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Mit Kritik an Putins TruppenWagner-Chef Prigoschin meldet sich offenbar erstmals seit Aufstand zurück

Lesezeit 3 Minuten
Dieses vom Pressedienst von Prigoschin zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoansprache. Ein Video soll nun den ersten Auftritt Prigoschins in der Öffentlichkeit seit seinem kurzzeitigen Aufstand zeigen.

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoansprache. Ein Video soll nun den ersten Auftritt Prigoschins in der Öffentlichkeit seit seinem kurzzeitigen Aufstand zeigen.

Ein Video soll Jewgeni Prigoschin erstmals seit seinem Beinahe-Putsch bei einer Ansprache vor seinen Kämpfern in Belarus zeigen.

Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat sich knapp einen Monat nach seinem kurzen Aufstand gegen Moskaus Militärführung offenbar erstmals wieder persönlich mit einer Kampfansage zu Wort gemeldet.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin offenbar erstmals seit Aufstand wieder in der Öffentlichkeit

Demnach äußerte er sich in Russlands Nachbarland Belarus im Dorf Molkino vor seinen Kämpfern und kündigte an, etwa auch in Afrika weiter im Einsatz zu sein. In einem Video, das Wagner-Kanäle bei Telegram verbreiteten und das Prigoschin zeigen soll, war der Söldner-Chef schemenhaft in der Dunkelheit zu sehen und der Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin zu hören.

„Ich freue mich, Euch alle zu begrüßen“, sagte Prigoschin dem Vernehmen nach vor einer Wagner-Einheit. Der 62-Jährige zeigte sich dankbar, dass Belarus die Truppe nach dem Beinahe-Putsch am 24. Juni „nicht nur wie Helden, sondern auch wie Brüder“ aufgenommen habe.

Jewgeni Prigoschin kritisiert bei Auftritt in Belarus erneut die russische Armee

In den vergangenen Tagen hatte auch das Verteidigungsministerium in Minsk die Ankunft der Wagner-Kämpfer bestätigt, die nun die belarussischen Streitkräfte ausbilden sollen. „Wir werden einige Zeit in Belarus bleiben“, sagte Prigoschin. „Ich bin sicher, dass wir in dieser Zeit die belarussische Armee zur zweiten Armee der Welt machen werden“, meinte er. Er selbst hält Wagner für die beste, also erste Armee der Welt.

Einmal mehr lobte Prigoschin seine Söldner für deren Kampf im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er bezeichnete die derzeitige Lage dort an der Front für Russland als „Schande“. Wagner könne froh sein, sich daran nicht mehr beteiligen zu müssen. Zugleich sagte er, dass seine Privatarmee ihr Niveau weiter verbessern und nicht nur in Afrika im Einsatz sein werde.

Jewgeni Prigoschin nach Aufstand gegen Wladimir Putin wochenlang von Bildfläche verschwunden

In einer anderen zuvor verbreiteten Sprachdatei hatte Prigoschin erstmals eingeräumt, er habe einen Teil seiner Aktiva in Afrika veräußert, um „Verpflichtungen“ zu begleichen. Details nannte er nicht. Aber er betonte, dass Wagner überall dort kämpfen werde, wo es nötig sei.

Auch eine Rückkehr ins Kriegsgebiet in der Ukraine sei möglich, wenn die Kämpfer überzeugt sein könnten, sich dort nicht schämen zu müssen. Zu hören war auf dem Video lauter Applaus.

Wagner-Kommandeur Utkin stellte sich in dem Video als Namensgeber der „in der ganzen Welt bekannten“ Gruppe vor. Er gilt als großer Fan der Musik des deutschen Komponisten Richard Wagner, weshalb die Armee so heißt. „Ich bin dieser eigentliche Wagner“, sagte er.

Nach seinem kurzzeitigen Aufstand war Prigoschin zunächst wochenlang von der Bildfläche verschwunden – zuvor gab sich der Wagner-Chef überaus kommunikativ und veröffentlichte regelmäßig Videos über seine Telegram-Kanäle.

Konflikt mit dem Kreml: Jewgeni Prigoschin probte den Aufstand – aber nur kurz

Mehrfach kritisierte Prigoschin dabei auch die russische Militärführung, ehe er schließlich Ende Juni mit seinen Truppen kurzzeitig in die russische Stadt Rostow einfiel und schließlich damit drohte, die Söldner-Gruppe nach Moskau zu entsenden. Kurz darauf machte Prigoschin dann eine Kehrtwende, beorderte seine Truppen zurück – und verließ Russland in Richtung Belarus.

Wo sich der Wagner-Chef derzeit hauptsächlich aufhält, bleibt weiterhin unklar. Die englische Zeitung „The Guardian“ berichtete am Mittwoch unter Bezugnahme auf das oppositionelle belarussische „Hajun“-Projekt, der Wagner-Chef sei extra für die Ansprache am Dienstagabend aus Russland in das Nachbarland gereist und habe das Land danach prompt wieder verlassen.

Belarussischen Medienberichten zufolge sollen sich derzeit rund 2.000 bis 2.500 Wagner-Kämpfer in Belarus aufhalten. Laut „Guardian“ deuten Satelliten-Bilder jedoch daraufhin, dass in einem eigenes für die Wagner-Söldner errichteten Lager bis zu 7.500 Kämpfer Platz finden könnten.

Anfang des Monats hatte das Pentagon unterdessen erklärt, es gehe davon aus, dass die meisten Wagner-Truppen auf ihren Stützpunkten in der Ukraine verblieben seien, aber nicht mehr aktiv an den Kämpfen an der Front beteiligt seien.