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Schwere Kämpfe in BachmutWagner-Chef droht Putin und dem Kreml: „Dann fällt die Krim“

Lesezeit 4 Minuten
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in der Umgebung von Bachmut. Der Anführer der berüchtigten Söldner-Truppe droht nun Wladimir Putin mit einem Truppenabzug.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in der Umgebung von Bachmut. Der Anführer der berüchtigten Söldner-Truppe droht nun Wladimir Putin mit einem Truppenabzug.

Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, klagt über Munitionsmangel bei seinen Söldner-Truppen im umkämpften Bachmut – und attackiert den Kreml.

Jewgeni Prigoschin, Gründer und Chef der russischen Söldner-Gruppe „Wagner“, hat der russischen Regierung um Präsident Wladimir Putin mit einem Rückzug seiner Truppen aus der seit Monaten schwer umkämpften Stadt Bachmut gedroht. „Wenn Wagner sich jetzt aus Bachmut zurückzieht, wird die gesamte Front zusammenbrechen“, erklärte Prigoschin in einem am Wochenende auf Telegram veröffentlichten Video. „Die Situation wird für alle militärischen Formationen, die russische Interessen schützen, nicht schön sein.“

Die Drohungen des Wagner-Chefs kommen nicht allzu überraschend, Prigoschin liegt immer wieder im Clinch mit dem Kreml und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zuletzt hatte er bereits über zu wenig Munition für seine Soldaten geschimpft. Die Botschaft: Ohne die Wagner-Gruppe würde Russland schlecht dastehen. Zudem kritisierte er scharf, dass die russischen Behörden seine Söldner-Truppe für Niederlagen im Krieg verantwortlichen machen wollten.

Chef der Wagner-Gruppe: Jewgeni Prigoschin droht Wladimir Putin mit Abzug aus Bachmut

Nun droht Prigoschin also mit dem Abzug seiner Privatarmee aus Bachmut – und somit auch damit, die regulären russischen Truppen, die in der ukrainischen Stadt kämpfen, im Regen stehenzulassen. Laut dem Wagner-Chef hätte die Ukraine dann die Chance, ganz Luhansk zurückzuerobern – und sogar russisches Gebiet zu betreten. „Dann bricht die Front, dann fällt die Krim“, prognostizierte Prigoschin.

Mit der Realität muss das jedoch nicht unbedingt etwas zu tun haben, unabhängig überprüfbar sind Aussagen zu den Kampfhandlungen in Bachmut ohnehin kaum. Wahrscheinlicher als eine Tatsachen-Beschreibung Prigoschins ist, dass der Wagner-Chef den Stellenwert seiner Söldner-Gruppe weiter erhöhen – und sich so Einfluss im russischen Machtzirkel sichern will. Dabei könnte es auch um weitere lukrative Aufträge für die Prigoschin Söldner gehen.

Jewgeni Prigoschin: „Ist es nur gewöhnliche Bürokratie oder ein Verrat?“

„Im Moment versuchen wir herauszufinden, was der Grund dafür ist: Ist es nur gewöhnliche Bürokratie oder ein Verrat?“, kommentierte der Wagner-Chef den Munitionsmangel an der Front nun mit scharfen Worten. Der größte Teil der zugesagten Munition sei seinen Truppen zuletzt nicht geliefert worden.

Das russische Militär setzte derweil auch am Sonntag seinen Kampf zur Eroberung von Bachmut fort. „Sie (die russischen Truppen) hören nicht auf, gegen Bachmut und die umliegenden Siedlungen anzustürmen“, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht am Abend mit. Zahlreiche Siedlungen rund um Bachmut seien mit Mörsern und Artillerie beschossen worden.

Berüchtigte Wagner-Gruppe in Bachmut: Schwere Gefechte auch am Wochenende

Bisher wird Bachmut von drei Seiten bedrängt, lediglich eine Seite im Westen ist noch offen und bietet den ukrainischen Truppen einen Korridor für einen möglichen Rückzug. „Die Verteidiger halten ihre Stellung“, sagte Sehij Tscherewaty, Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost. „Und wir haben die Möglichkeit, Munition, Proviant und Medizin zu liefern sowie Verwundete abzutransportieren.“

Die russischen Truppen versuchen schon seit Wochen, die zur Festung erklärte Stadt Bachmut zu erobern. Dabei setzt Russland neben regulären Streitkräften auch Prigoschins berüchtige Privatarmee ein, die nach ukrainischen Berichten bereits schwere Verluste erlitten haben sollZuletzt wurden die russischen Verluste in Bachmut von Kiew auf rund 500 Mann pro Tag beziffert. Die Angaben sind allerdings nicht überprüfbar.

Jewgeni Prigschin immer wieder im Konflikt mit Kreml und Wladimir Putin

Prigoschins Wagner-Gruppe wurde bereits 2014 gegründet, lange hatte sich der russische Oligarch jedoch nicht dazu bekannt, der Chef der Söldner-Truppe zu sein. Mittlerweile tritt er ganz offen als Wagner-Anführer in Erscheinung und rekrutierte im letzten Jahr sogar persönlich in russischen Straflagern Gefangene für den Kriegseinsatz in der Ukraine.

Prigoschin setzt dabei auf raue Sitten: Denjenigen, die sich für den Einsatz entscheiden, verspricht er eine Begnadigung, sofern sie sechs Monate an der Front überleben. All jene, die sich an der Front umentscheiden und doch nicht kämpfen wollen, würden als Deserteure von einem Exekutionskommando erschossen, kündigte Prigoschin an.

Dabei geht die Wagner-Gruppe überaus brutal zu Werke, im letzten Jahr gab es Berichte, ein Deserteur sei mit einem Vorschlaghammer hingerichtet worden. Ein anderer Deserteur, Andrej Medwedew, ist unterdessen die Flucht nach Norwegen gelungen. „Sie trieben diejenigen zusammen, die nicht kämpfen wollten, und erschossen sie vor den Augen der Neuankömmlinge“, beschrieb er die Methoden der Wagner-Gruppe gegenüber CNN.