gegeben. Auch Präsident Wladimir Putin hatte am Gedenkdank für die Schlacht von Stalingrad am 2. Februar mit Bezug auf die neusten Waffenlieferungen des Westens mit einer „Antwort“ gedroht.
US-Medien: Bis zur Lieferung der „GLSDP“ könnten Monate vergehen
Die amerikanische Lieferung der Langstreckenraketen folgt auf den Entschluss einiger westlicher Länder, Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden hatte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu entschieden, Leopard-2-Panzer aus Bundeswehrbeständen in die Ukraine zu schicken. Die Amerikaner wollen ihre Abrams-Panzer in die Ukraine entsenden.
Kiew hatte sich unterdessen „ATACMS“-Raketen erhofft, die noch größere Distanzen zurücklegen können – die „GLSDB“ gelten nun als Kompromiss. Mit den neuen Raketen verdoppelt sich die bisherige Reichweite der ukrainischen Streitkräfte.
Wie bei den Abrams wird auch die „GLSDB“ allerdings nicht aus US-Beständen geliefert, sondern beim Hersteller für die Ukraine bestellt. Bis die amerikanischen Panzer und die reichweitenstarken Raketen in der Ukraine eintreffen, könnten US-Medienberichten zufolge einige Monate vergehen. (das)