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Russen beklagen „Militärversagen“Ukraine greift erstmals mit ATACMS-Raketen mit besonders großer Reichweite an

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt den Abschuss einer amerikanischen ATACMS-Rakete bei einer Übung. Nach langem Zögern hat die USA der Ukraine die Raketen mit größerer Reichweite zur Verfügung gestellt. Sie könnten nun erstmals zum Einsatz gekommen sein. (Archivbild)

Das Bild zeigt den Abschuss einer amerikanischen ATACMS-Rakete bei einer Übung. Nach langem Zögern hat die USA der Ukraine die Raketen mit größerer Reichweite zur Verfügung gestellt. Sie könnten nun erstmals zum Einsatz gekommen sein. (Archivbild)

Die Ukraine hat Flugplätze tief im besetzten Gebiet nahe Berdjansk und Luhansk angegriffen. Russische Militärbeobachter zeigen sich frustriert.

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge vier Angriffe auf Flugplätze tief im von Russland besetzten Staatsgebiet durchgeführt, das gab der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte am Dienstagmorgen bekannt. Demnach seien Flugplätze nahe der Städte Berdjansk und Luhansk beschossen worden. Am Dienstagabend bestätigte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass die Ukraine die Raketen mit großer Reichweite eingesetzt hat.

„Die Raketentruppen zerstörten zwei Hubschrauber an Landeplätzen, ein Munitionsdepot und ein feindliches Artilleriefahrzeug“, teilte der Generalstab mit. In sozialen Medien kursierte am Dienstagmorgen ein Video, das Explosionen in Berdjansk zeigen soll. Laut der ukrainischen Zeitung „Pravda“ tauchte das Video, auf dem die Explosionen nur aus weiter Entfernung sichtbar sind, in lokalen Telegramkanälen auf. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Russland dementiert ukrainische Angaben: Angeblich keine Verluste in Berdjansk

Russland leugnete am Dienstag einen erfolgreichen ukrainischen Angriff auf Berdjansk. „Um 2:30 Uhr Moskauer Zeit waren in Berdjansk eine Reihe von Explosionen zu hören. Nach vorläufigen Informationen funktionierte das Luftverteidigungssystem der russischen Streitkräfte“, zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA die Besatzungsverwaltung der Region. Es habe keine Verluste oder Zerstörungen gegeben. Auch diese Angabe lässt sich nicht unabhängig überprüfen.

Allerdings deuten Aussagen von russischen Militärbloggern am Dienstag daraufhin, dass die Ukraine mit ihrem Angriff durchaus erfolgreich gewesen sein könnte. „Heute ist kein guter Morgen“, schrieb einer der Blogger in seinem Telegram-Kanal. „Die Ukrainer haben mit ATACMS unser Flugfeld in der letzten Nacht angegriffen“, hieß es weiter. Am Nachmittag berichtete dann auch die US-Zeitung „The Wall Street Journal“ von einem ersten Einsatz der amerikanischen ATACMS-Raketen.

Russische Militärblogger berichten von „einem der schwersten Schläge“ seit Kriegsbeginn

Es sei einer der „schwersten Schläge seit Beginn der militärischen Spezialoperation – wenn nicht der schwerste“ gewesen, berichtete der Blogger zudem. Russische Soldaten seien bei dem Angriff getötet worden, auch „Ausrüstung“ sei zerstört worden. Die Ukraine machte unterdessen keine Angaben zu den bei den Angriffen verwendeten Waffensystemen.

Laut den Analysten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) zeigen sich die russischen Militärberichterstatter zuletzt immer unzufriedener. Beschwerden über eine „angebliche Einschränkung der Informationen über russisches Militärversagen“, seien in den letzten Tagen in größerer Zahl vorgekommen, berichten die Analysten in ihrem aktuellen Lagebericht zum Krieg gegen die Ukraine.

Erfolgreiche ukrainische Angriffe: Russen beklagen „Militärversagen“

So sei es kaum thematisiert worden, dass Russland allein im September bei Gefechten rund um Bachmut rund 1.500 Soldaten verloren habe, beklagte ein Blogger. Ein anderer Berichterstatter reagierte darauf und räumte ein, lediglich zehn bis zwanzig Prozent der „traurigen Nachrichten“, die er erhalte, auch zu veröffentlichen.

Die Angaben der Militärblogger decken sich unterdessen mit den jüngsten Berichten über „extreme Verluste“ der russischen Streitkräfte bei Gefechten rund um die Stadt Awdijiwka, die rund 70 Kilometer von Bachmut entfernt nahe der Großstadt Donezk liegt. Ungeachtet der offenbar vielen getöteten Soldaten setzt Russland seine Offensive auf die Stadt laut ISW fort. Am Montag hätten russische Truppen kleinere Geländegewinne in der Region verzeichnet, meldeten die US-Analysten.