Seit einer für Moskau peinlichen Offensive hält die Ukraine Gebiete in der Region Kursk. Nun startet Kiew überraschend einen neuen Vorstoß.
Neue Blamage für Putin in Kursk?Ukraine startet überraschend Offensive – Russen melden „schwierige“ Lage
Die ukrainischen Streitkräfte haben im westrussischen Gebiet Kursk überraschend eine neue Offensive gestartet. „Gebiet Kursk, gute Nachrichten: Russland erhält das, was es verdient“, schrieb der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, auf Telegram – und bestätigte damit indirekt den Vorstoß. Zunächst hatten russische Militärblogs von den Angriffen der Ukrainer berichtet.
Russische Telegram-Kanäle schildern „schwierige Lage“
„Die ukrainischen Streitkräfte haben tatsächlich eine Offensive gestartet“, berichtete einer der russischen Telegram-Kanäle. „Verluste erlitten. Die Lage ist schwierig“, hieß es weiter. Ein anderer Kanal meldete erste Erfolge der ukrainischen Truppen, die sich den Überraschungseffekt zu Nutze gemacht hätten. „Die Gefechte sind heftig“, hieß es weiter. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben der russischen Kriegsblogger nicht.
Auch Andrij Kowalenko, der Leiter des Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation beim Sicherheits- und Verteidigungsrat, der dem ukrainischen Präsidenten unterstellt ist, erklärte jedoch, dass die Russen in Kursk überrascht worden seien, ukrainische Angriffe liefen in mehrere Richtungen. Das Militär in Kiew selbst machte zunächst noch keine Angaben zu den Angriffen.
Moskau bestätigt ukrainische Offensive in Kursk
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Vorstoß unterdessen am Sonntagmittag. „Um den Vormarsch der russischen Truppen in Richtung Kursk zu stoppen, startete der Feind am 5. Januar gegen 09:00 Uhr Moskauer Zeit einen Gegenangriff“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass das Ministerium.
Bei Telegram und anderen sozialen Netzwerken kursierten am Sonntagmittag zudem Fotos und Videos, die Bewegungen ukrainischer Militärkolonnen in Kursk zeigen sollen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen derzeit nicht.
Neue Offensive in Kursk: Ausfallstraße im Visier
Als Hauptstoßrichtung gilt die Ausfallstraße nach Kursk nordöstlich der Kleinstadt Sudscha, die die Ukrainer bei ihrer überraschenden Sommeroffensive einnehmen konnten. Die neue Offensive rund zwei Wochen vor der Amtseinführung Donald Trumps am 20. Januar könnte Beobachtern zufolge dazu dienen, russische Schwächen aufzuzeigen, um aus einer besseren Position heraus bei den erwarteten Verhandlungen zu starten.
Bereits in den letzten Tagen hatte es Warnungen vor einer möglichen Offensive in russischen Telegram-Gruppen gegeben. Demnach habe die Ukraine bis zu 20.000 Soldaten in der Region versammelt, berichtete ein russischer Kriegsblogger bereits Ende Dezember, der Angriff werde vor dem 7. Januar erwartet, hieß es damals weiter.
Putin setzt mittlerweile auch Nordkoreaner in Kursk ein
Die ukrainische Armee war im August letzten Jahres in die russische Grenzregion einmarschiert und hält seitdem Gebiete dort besetzt. In den letzten Wochen war Russland die Rückeroberung einiger Territorien gelungen, den für den Kreml peinlichen Vorstoß der ukrainischen Truppen konnte Moskau bisher jedoch nicht beenden.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat mittlerweile auch nordkoreanische Truppen in die Region entsandt. Zuletzt mehrten sich Berichte über heftige Verluste auch in den Reihen der von Kim Jong Un an den Verbündeten überstellten Soldaten in Kursk. (mit dpa)